Mobbing-Verdacht bei der Polizei: Zwei Pistolen verschwunden
Es geht um verschwundene Pistolen und Mobbing: Ein Fall, in dem die Polizei normalerweise ermitteln würde, spielt sich nun in deren eigenen Reihen ab. Seit Jahren stehen dabei Vorwürfe gegen die Landespolizeidirektion Salzburg im Raum. Fast die ganze Riege der Führungskräfte wurde im Rahmen der Ermittlungen befragt. Am Donnerstag wurde in der Causa vor dem Wiener Zivilrechtsgericht verhandelt.
Eine 54-jährige Ex-Polizistin klagte die Republik wegen Mobbings auf Schadenersatz. Seinen Ursprung nahm der Fall vor mehreren Jahren. Die Klägerin schrieb im Rahmen ihrer Ausbildung bei der Polizei eine Bachelorarbeit, in der es um sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz ging.
Von da an sollen der stellvertretenden Leiterin des Kriminalreferats von ihren Vorgesetzten Steine in den Weg gelegt worden sein. Ein Funkgerät, das sie angeblich verloren hatte, soll von ihrem Chef in seinem Büro verwahrt worden sein, was offenbar unüblich war. „Typisch Claudia (Name von der Redaktion geändert)“, soll der damals ranghöchste Salzburger Exekutivbeamte, die angebliche Nachlässigkeit der Polizistin vor Kollegen kommentiert haben.
Keine Einladung
Die Frau soll auch nicht zu wichtigen Besprechungen eingeladen worden sein. Ein männlicher Kollege mit dem gleichen Dienstgrad hingegen schon. Am Donnerstag war der Salzburger Stadtpolizeikommandant als Zeuge beim Prozess. „Man hätte die Klägerin auch einladen können (zu den Besprechungen Anm.)“, meinte die Richterin und hielt später im Prozessprotokoll fest, dass der Zeuge kein sachliches Argument vorbringen könne, warum das nicht geschehen ist.
Der angebliche Plan, die Frau aus dem Polizeidienst zu ekeln, sei schließlich in dem Verschwinden von zwei ihrer Pistolen gegipfelt. Von den Waffen fehle seit 2013 jede Spur. Die Klägerin hatte ihre privaten Pistolen in einem Schrank in der Polizeiinspektion gelagert – laut ihrer Aussage im Wissen ihres Vorgesetzten.
Beim Prozess am Donnerstag sagte dieser jedoch aus, dass er davon nichts gewusst habe. Dass die Waffen verschwunden sind, kam bei einer routinemäßigen Überprüfung 2014 ans Licht. Der Polizistin wurde daraufhin ihre Waffenfähigkeit und damit auch ihre Berufsfähigkeit entzogen. Sie musste in Frühpension gehen, ein Trauma sei die Folge.
Lückenhafte Protokolle
Die Aufzeichnungen rund um die Waffenschränke der Polizeiinspektion seien laut der Richterin „lückenhaft“. Der Zeuge konterte: Man kenne sich seit Jahren und das sei üblich. Er habe vom Landespolizeidirektor erst später erfahren, dass die Kollegin eine Mobbing-Beschwerde im Innenministerium eingebracht hatte. Darum hätte sich der oberste Polizist des Landes aber gekümmert, die Sache sei für ihn erledigt gewesen.
Fakt ist, dass die Waffen weiterhin verschwunden bleiben. Zugang zu dem Zimmer, in dem sich der Waffenschrank befand, hätten alle Polizisten der Dienststelle gehabt. Den Schlüssel für das Fach will die Klägerin bei einer Übersiedelung der Dienststelle irrtümlich abgegeben haben. Ein Urteil gibt es in dem Fall noch keines.
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