Mina Albich: Während meines Studiums zu Verhaltenswissenschaften bis 2006 entstanden kleine Geschichten und ich habe begonnen, vom Schreiben eines Romans zu träumen. Eine Freundin machte mich auf das Projekt „Nanowrimo“ – National Novel Writing Month – aufmerksam, bei dem es darum geht, innerhalb von 30 Tagen einen Roman von 50.000 Worten zu verfassen. Genre egal, das Geschriebene bekommt nie jemand zu Gesicht. Für mich hieß das an guten Tagen, zwei bis drei Stunden wie besessen in die Tasten zu klopfen. Durch das enge Zeitkorsett fallen alle Hemmungen. Man überlegt nicht mehr, ob der Satz gelungen ist – und gut so. Bis zur letztgültigen Fassung eines Buches ist ausreichend Zeit für Grob- und Feinschliff.
Und "Mexikoplatz" entstand auch in so kurzer Zeit?
Das Grundkonzept habe ich tatsächlich in dieser Zeitspanne geschrieben. Es ist erlaubt, die Protagonisten sowie die Handlung vorher zu entwickeln. Ich hatte also am 31. Oktober eine Outline und die handelnden Personen – und dann ging es am 1. November los. Auch beim zweiten Band, Wiener Todesmelodie, habe ich so gearbeitet. Das jeweilige Projektergebnis versuche ich so zu beschreiben: Man stelle sich einen riesigen „Geschichtenfelsen“ vor. Aus diesem haue ich innerhalb dieser 30 Tage den Rohquader meiner Geschichte heraus. Allerdings stehen bis zum eingereichten Manuskript dann viele Überarbeitungen, Schliffe und Polituren an. Dieses Grundkonzept ist eine hervorragende Arbeitsgrundlage, weil man durch dieses Zeitkorsett in einen Schreibfluss kommt, der im wahrsten Sinn des Wortes alle Grenzen sprengt.
Wenn man sich den Stil und die Handlung anschaut, hat man den Eindruck, die Bücher sind für die Gruppe 40 bis 50 Jahre geschrieben...
Ja, es ist im Prinzip genau für diese Generation geschrieben.
Man merkt, dass das Buch sehr realitätsgetreu ist und angeblich sind das Originalzitate eines Kriminalbeamten. Können Sie etwas mehr über diese Zusammenarbeit erzählen?
Oh, vielen Dank! Gründlicher Recherche ist mir sehr wichtig. Aus der Reihe „sterclass“ mit James Patterson habe ich mir einen essentiellen Tipp mitgenommen: „Make it, don’t fake it“. Damit meinte er, sich nicht wild irgendetwas zusammenzureimen, sondern den Dingen auf den Grund zu gehen. Schauplätze wirklich zu besuchen und mit Berufsvertretern, die im Buch vorkommen, Gespräche zu führen. Da einige der Berufe für mich zumindest in dieser Tiefe Neuland waren, habe ich den Rat sehr ernst genommen. Und ich konnte einen Gerichtsmediziner, eine Klinischen Psychologin, einen Kriminalpsychologen, aber eben auch einen pensionierten Kriminalpolizisten befragen.
In Ihren Romanen stehen immer große Plätze im Mittelpunkt – haben Sie dafür ein spezielles Faible?
Als österreichische Autorin in einem deutschen Verlag geht es natürlich auch darum, Leser in Deutschland zu erreichen. Außerdem wohne ich beim Mexikoplatz. Was den zweiten Band betrifft: Der Ausblick vor dem Musikvereinsgebäude in Richtung Karlskirche bei Nacht ist eine meiner Lieblingsplätze in Wien. Also beschloss ich, diesem Platz ein Denkmal zu setzen. Ich liebe diese Stadt mit ihren herrlichen Bauwerken und Parks und erinnere in dieser Form gerne daran.
In Ihrem zweiten Roman sind die Hauptcharaktere wieder dabei – wird das eine Grohsman-Serie?
Das hoffe ich sehr. Ich schreibe gerade am dritten Band und habe Ideen für weitere Romane.
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