Ein Erfolgsunternehmen in Schieflage

Ein Erfolgsunternehmen in Schieflage
Bei der Supermarktkette MPreis kriselt es schon länger. Entgegen aller Beschwichtigungen aus dem Familienunternehmen muss nur Personal abgebaut werden

Mit einer offensiven Strategie hat sich MPreis in den vergangenen fünf Jahrzehnten den Status als Platzhirsch unter den in Tirol agierenden Supermarkt-Unternehmen gesichert. 

In einem langjährigen Kampf um die besten Standorte gegen Handelsriesen wie Rewe oder Spar wurde ein dichtes Filialnetz aufgebaut, im Erfolgsrausch schließlich auch über die Bundeslandgrenzen expandiert – nach Südtirol, Vorarlberg, Oberösterreich, Kärnten und in die Steiermark.

Kein Grund zum Feiern

Ausgerechnet im 50. Jahr des Bestehens kam nun die Hiobsbotschaft: Gegenüber der Tiroler Tageszeitung hatte das Familienunternehmen Angang der Woche einen Stellenabbau bestätigt. Wie viele der rund 6.000 Mitarbeiter – der Großteil davon ist im Stammbundesland Tirol angestellt – betroffen sind, war vorerst noch nicht klar. 

Die Gewerkschaft rechnet mit 200 bis 300 Stellen. Ganz überraschend kommt diese Entwicklung nicht. Bereits Anfang 2023 hatte der KURIER von Turbulenzen berichtet. 

Zu Gerüchten über finanzielle Schwierigkeiten und Filialschließungen befragt, hieß es damals von Martina Dutzler, Mitglied der MPreis-Geschäftsführung, man werde sich die Filialportfolios anschauen und sich auf Tirol konzentrieren. „Das hat mit den extrem hohen Energie-, Diesel- und Transportkosten zu tun. Wir haben als Mittelständler halt ein Lager. Und das steht in Völs“, erklärte Dutzler die Probleme. 

Im April stand sie bei einer Pressekonferenz zum Firmenjubiläum noch an der Seite von David Mölk, Vertreter der Eigentümerfamilie in der Geschäftsführung. Kurz darauf ging sie von Bord. Die Chefetage des Lebensmittelhändlers, der auch Bäckerei-Filialen (Baguette) und Tiefkühl- und Getränkemärkte (T&G) betreibt, war in den vergangenen Jahren ein regelrechtes Karussell. Auch das ein Indiz für die Schieflage. 

Im Sommer 2022 machte an der Unternehmensspitze zunächst Peter Paul Mölk Platz für David Mölk. Mit Dutzler und Kerstin Neumayer, die nur ein Jahr blieb, wurden Positionen in der Geschäftsführung erstmals mit familienexternem Personal besetzt. Inzwischen hat Mölk zwei Männer an seiner Seite.

Höchste Marktdichte

Aus dem herausfordernden Umfeld für MPreis machte er bei der Pressekonferenz im Frühjahr auf Nachfrage kein Hehl: „Wir haben in Österreich die höchste Dichte an Lebensmittelmärkten in ganz Europa. Und im Westen die höchste von Österreich.“

281 Mpreis-Filialen in Österreich

49 miniM-Märkte 

26 MITALIA Märkte (Mpreis in Italien)

163 Baguette Café Bistros

36 T&G Filialen 

Inflation und Energiekrise waren für MPreis nur schwer verdaulich. Zu Corona-Zeiten fielen zudem auch noch die Umsätze aus Filialen in Tourismusorten aus. 2022 und 2023 brachten jeweils ein Minus. Man sei nun aber „wieder auf einem guten Weg nach oben“, hieß es noch vor vier Monaten.

Dass die MPreis-Krise nun auch die Landesregierung auf den Plan ruft, ist kein Wunder. Immerhin ist das Unternehmen der größte private Arbeitgeber Tirols. ÖVP-Landeshauptmann Anton Mattle hat bereits Gespräche mit der Geschäftsführung geführt. 

In seinem Auftrag sollen zwei Landesräte ein Treffen mit allen Sozialpartnern organisieren, um soziale Folgen best- und schnellstmöglich abzufedern, wie er erklärte.

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