Die Schülerinnen und Schüler können auch ein wenig ausprobieren, was in der Ausbildung auf sie zukommt: Wer einen technischen Beruf lernen will, muss in der Regel schweißen können. Deshalb hat Jan Steinkogler von der Vamed, die die für Haustechnik im Wiener AKH, verantwortlich ist, einen Schweißsimulator dabei.
Badr ist einer der Jugendlichen, die virtuell schweißen dürfen. Er interessiert sich für den Beruf des Anlagen- und Betriebstechnikers: „Ich war bei der Firma Hörbiger schnuppern und habe mir eine HTL angeschaut“, erzählt er. Steinkogler ist beeindruckt und fragt: „Willst du dich bei uns bewerben?“ Der ansonsten schüchtern wirkende Schüler strahlt plötzlich und antwortet: „Natürlich“. Der Vamed Lehrlingsausbildner freut sich über jeden, der sich bei ihnen bewirbt: „Es ist nicht so einfach, gute Lehrlinge zu finden".
Dass er in Aspern geeignete Lehrlinge finden wird, weiß Steinkogler: „Ich habe einen Sohn an der Schule und finde die Berufsorientierung hier besonders vorbildlich.“
Auch Alois Grill von der ÖBB ist auf der Suche nach jungen Menschen: „Wir haben jedes Jahr etwa drei Lehrlinge aus der Schule. Für heuer erhoffe ich mir mehr.“ Er ist überzeugt, dass es für motivierte und zielstrebige Jugendliche selten so einfach war, eine Karriere zu starten. Das Gute an der Lehre sei, „dass man alles von Anfang an lernt. Wer als HTL-Absolvent oder Akademiker kommt, hat diesen Vorteil nicht.“
Außerdem, so sagt ein Lehrling, der für die Bank Austria künftige Kollegen gewinnen will: „Zum Glück hat die Lehre mittlerweile ein besseres Image.“ Und man verdient schon früh sein eigenes Geld.
Frauen und Technik
Was auffällt: Immer noch sind es überwiegend Burschen, die sich für technische Berufe interessieren. Und den Mädchen, die diesen Weg einschlagen wollen, wird von der Familie manchmal abgeraten. Zum Glück gibt es Lehrlingsbeauftragte wie Bernadette Irnberger von Wien Energie. Sie ermutigt eine Schülerin, sich nicht von ihrem Traumberuf abbringen zu lassen: „Es ist dein Leben und du musst glücklich werden“, sagt sie bei einem Bewerbungsgespräch. In ihrem Betrieb sind 40 Prozent der Lehrlinge, die einen technischen Beruf erlernen, weiblich.
Anders im Einzelhandel. Hier ist der Frauenanteil immer noch hoch. Bewerbungen bekommen Markus Kassan und Asima Zukic von Billa aber von Burschen und jungen Damen. Was nicht nur den beiden auffällt, sondern allen Ausbildnern: Die Jugendlichen hier sind sehr gut auf diesen Tag vorbereitet. „Einer wusste sogar, wann Billa gegründet wurde“, erzählt Kassan begeistert. Wenn möglich, wird nicht nur er im nächsten Jahr wiederkommen.
Berufsorientierung als Schwerpunkt in der Schule
Dass die Jugendlichen so gut vorbereitet sind, liegt auch daran, dass in der Schule Berufsorientierung groß geschrieben wird. Bereits in der 3. Klasse steht Berufsorientierung auf dem Stundenplan. Da geht es um so Fragen: Was kann ich besonders gut? Welche Berufsfelder gibt es? Was glauben andere, was ich gut kann? Will ich lieber weiter in die Schule gehen oder mache ich doch eine Lehre?
Viele wissen dann schon, in welche Richtung es geht. In der 4. Klasse dürfen die Schülerinnen und Schüler sich dann für einen von vier Modulen entscheiden, in denen sie ihre Fertigkeiten vertiefen. Neben Gesundheit und Soziales sind das Tourismus, Wirtschaft und Technik. Wer das letzte Modul wählt, hat etwa vertiefenden Unterricht in Mathematik oder IT .
Die Schule kooperiert mit mittleren und höheren Schulen, um die Jugendlichen bestmöglich auf die Zukunft vorzubereiten. Zudem bietet sie jährlich einen Business Day (siehe oben) an, wo Firmen in die Schule kommen und sich präsentieren. Die Schülerinnen und Schüler haben vorher alle eine Bewerbungsmappe gestaltet, die sie an dem Tag vorlegen können.
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