Michael Ludwig: "Beschränkungen nicht lockern"

Interview mit Michael Ludwig
Wiens Bürgermeister bekennt sich zum "nationalen Schulterschluss", will aber die Auswirkungen abfedern.

Gesundheitsstadtrat Peter Hacker hat angeregt, die Spielplätze wieder zu öffnen. Die zuständige Stadträtin Ulli Sima sagt, sie bleiben zu. Was gilt jetzt?

Michael Ludwig: Es gilt immer das Wort des Bürgermeisters. Wir orientieren uns strikt an den Vorgaben der Bundesregierung. Was Stadtrat Hacker gemeint hat, ist perspektivisch zu sehen: Wir müssen uns fragen, ab wann die Spielplätze wieder offen sein können. Das wird vom Verlauf der Krankheit abhängen.

Sie selbst fordern die Öffnung der Bundesgärten, die derzeit geschlossen sind. Ist das nicht ein Widerspruch?

Nein. Es gibt einen Unterschied zwischen Spielplätzen und Parkanlagen. Spielende Kinder kann man nicht trennen. Bei Parkanlagen gehe ich davon aus, dass sich die Menschen an die Bestimmung halten. Die Wiener haben eine hohe Disziplin.

Das gesamt Interview hören Sie auch im KURIER daily Podcast:

Wie lange hält eine Großstadt einen Shutdown aus? Kann es sein, dass Sie die Beschränkungen nach Ostern auf eigene Faust lockern?

Nein, das werde ich nicht tun. Es ist wichtig, dass wir hier einen nationalen Schulterschluss haben und die Maßnahmen gemeinsam tragen. Bund und Länder stimmen sich gut ab.

Sie halten die Maßnahmen des Bundes also für richtig?

Alle neun Bundesländer halten sie strikt ein. Klar ist, dass die Gesundheit an erster Stelle steht. Wir müssen uns aber auch überlegen, wie wir die negativen Auswirkungen auf die Wirtschaft abfedern. Und wir müssen uns gerade in der Großstadt um die psychosoziale Situation der Bevölkerung kümmern.

Warum wurde nicht die gesamte Stadtregierung auf Corona getestet, nachdem ein Mitglied – Stadträtin Kathrin Gaal – erkrankt ist?

Ich lege Wert darauf, dass alle Menschen in Wien gleich behandelt werden. Und das schließt Politiker mit ein. Es gibt strenge Kriterien, wann getestet wird. Diese haben auf die Mitglieder der Stadtregierung nicht zugetroffen. Auch auf mich nicht.

Gesundheitslandesrat Peter Hacker hat Ärzte als „hysterisch“ bezeichnet, weil sie mehr Schutzausrüstung fordern. Heißen Sie das gut?

Mir ist wichtig, dass mehr Schutzausrüstung zur Verfügung steht. Da die Versorgung der Ärzte im niedergelassenen Bereich offenbar nicht funktioniert, springen wir da als Stadt jetzt ein. Wir sind gerade dabei, größere Lieferungen aufzuteilen.

Wer trägt denn Schuld daran, dass es in den Ordinationen zu wenig Schutzausrüstung gibt?

Wir sind als Stadt Wien nicht ursächlich für den niedergelassenen Bereich zuständig. Wir fühlen uns aber solidarisch mit all jenen, die hier großartige Arbeit leisten. Daher helfen wir.

Bei der Hotline 1450 kommt man nur sehr schwer durch. Auch bis man getestet wird, dauert es lange. Warum?

Die Hotline war innerhalb kürzester Zeit sehr gefragt. Wir haben den Personalstand sehr rasch von 30 auf 300 aufgestockt. Das war eine Herkulesaufgabe. Bei den Testungen gab es einen anderen Flaschenhals: Die nötigen Reagenzien standen einige Zeit lang nur sehr eingeschränkt zur Verfügung.

Die Bundesregierung will künftig noch mehr testen lassen. Schafft Wien das?

Ich bin mit dem Bund einer Meinung, dass das eine gute Idee ist. Die Regierung muss jetzt dafür sorgen, dass das nötige Testmaterial dort ankommt, wo es benötigt wird.

Die Taxigutscheine wurden kritisiert: Ist es nicht ein falsches Signal, ausgerechnet an jene derartige Gutscheine zu verteilen, die eigentlich daheim bleiben sollten?

Man soll ja nicht herumfahren damit. Der Gutschein ist dafür da, dringende Wege zu erledigen oder sich etwas liefern zu lassen. Zudem unterstützen wir damit das Taxi-Gewerbe. Auch das ist mir wichtig.

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