Mit dem Medizinmobil gegen den Schmerz der Obdachlosen

In einem Krankenwagen und einer Ambulanz in Bahnhofsnähe bieten die Mitarbeiter von Medcare Obachlosen mit gesundheitlichen Problemen eine Basisversorgung.
Medizinische Hilfe für Menschen, die auf der Straße leben: Die Mitarbeiter von Medcare warten nicht, bis die Menschen aus Randgruppen zu ihnen kommen.

Das Leben ohne Dach über dem Kopf ist mit Schmerzen verbunden. Die Witterung setzt der Haut zu. Wunden verheilen aufgrund der mangelnden Hygiene schlecht und können sich leicht entzünden. Das Übernachten auf der Straße fährt buchstäblich in die Knochen und verursacht untern anderem Rückenschmerzen.
Walter (Name geändert) sieht aus, als wäre er 70 Jahre alt, dabei ist er knapp 50. Er ist nicht krankenversichert. Nach einem Knochenbruch will er von Uschi Waibel wissen, wie es nach dem Krankenhausaufenthalt für ihn weitergeht. Die Notärztin ist Teammanagerin von Medcare. Das Projekt von Caritas und Rotem Kreuz bietet seit einem halben Jahr medizinische Basisversorgung für soziale Randgruppen in Innsbruck. Es richtet sich an Menschen, die aus verschiedensten Gründen keinen Versicherungsschutz haben. „Wir haben aber auch Leute, die sich die Rezeptgebühr nicht leisten können“, erklärt Waibel.

Medcare betreibt eine Ambulanz in der Nähe des Bahnhofs. Doch jeden Freitag fahren die Helfer mit einem Krankenwagen durch Innsbruck. Er folgt der Route des „Vinzibus“, der Essen an Obdachlose verteilt. Hinter der Markthalle hat sich bereits eine Schlange bei der mobilen Speisung gebildet.

Die Armut hat kein Klischeegesicht. Vielen der Obdachlosen ist ihre Situation nicht auf den ersten Blick anzusehen. Nach dem Essen lassen sich einige beim Medcare-Bus behandeln. „Sie kennen uns und wir sie. Am Anfang mussten wir noch aktiv auf sie zugehen“, erzählt Veronica Biebel. Die Diplomkrankenschwester gehört zu den Freiwilligen, die Medcare unterstützen. Neben Pflegekräften und Sanitätern sind rund zehn Ärzte unentgeltlich für die gute Sache unterwegs.

200 Menschen wurden innerhalb eines halben Jahres bereits versorgt. Fabian Bundschuh kennt sie alle. Der Diplompfleger ist neben einer Sozialarbeiterin der einzige Angestellte des Projekts. Steigt er aus dem Bus aus, gibt es gleich ein großes Hallo. „Es gibt viele, die einfach froh sind, dass ihnen jemand zuhört“, erzählt Bundschuh.
Dass die Medcare-Mitarbeiter nicht nur in der Ambulanz auf Patienten warten, sondern mit ihrem Medizinmobil auf der Straße unterwegs sind, hat laut Waibel einen guten Grund: „Das senkt die Hemmschwelle.“ Außerdem seien viele oft einfach damit überfordert, zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort zu sein.

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