Industrie will die duale Ausbildung bekannter und beliebter machen

Georg Knill, Präsident der Industriellenvereinigung, fordert mehr Werbung für die Lehre. „Wir möchten sowohl Jugendliche als auch ihre Eltern ansprechen“, sagt er im Rahmen einer Pressekonferenz. Dabei macht er drei Vorschläge, wie die duale Ausbildung bekannter und besser werden kann.
So will die Industriellenvereinigung neue Zielgruppen ansprechen – darunter Erwachsene, Hilfskräfte, Frauen, die für technische Berufe gewonnen werden sollen, sowie Zugewanderte. Dass man einen qualifizierten Zuzug brauche, sei auch der FPÖ klar, meint Knill. Ein weiterer Punkt sei, dass man den Menschen vermitteln müsse, dass eine Lehre keine Einbahnstraße ist, wenn es um die Weiterbildung geht, denn eine anschließende Matura oder ein Studium seien durchaus möglich. Der letzte Vorschlag lautet: Es braucht einen „Qualitätsbooster“ an den Berufsschulen.
Bewerber haben große Defizite
Einen Booster braucht es jedoch nicht nur in den Berufsschulen, sondern im Schulsystem insgesamt. Denn immer mehr Jugendliche beherrschen nach neun Jahren Schule grundlegende Fähigkeiten nicht. „Es fehlt vielen an Basiswissen in den Fächern Mathematik, Deutsch und Englisch. Auch beim Persönlichkeitsprofil gibt es Defizite“, sagt Knill.
David Pfarrhofer vom Market-Institut bestätigt das. Im Auftrag der Industriellenvereinigung hat er die Mitglieder befragt, wie es um die Bewerberinnen und Bewerber für einen Lehrplatz steht und wie es um die Berufsorientierung bestellt ist. Die Ergebnisse sind wenig zufriedenstellend: Jeder zweite Betrieb bemängelt, dass die Bewerberinnen und Bewerber schlechter geeignet sind als in den Vorjahren. Im Jahr 2021 war es noch jeder dritte Betrieb. Großen Handlungsbedarf sehen die Unternehmen vor allem in der Vorbereitung auf die Arbeitswelt und in der Vermittlung von Grundkompetenzen. Auch Umgangsformen würden in den Schulen nicht ausreichend vermittelt.
Lehre als Vorteil im internationalen Wettbewerb
Für Robert Machtlinger, Präsident von „Zukunft Lehrer Österreich“, ist es wichtig, dass die Lehre als wesentliche Säule der Berufsbildung weiterentwickelt wird: „Der Standort steht derzeit unter enormem Druck. Die duale Ausbildung ist hier ein enormer Vorteil, denn sie existiert nur in Österreich, Deutschland und der Schweiz.“ Deshalb sei es notwendig, dass die Berufsorientierung eine zentrale Rolle in den Schulen spielt. Gleichzeitig müsse die Qualität der Lehre verbessert werden. „Und auch das Image muss verbessert werden.“
Ausbildung als Investition
Knill stellt fest, dass viele Betriebe bereit sind, in die Ausbildung ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu investieren. „Wir stecken zwar in einer Rezession, haben als Unternehmer aber schon viele Krisen gemeistert. Ich bin jedoch sicher, dass wir wieder positivere Zeiten erleben werden.“ Für diese Zeiten brauche es jedoch gut ausgebildete Arbeitnehmer.
Würde man die Vorschläge der Industriellenvereinigung umsetzen, so würde das nicht unbedingt mehr Geld kosten, meint Knill: „Wir haben jetzt schon eines der teuersten Schulsysteme der Welt und sind bei PISA nur im Mittelmaß. Hier gibt es sicher andere Möglichkeiten.“
Kommentare