Mehr Alkohol am Land, mehr illegale Drogen im urbanen Raum

In Vorarlberg werden jedes Jahr zehn bis 20 Millionen Tonnen Cannabiskraut konsumiert
Eine Abwasseranalyse zeigt das Konsumverhalten im Ländle und welche Drogenmengen jährlich verkauft werden

Der Vorarlberger trinkt im Schnitt pro Tag Alkohol in Mengen, die einem Glas Wein entsprechen. Er raucht täglich 2,4 Zigaretten und – statistisch gesehen – alle zwei Wochen einen Joint. Das lässt sich aus einer Drogen-Abwasseranalyse zum Suchtverhalten im Bundesland ableiten.

Im Februar 2020 wurden für diese Untersuchung im Auftrag des Landes an acht Tagen Proben in den 17 größten Kläranlagen Vorarlbergs – sie decken 96 Prozent der Bevölkerung ab – gezogen und auf Marker für legale und illegale Suchtmittel untersucht.

„In keinem anderen Bundesland in Österreich wurde bisher ein derart flächendeckendes Monitoring durchgeführt“, sagt Studienleiter Herbert Oberacher von der Gerichtsmedizin Innsbruck.

Mehr Alkohol am Land, mehr illegale Drogen im urbanen Raum

Herbert Oberacher von der Gerichtsmedizin Innsbruck

Der zeichnet auch für das auf Abwasser basierende Drogenmonitoring in anderen Bundesländern verantwortlich und konnte in den vergangenen Jahren immer mehr Teilnehmer gewinnen.

2020 wurden derartige Untersuchungen abseits von Vorarlberg auch in neun Kläranlagen in Tirol, der Steiermark, Kärnten und Niederösterreich durchgeführt.

Die nun in Vorarlberg gewonnen Ergebnisse bestätigen die bisherigen Erkenntnisse. Im ländlichen Raum wird mehr Alkohol als in urbanen Regionen konsumiert. Der Pro-Kopf-Verbrauch von illegalen Drogen ist hingegen im städtisch geprägten Raum höher als am Land. Noch etwas hat sich laut Oberacher bestätigt: „Der Tourismus ist kein Treiber für Drogenkonsum.“

Tonnen von Cannabis

Ziemlich beeindruckend lesen sich die Hochrechnungen des ganzjährigen Konsums der verschiedenen Suchtmittel – etwa bei Cannabis, der am meisten konsumierten illegalen Droge. Die konsumierte Menge an THC entspricht in Vorarlberg 10 bis 20 Tonnen Cannabiskraut. Das ergibt einen Schwarzmarktwert von 100 bis 200 Millionen Euro. Und das im kleinen Ländle. Bei Kokain, der zweitbeliebtesten illegalen Droge, werden jährlich rund 182 Kilo Reinsubstanz konsumiert.

Für den Forscher zeigt das, dass „Cannabis und Kokain nicht nur von einigen versprengten Personen konsumiert wird“. Die Studie zeigt zudem laut Land Vorarlberg auch, dass problematisches Suchtverhalten nicht nur am Rand der Gesellschaft, sondern in allen Bevölkerungsschichten und Altersgruppen stattfindet.

Alle Ergebnisse der Studie sind auf www.vorarlberg.at/sucht im Detail zu finden

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