Minus 17,2 Meter – Gletscher schrumpfen ohne Pause

89 von 93 Gletschern sind im vergangenen Jahr kleiner geworden. Eine Trendwende ist nicht in Sicht - im Gegenteil.

89 von 93 beobachteten Gletschern haben sich im Jahr 2017/18 zurückgezogen, der durchschnittliche Rückgang beträgt 17,2 Meter. Das sind die Fakten des am Freitag präsentierten Gletscherberichts des Österreichischen Alpenvereins. Der Rückgang war weniger stark als im Jahr davor, der Trend ist allerdings eindeutig.

„Es wird immer mehr Fels und Schutt und weniger Eis“, sagt Gerhard Lieb, Geograf an der Universität Graz und Leiter des Alpenverein-Gletschermessdienstes. Er sagt auch: „Ich werde Ihnen in einem Jahr voraussichtlich wieder etwas ähnliches erzählen. Eine Trendwende ist in keiner Weise in Sicht.“ Grund für den starken Rückgang waren auch im vergangenen Sommer wieder die deutlich überhöhten Temperaturen von knapp zwei Grad über dem langjährigen Durchschnitt.

Minus 17,2 Meter – Gletscher schrumpfen ohne Pause

Nicht nur der  Schweikertferner in den Ötztaler Alpen hat zuletzt drastisch an Masse verloren.

Wachstum unwahrscheinlich

Dass es kein Rekordjahr gegeben habe, liegt an der Tatsache, dass der Winter zwar etwas zu warm, aber relativ schneereich war. „Die Schneedecke hat die Gletscher relativ lange geschützt“, sagt Lieb. Dennoch ist der Rückgang der sechstgrößte seit 1960. Dass sich vier Gletscher zumindest statisch gehalten haben, also nicht an Länge verloren haben, signalisiere „keinesfalls eine Trendwende“.

Grund dafür seien Zufälligkeiten wie ein Lawinenkegel, der sich etwa auf einem der vier Gletscher, dem Simonykees in der Venedigergruppe, bis in den Spätsommer auf der Gletscherzunge gehalten und dadurch ein Abschmelzen verhindert hat. Ein Wachsen der Gletscher wird „mit den zunehmenden Temperaturen immer unwahrscheinlicher“, meint Lieb.

150 Seen mehr

„Je nach Größe des Gletschers würde es zwei, drei Jahrzehnte brauchen, dass sich da eine Reserve bildet. Es würde regelmäßig richtig ungute, grauslige, verregnete Sommer brauchen. So etwas ist nicht absehbar“, sagt Lieb. Viel wahrscheinlicher ist, dass sich die Hochgebirgslandschaft verändert.

So habe etwa der Pasterzensee mit einer Oberfläche von 35 Hektar schon eine beachtliche Größe erreicht. „Im Hochgebirge erwarten uns noch mehr als 150 Seen, die in den kommenden Jahren dazukommen werden“, sagt der Gletscherforscher.

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