Milch von der Kuh direkt zum Kunden: Eine kuhle Idee

Milch von der Kuh direkt zum Kunden: Eine kuhle Idee
Aufgrund der niedrigen Milchpreise und aus Liebe zum Konsumenten hat Familie Berger aus dem Bezirk Perg beschlossen, selbst eine Molkerei zu betreiben.

Vorsichtig steigt Michael hinter die Abzäunung und streckt seine Hand aus. Dieser kommt langsam und vorsichtig eine große, rosafarbene, feuchte Schnauze entgegen. Die Nüstern gehen neugierig auf und ab, denn die Hand muss erschnüffelt werden. „Alles gut“, sagt Michael und streichelt seine Kuh.

Zwischen ihnen herrscht ein Geben und Nehmen. Michael füttert die Kuh – täglich mit etwa 50 Kilogramm Frischmasse. Sie gibt ihm dafür Milch – seine Lebensgrundlage sowie die seiner Familie. Denn Michael Berger (20) ist der Jungbauer am Hof in Waldhausen im Strudengau (Bezirk Perg). Er kümmert sich mit seinem Vater Johannes, seiner Mutter Gerlinde und seinen zwei jüngeren Brüdern Christoph und Lukas Berger um die 50 Kühe – und seit Oktober 2021 um die hauseigene Molkerei.

Milch von der Kuh direkt zum Kunden: Eine kuhle Idee

Gerlinde, Michael und Johannes Berger setzen bei Milch und Joghurt auf ein Pfandsystem.

Jahrelang schwirrte die Idee in Michaels Kopf herum. Im Frühjahr vergangenen Jahres sprangen schließlich auch seine Eltern auf die Gründung einer eigenen Molkerei auf. „Sicher wegen des Milchpreises und um aus der Abhängigkeit zu kommen. Vorrangig aber auch, weil wir wieder den direkten Kontakt zum Endkonsumenten wollten“, nennt Vater Johannes Berger die Beweggründe.

Seither ist viel Geschehen: Der Heuboden wurde nach strengsten hygienetechnischen Vorschriften zur Molkerei umfunktioniert. Pasteurisiert man darin die Milch, kann man durch die fest verschlossenen Fenster zeitgleich den Kühen beim Wiederkäuen im Stall zusehen.

Joghurt und Milch

Derzeit besteht das Angebot der Bergers aus frischer Milch und Joghurt mit verschiedenen Geschmäckern: Heidelbeere oder Apfel mit Karamell oder Vanille, um nur einige zu nennen – für jeden Geschmack ist etwas dabei. Angeeignet haben sie sich ihr Können durch ihr großes Interesse selbst. Mittlerweile laufe alles wie am Schnürchen. Man sei eingespielt.

Täglich in der Früh und am Abend müssen die Kühe zum Melkstand. 8.400 Liter Milch kommen so in der Woche zusammen. Etwa 2.500 davon fließen durch Schläuche in die hauseigene Molkerei, der Rest wird nach wie vor an eine andere Molkerei geliefert. „Wir stehen erst am Anfang. Im Endausbau wollen wir bis zu 7.000 Liter pro Woche in der eigenen Molkerei verarbeiten.“

Milch von der Kuh direkt zum Kunden: Eine kuhle Idee

 Die Produkte der Familie Berger wurden heuer bereits mit dem „Kasermandl“  ausgezeichnet.

Und die werden sie für ihre Visionen auch brauchen: Butter, Topfen, Schnittkäse, Grillkäse, „irgendwann vielleicht auch mal Eis“, träumt Johannes schon von der Zukunft. Am Plan stand das ursprünglich eigentlich nicht, doch die Nachfrage nach neuen Produkten sei groß.

300 Kunden aus Oberösterreich und Niederösterreich habe man mittlerweile – vor allem durch Mundpropaganda – gewinnen können. Sie verteilen sich auf 40 Kilometer Umkreis. Eine größere Distanz könne man mit dem einen Kühlwagen nicht stemmen. „Außerdem geht dann auch irgendwann einmal die Regionalität verloren“, sind sich die Familienmitglieder einig.

Milch von der Kuh direkt zum Kunden: Eine kuhle Idee

Vom  Kessel bis hin zur Wasserleitung musste alles genehmigt werden. Regelmäßig überprüfen Behörden die Molkerei Berger.

Ein bis zwei Mal pro Woche werden die meisten Gebiete und Siedlungen von einer ihrer beiden Mitarbeiterinnen angefahren. „Pro Woche bestellt ein Haushalt im Schnitt vier Liter Milch und sechs Joghurts“, rechnet Johannes vor.

Betreut werden die Kunden dabei sehr individuell: Bei dem einen muss die Flasche Milch zur Nachbarin, andere geben gleich den Haustür-Code her und bei wieder anderen müssen sie das Bier im Kühlschrank neben dem Griller zur Seite räumen, um Platz für ihre frische Milch zu schaffen.

Denn für eine lange Haltbarkeit sei es besonders wichtig, die Kühlkette nicht zu unterbrechen. „Unsere Milch ist nicht homogenisiert, sondern hat noch einen natürlichen Fettanteil“, so Michael, der noch immer zwischen seinen Tieren steht. Dafür würden Litschi, Viki, Mirabell, Sayuri und wie die Kühe im Stall noch alle heißen, nur mit dem besten Gras und Getreide von den hauseigenen 40 Hektar gefüttert werden.

Molkerei: 0,47 Cent netto bekommen die Bergers ab 1. Juni pro Liter Milch von ihrer ursprünglichen Molkerei. Sie selbst verkaufen den Liter derzeit um 1,40 Euro.  Bestellen kann man die Berger Milch  einmalig oder wöchentlich im Internet auf berger-milch.at

Haltbarkeit: Neun Tage lang ist die Frischmilch haltbar, sofern sie ordentlich gekühlt wird

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