Das Netz der Welpenmafia
„Ich verkaufe ...“, steht unter einem Foto eines Chihuahua auf der Internet-Plattform. Neun Wochen „allt“, „geimft“, „mit chip“ und „super Charakter“, fasst der Inserent in holprigem Deutsch auf zwei Zeilen zusammen. Das wichtigste Verkaufsargument sind die Bilder des putzigen Jungtiers, das dem Betrachter verschlafen entgegenblickt.
Ein Anruf, ein Versuch. Die Dame am Telefon erklärt die Spielregeln: „300 Euro“, vielleicht „20 weniger“, Abholung ab Haus. „Wann?“
Der Handel mit Welpen aus osteuropäischen Farmen blüht – vor allem übers Internet. Rund 90 Prozent der Geschäfte in Österreich werden laut der Tierschutzorganisation Vier Pfoten im World Wide Web angebahnt. Auf den drei größten Verkaufsplattformen sind rund um die Uhr per Mausklick geschätzte 20.000 Vierbeiner zu haben. „80 Prozent davon werden illegal angeboten“, sagt Christina Bielowski, Kampagnen-Leiterin von Vier Pfoten.
Accessoire Hund
Soeben ist das Buch „Die Welpenmafia. Wenn Hunde nur noch Ware sind“ in den heimischen Handel gekommen. Es zeichnet den Weg von den verdreckten Ställen in Osteuropa bis in heimische Wohnzimmer nach. Material steuerte Vier Pfoten bei. Autorin Gerda Melchior: „Ein Käufer hier sieht das Elend in den Vermehrerstationen nicht.“ Die Muttertiere seien „arme Wesen, ausgemergelt, voller Geschwüre und permanent trächtig“, auch wegen hormonversetzten Futters.
Ahnungslose Käufer
Die Rechnung mit den billigen Hunden gehe nie auf, erzählt Gasperl: Unterm Strich kämen zur günstigen Anschaffung noch immense Arztkosten hinzu, sofern das Tier überhaupt überlebe.
Solche Warnungen gehen ins Leere. Die „Hundedealer“, wie Gasperl sie nennt, werden immer gewiefter. „Unter dem Deckmantel des Tierschutzes“, getarnt als karitative Einrichtung, werden „angeblich aus einer Tötungsstation gerettete Tiere“ gegen eine „Schutzgebühr“ verkauft.
Vorschläge, um den Welpenhandel trockenzulegen, gibt es: Vier Pfoten fordert eine europaweite Chip- und Registrierungspflicht und einen eigenen Straftatbestand.
Autorin Melchior setzt auf Aufklärung: „Es ehrt jeden Menschen, dass er Mitleid mit einem Lebewesen hat.“ Es sei aber der falsche Ansatz. „Wird einer gekauft, wird der nächste nachproduziert.“
Buchtipp: Christopher Posch, Gerda Melchior, Volker Schütz: Die Welpenmafia – Wenn Hunde nur noch Ware sind; 244 Seiten, hansanord Verlag; 20,60 Euro
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