Missbrauch im Jugendtreff: Gemeindebediensteter in Haft

Wie es mit der Einrichtung in Altach weiter geht, ist unklar
Mehrere Opfer befürchtet: Bis zu 500 Jugendliche könnten in den vergangenen Jahren mit dem Mann in Kontakt gekommen sein.

Jahrelang soll ein Gemeindebediensteter aus Altach (Bezirk Feldkirch) Kinder im örtlichen Jugendtreff sexuell missbraucht haben. Jahrelang soll davon niemand etwas mitbekommen haben. „Wir fühlen uns in der Verantwortung und stellen uns natürlich Fragen wie ,Was haben wir falsch gemacht?‘ oder ,Wie konnte der Missbrauch so lange unentdeckt bleiben?‘“, sagte Bürgermeister Gottfried Brändle am Montag bei einem Pressegespräch.

Mit näheren Informationen hielten sich sowohl Gemeinde als auch Polizei zurück. Der Verdächtige ist offenbar in der Vorwoche festgenommen worden und sitzt mittlerweile in Untersuchungshaft. Fragen zum Tatzeitraum, wie sich der mutmaßliche Täter zu den Anschuldigungen verantwortet und ob einschlägige Vorstrafen gegen den Mann vorliegen, blieben unbeantwortet. „Das Einzige, das wir sagen können, ist, dass es um das Delikt des sexuellen Missbrauchs von Unmündigen geht“, hieß es von Polizeisprecherin Susanne Moll unter Berufung auf „Opferschutzgründe und laufende Ermittlungen“. Eine betroffene Familie dürfte den Stein kürzlich ins Rollen gebracht haben: 15 Jahre nach einem entsprechenden Übergriff soll sie den Kontakt zur Gemeinde gesucht haben soll.

Die wenigen Details, die zu dem Fall bekannt sind, schockieren. „Man kann sich vorstellen, mit welcher Dimension man rechnen muss“, meinte der Ortschef angesichts der Tatsache, dass der Verdächtige in den vergangenen Jahren über die Einrichtung mit bis zu 500 Jugendlichen in Kontakt gekommen sein könnte. Zudem soll der Mann auch in einem Nachbarort zeitweise engagiert gewesen sein. Er wurde von der Gemeinde umgehend suspendiert.

Für Betroffene haben die Verantwortlichen eine Beratungshotline ( 05 1755 505) beim Vorarlberger Institut für Sozialdienste (ifs) eingerichtet. Für die Psychologin Ruth Rüdisser, die frühere Leiterin des ifs-Kinderschutzes, kam es nicht überraschend, dass Jahre vergangen sein dürften, bis die Missbrauchsfälle in dem Jugendtreff publik geworden sind. „So etwas fußt auf einem Vertrauensverhältnis. Kinder und Jugendliche schämen sich oft und haben Schuldgefühle“, sagte Rüdisser.

Bei Verdacht nachfragen

„Die Kinder zeigen meistens eine Veränderung im Verhalten, dass sie sich zurückziehen oder sehr schamhaft mit ihrem eigenen Körper umgehen.“ Für Angehörige gelte es, bei Verdachtsfällen mit den Kindern ins Gespräch zu kommen und direkt nachzufragen – wenngleich das auch für die Erwachsenen eine große Belastung sei. „Oftmals brauchen die Bezugspersonen mehr Hilfe als die betroffenen Kinder. Weil für die bricht eine Welt zusammen“, meinte Rüdisser.

Unklar ist unterdessen, wie es mit dem Altacher Jugendtreff weitergehen soll. „Wir haben den Eltern stets signalisiert, dass die Jugendlichen bei uns gut aufgehoben sind. Dieser Vertrauensbruch ist nun da“, meinte Bürgermeister Brändle. Aktuell seien 51 Jugendliche als Mitglieder eingetragen. Man bemühe sich um lückenlose Aufklärung.

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