Mord/Selbstmord: Ermittlung abgeschlossen

In diesem Haus in Kühnsdorf erstach die Mutter ihren Sohn. Die Großmutter des Buben fand die Leichen.
Eine Mutter tötete ihren 4-jährigen Sohn und dann sich selbst. Die 29-Jährige soll nach dem Tod eines Freundes in ein psychisches Loch gefallen sein.

Schock. Das ist das eine Gefühl im 1600-Seelen-Ort Kühnsdorf im Bezirk Völkermarkt. Schock darüber, dass die 29-jährige Sabine P. am Samstag zuerst ihren vierjährigen Sohn und dann sich mit einem Messer tötete (der KURIER berichtete in einem Teil seiner Ausgabe).

Unverständnis. Das ist das andere Gefühl. Was trieb die Mutter dazu, ihr eigenes Fleisch und Blut zu töten?

Samstag, 9.45 Uhr. Großmutter P. möchte ihr vierjähriges Enkerl zum Einkaufen abholen, sie läutet an der Türe des dreistöckigen Mehrfamilienhauses, doch niemand öffnet. Irritiert sperrt sie mit einem Ersatzschlüssel die Wohnung ihrer Tochter auf – und findet Tochter und Enkerl in einer Blutlache.

„Die Ermittlungen zu diesem Fall sind abgeschlossen“, heißt es dazu am Sonntag vom zuständigen Staatsanwalt Christian Gutschi zum KURIER. „Es war Mord und Selbstmord.“ Kriminalisten und Gerichtsmediziner hätten den Tathergang eindeutig rekonstruieren können; auch ein Abschiedsbrief sei gefunden worden – über dessen Inhalt man aber keine Auskunft geben könne.

Die mögliche Beteiligung Dritter sei „total auszuschließen“, erklärt auch die Polizei Eberndorf dem KURIER. Auf die Obduktion der Leichen wurde daher verzichtet.

Methadon

Im Kühnsdorf erfährt man, dass Sabine P. in der Vergangenheit Drogenprobleme gehabt habe; laut Polizei war sie in einem Methadon-Ersatzprogramm. Vor Kurzem sei ein guter Freund der 29-Jährigen im Suchtgiftmilieu gestorben. „Sie war in den Tagen vor der Tat in einem psychischen Tief“, erzählt man im Ort. Dass Sabine P., die als fürsorgliche Mutter beschrieben wird, ihr eigenes Kind mit in den Tod nehmen würde, daran dachte aber bis Samstag niemand.

Zehn bis 15 Kinder werden jedes Jahr in Österreich von ihren Eltern getötet; das geht aus einer im Jahr 2011 veröffentlichten Studie des Wiener AKH hervor. In mehr als 70 Prozent der Fälle sind die Mütter die Täter. Am häufigsten werden solche Taten am ersten Tag nach der Geburt verübt. Mit steigendem Alter der Kinder nimmt die Zahl der Tötungen ab.

Während Väter bei derartigen Taten häufig unter Alkoholeinfluss stehen und danach oft Selbstmord begehen, trifft das bei Müttern so gut wie nicht zu. Sie sind öfter psychotisch erkrankt und leiden an Persönlichkeitsstörungen oder Depressionen.

Für die Studie untersuchte das AKH 150 Fälle in Österreich über einen langen Zeitraum hinweg. Ein Großteil der getöteten Kinder wurde erstickt (22 Prozent), 17 Prozent wurden ertränkt, acht Prozent erschossen und fünf Prozent erschlagen.

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