Gespielt wird sie seit der ersten Folge von Brigitte Antonius, die mit ihren 90 Jahren zu den ältesten noch aktiven Schauspielerinnen im deutschsprachigen Raum zählt. Die Österreicherin – teils Burgenländerin, teils Wienerin – dreht gerade in Deutschland, deswegen findet das Interview mit dem KURIER telefonisch statt.
Unermüdlich
„Ich hoffe, es stört Sie nicht, dass ich währenddessen mit meinen Hunden spazieren gehe“, sagt sie. Antonius hat schon einen ganzen Drehtag hinter sich – abgeholt wurde sie um 5.30 Uhr in der Früh, müde klingt sie aber kein bisschen. „Ich drehe drei bis vier Tage pro Woche, könnte aber auch mehr“, erklärt sie. „Es macht Spaß und hält fit und jung. Ich kann nicht in Pension gehen, für mich ist die Arbeit ein Genuss.“
Ursprünglich wollte Antonius, Tochter eines Chirurgen, Ärztin werden, aber dann kam alles anders. Sie arbeitete vor der Matura als Au Pair in St. Gilgen, dort habe die ältere Dame, die sie bekochte, eine ehemalige Schauspielerin, gesagt: „Das Brigittchen sollte ans Theater gehen“.
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Damit war die Idee in Antonius’ Kopf gepflanzt. „Ich bin mir irgendwie toll vorgekommen.“ Talent hatte sie, darum wurde sie auf Anhieb beim Max Reinhardt Seminar aufgenommen. Der Vater, der sowieso immer gefunden hatte, dass der Arztberuf für eine Frau zu anstrengend sei, zeigte sich hocherfreut.
Ein Stück Zeitgeschichte
Antonius spielte in Heimatfilmen der 1950er-Jahre, etwa in „Der Wilderer vom Silberwald“ und eroberte auch die Bühnen die Welt. Sie spielte unter anderem auch an renommierten Universitäten. „Ich war an der Sorbonne, in Cambridge, in Oxford, an der großen Universität Peking, um den Studenten Lust auf die deutsche Sprache zu machen.“
Von manch zeitgeschichtlichem Ereignis blieb ihre Karriere nicht unberührt. Nachdem der damalige Bundeskanzler Bruno Kreisky (SPÖ) den palästinensischen Politiker Jassir Arafat umarmt hatte, wurde Antonius’ Engagement in Israel beendet, noch bevor es begonnen hatte. An Aufträgen mangelte es ihr ohnehin nie. Sie drehte sogar mit Hollywood-Legende Steven Spielberg für den Film „München“. Ihm seien 150 Schauspielerinnen für die Rolle einer deutsch-jüdischen Widerstandskämpferin vorgeschlagen worden und er habe sie ausgewählt, erzählt sie nicht ohne Stolz.
Sehnsucht
Dass sie bei „Rote Rosen“ für Jahre eine filmische Heimat finden würde, sei unverhofft gekommen. „Ich habe zuerst gedacht, das ist eine alberne Kindersendung.“ Ihre Schwester habe ihr aber gut zugeredet. Als Serienoma hat sie in Deutschland einen so hohen Bekanntheitsgrad, dass es Fake-News-Berichte über ihr vermeintliches Ableben sogar in die Bildzeitung geschafft haben.
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Ausgelastet ist die Grande Dame von „Rote Rosen“ noch nicht – und sehnt sich dabei ein bisschen zurück in ihre Heimat. „Ich würde wirklich gerne in einer österreichischen Produktion mitspielen.“
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