Millionenpleite eines namhaften Anlagenbauers

(Symbolbild)
Rund 249 Arbeitsplätze sind betroffen, der Betrieb soll aber fortgeführt werden.

„Mit mehr als 70 Jahren Erfahrung in der individuellen Stromversorgung sind wir einer der führenden Anbieter von Generatoren, Aggregaten, Umformern, USV-Anlagen und Flugzeug-Bodenstromversorgung“, heißt es auf der Homepage des Traditionsbetriebes Hitzinger GmbH. "Durch unsere höchsten Ansprüche an Qualität, Effizienz und Zuverlässigkeit bestimmen wir als Komplettanbieter seit Jahrzehnten den Stand der Technik immer wieder neu.“ Nun kommt es zu einem tiefen Einschnitt.

Die Linzer Sondermaschinen- und Anlagenbaufirma Hitzinger GmbH hat heute, Montag, am Landesgericht Linz ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung beantragt. Das bestätigen die Arbeiterkammer OÖ, KSV1870 und Creditreform dem KURIER. Der Traditionsbetrieb beschäftigt 249 Mitarbeiter. Von der Eröffnung des Sanierungsverfahrens sind die Arbeitsverhältnisse vorerst nicht berührt. Die Löhne und Gehälter für August sind laut AK OÖ noch bezahlt worden. Auffällig ist, dass seit Juli 2018 der Sanierer Thomas Lanik bei Hitzinger an Bord ist.

Der Hintergrund

Die Verbindlichkeiten werden mit rund 14,8 Millionen Euro beziffert. Laut KSV1870 und Creditreform hat das Unternehmen seit dem Geschäftsjahr 2016/17 mit Umsatzrückgängen zu kämpfen, insbesondere bei Wasserkraft-Generatoren. Im Geschäftsjahr 2017/18 musste ein Verlust verbucht werden. Deshalb haben die Banken ein Restrukturierungskonzept verlangt.

Doch in dieser Situation tauchte ein weiteres Problem auf. Ein Kunde aus Großbritannien stellte hohe Schadenersatzansprüche (1,6 Millionen Pfund), eine Einigung scheiterte. Die Banken sahen sich daraufhin nicht mehr in der Lage, die Finanzierungslinien offen zu halten. Das Unternehmen soll durch einen Sanierungsplan mit 20 Prozent Quote für die Gläubiger entschuldet werden.

Der oberösterreichische AK-Präsident Johann Kalliauer warnt eindringlich vor voreiligen Eigeninitiativen: „Jetzt keinesfalls das Arbeitsverhältnis überstürzt auflösen. Dadurch könnten Ansprüche verloren gehen!“ Auslöser der Zahlungsunfähigkeit soll die Schadenersatzforderung eines englischen Großkunden sein. Am Vormittag wurden die Beschäftigten in einer Versammlung über die Insolvenz informiert. Die AK wird den Mitarbeitern in Absprache mit Gewerkschaft, Betriebsrat und Insolvenzverwalter zur Seite stehen."

Die Geschäftszahlen

Im Geschäftsjahr 2016/17 (Stichtag: 31.März) setzte das Unternehmen rund 51,15 Millionen Euro um, der operative Gewinn betrug fast 700.000 Euro. Durch den Gewinnvortrag aus den Vorjahren konnte ein Bilanzgewinn in Höhe von 5,12 Millionen Euro ausgewiesen werden. Die Verbindlichkeiten wurden 2016/17 mit rund 16,79 Millionen Euro beziffert. Hitzinger gehörte bis 2008 zur HTI AG und wurde 2014 laut Firmen-Homepage von der Dr. Aichhorn GmbH übernommen.

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