Mann soll versucht haben, seine Familie zu töten

Mordversuch
Festnahme: Grazer steht in Verdacht, absichtlich einen Unfall gebaut zu haben. Seine Frau und er wurden schwer verletzt

Alles sah zunähst nach einem tragischen Unfall aus: Eine Familie auf der Heimfahrt nach 14 Tagen Urlaub in Italien, ein möglicherweise übermüdeter Lenker am Steuer.

Jedenfalls brach der Wagen der vierköpfigen Familie aus Graz Dienstagfrüh auf der Südautobahn A2 bei Lieboch in der Steiermark nach rechts aus, durchschlug bei hohem Tempo die Leitschienen und den Wildschutzzaun. Der Wagen kam nach der Autobahnböschung in einem Maisfeld auf dem Dach zu liegen und ging in Flammen auf: Der Lenker, 53, und seine Frau, 42, wurden schwer verletzt. Die Kinder, der zwölfjährige Sohn sowie die vierzehnjährige Tochter,kamen mit leichten Verletzungen davon .

Im Nachhinein könnte sich der Unfall anders darstellen, als zunächst angenommen wurde. Die Staatsanwaltschaft Graz ermittelt seit Dienstagnachmittag wegen des Verdachts des Mord- und Selbstmordversuchs gegen den Lenker und zweifachen Vater: Im Spital soll der 53-jährige Grazer gesagt haben, er habe „sie“ umbringen wollen.

Streit wegen Navi

„Ob er damit seine Frau oder seine gesamte Familie gemeint haben könnte, ist noch offen“, betont Hansjörg Bacher, Sprecher der Staatsanwalt. Aufmerksame Ärzte schalteten die Polizei ein. Als Motiv könnte ein Streit während der Heimfahrt in Frage kommen: Die 42-jährige Ehefrau selbst erzählte von einer Streiterei, die bereits bei der Abreise vom Urlaubsort in Italien begonnen habe. Sie soll sich um die Benützung des Navigationsgeräts gedreht haben.

Ein Kfz-Sachverständiger muss jetzt erheben, wie schnell der Wagen unterwegs war: Noch bevor das Auto auf dem Dach auf einem Acker neben der A 2 landete und zu brennen begann, schaffte es die Familie, aus dem Wrack zu klettern. Weitere Autofahrer hielten an und leisteten Erste Hilfe. Die Familie wurde in das Landeskrankenhaus Graz gebracht, wo sich die Verletzungen der beiden Kinder als leicht herausstellten. Ihre Mutter hat innere Verletzungen und Brüche, ihr Vater zudem auch Verbrennungen dritten Grades.

U-Haft beantragt

Der Mann wurde jedoch am Nachmittag festgenommen und auf der geschlossenen Abteilung des LKH Graz untergebracht, die Untersuchungshaft wurde beantragt. Über diese Maßnahme soll bis Donnerstag entschieden werden.

Bei der Einvernahme durch die Polizei bestritt der Verdächtige allerdings jegliche Tötungs- oder Suizidabsicht. Jetzt müssen auch die Ärzte noch einmal befragt werden, um den exakten Wortlaut der Aussagen des Familienvaters festzuhalten, beschreibt Staatsanwalt Bacher.

Auch ein Brandexperte wurde von der Staatsanwaltschaft beigezogen: Damit soll geklärt werden, wodurch und wann das Auto Feuer gefangen habe. Der Wagen sei aber in „sehr, sehr hoher Geschwindigkeit“ unterwegs gewesen, als es zum vermeintlichen Unfall kam.

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