Mit Zeremonie, aber ohne Kirche

Die freie Natur wird als Kulisse für die Trauung immer beliebter.
Die „Hochzeitsredner“ haben in drei Jahren für über 100 Brautpaare Zeremonienmeister gespielt.

Die katholische Kirche hatte über 2000 Jahre Zeit am großen Ritus zu feilen, der den Bund fürs Leben besiegeln soll. Für viele Brautpaare ist diese Zeremonie der Inbegriff der Traumhochzeit. Doch für manche von ihnen ist die Tür zur Kirche nach einer Scheidung verschlossen. Und andere haben mit Religion einfach nichts am Hut oder einen anderen Glauben als ihr künftiger Partner.

Bonus zum Standesamt

All jenen, denen das Jawort am Standesamt allein zu wenig Pomp und Trara bereithält, bieten in Tirol seit drei Jahren die „Hochzeitsredner“ ihre Dienste feil. „Die Idee ist mir gekommen, als ich für meine eigene Hochzeit eine freie Zeremonie haben wollte“, erzählt Unternehmensgründerin Susanne Parth-Blackman.

Sie hat 2010 einen Standesbeamten gefunden, der ihr diesen Wunsch erfüllt hat. Noch im selben Jahr hat die Innsbruckerin für rund 20 Hochzeiten das Zeremoniell organisiert. Vor Kurzem durfte sich das Team von Parth-Blackman über die 100. Trauung freuen, die man innerhalb von nur drei Jahren durchgeführt hat. Julia und Volker Stanzel erfüllten sich dabei den Traum von einer Hochzeit unter freiem Himmel, umrahmt von der Naturkulisse des Hintertuxer Gletschers. „Diesen Blick, das kann mir keine Kirche geben“, schwärmt die Braut noch heute.

Ein Gotteshaus wäre aber ohnehin nicht in Frage gekommen. Die gebürtige Tirolerin ist aus der Kirche ausgetreten, ihr Mann aus Niederösterreich ist evangelisch. „Aber ich kann sowieso nichts mit einem Pfarrer anfangen, der mich gar nicht kennt. Die Hochzeitsredner haben sich mit uns getroffen und die Zeremonie ganz auf uns zugeschnitten“, nennt die 29-Jährige einen weiteren Grund, sich für eine freie Trauung zusätzlich zur standesamtlichen Eheschließung zu entscheiden.

Trend aus den USA

In Großstädten hat sich diese Form der Hochzeit längst etabliert. „Vor allem in den USA, wo es so viele unterschiedliche Konfessionen gibt, liegt das stark im Trend“, erklärt Parth-Blackman. Dass ihr Geschäft in Tirol regelrecht boomt, hat aber noch mit einem anderen Umstand zu tun. „Es gibt Paare, für die ist es einfach ein Traum, in Tirol auf dem Berg zu heiraten.“ Ein Drittel der Kundschaft der „Hochzeitsredner“ kommt aus dem Ausland. Es sind vor allem Deutsche, aber auch Russen und Engländer, die die Dienste des Teams beanspruchen.

Das Zeremoniell ist dem einer kirchlichen Hochzeit nicht unähnlich. „Es gibt den Einzug des Brautpaars, das Jawort, den Ringtausch und die Hochzeitskerze“, erzählt die Innsbruckerin. Und statt Fürbitten werden von Freunden teilweise eben „gute Wünsche“ vorgetragen.

Anstoßen mit Glühwein

Einen großen Unterschied zur Hochzeit vor dem Altar gibt es allerdings. Bei der Wahl der Location sind der Fantasie praktisch keine Grenzen gesetzt. Die „Hochzeitsredner“ waren bereits auf Almen, an Seen und sogar schon in Iglus im Einsatz. „Winterhochzeiten kommen immer öfter vor. Statt Prosecco gibt es dann halt Glühwein“, erzählt Parth-Blackman lachend. Die Hochsaison geht aber gerade zu Ende. „Im September machen wir die meisten Trauungen.“

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