Luxus in guten wie in schlechten Zeiten

Das nunmehrige Ehepaar Daniela und Daniel Rath an ihrem Hochzeitstag bei der Kutschenfahrt durch den Schlosspark in Laxenburg. Insgesamt kostete sie die Hochzeit 26.000 Euro, aber beide sind sich einig: „Das war es uns wert“.
Wirtschaftskrise? – Nicht für die Hochzeitsbranche. Damit der große Tag ein unvergessliches Erlebnis wird, sind immer mehr Paare bereit, sehr tief in die Taschen zu greifen.

Für Volksschullehrerin Daniela Rath war schon immer klar: Wenn sie heiratet, dann richtig. Schließlich erlebt man diesen Tag (idealerweise) nur ein Mal im Leben. Deshalb sollte er auch lebenslang im Gedächtnis bleiben. Die Hochzeit vor eineinhalb Wochen war nun genauso, wie sie es sich ausgemalt hatte: Mit weißer Pferdekutsche, die sie von der Kirche zum Schloss Laxenburg brachte, mit Hochzeitstauben, Vier-Gänge-Menü und Feuerwerk.

Der Krise trotzend

Luxus in guten wie in schlechten Zeiten
Hochzeit im Schloss Laxenburg.
Während Inflation und Arbeitslosenrate steigen und an den meisten Ecken gespart wird, stellt sich eine Branche tapfer der Wirtschaftskrise entgegen: Ausgefallene und außergewöhnliche Hochzeiten haben Hochsaison. Hochzeitsplanerin Bianca Lehrner zeigt auf: Während eine Hochzeit vor zehn Jahren noch mit 8000 Euro organisiert werden konnte, sind nun mindestens 20.000 Euro notwendig.

Lehrerin Daniela und EDV-Techniker Daniel Rath haben für ihre Traumhochzeit sogar 26.000 Euro gezahlt – ihr ursprünglicher Budgetrahmen von 15.000 Euro hatte sich rasch als unrealistisch entpuppt. Aber beide stellen klar: "Es war perfekt. Wir würden es jederzeit wieder machen. Das Geld war es uns jedenfalls wert."

Diese Bereitschaft merken professionelle Planer im Allgemeinen: Denn obwohl die Anzahl an professionellen Hochzeitsorganisatoren stetig steigt (derzeit gibt es rund 50, mehr als die Hälfte davon im Großraum Wien; Planerin Lehrner hat beim bfi jedoch allein seit November 28 neue ausgebildet), haben die Planer gleichzeitig immer mehr Events zu betreuen (durchschnittlich sind es etwa 30 bis 40 pro Jahr).

Outdoor-Locations

Luxus in guten wie in schlechten Zeiten
sonja hummel
Dazu kommt: Brautpaare suchen immer seltener das Standesamt für die Hochzeit auf – sondern wählen Hotels, Schlösser oder Palais. Besonders beliebt im Osten des Landes ist das Schloss Laxenburg, das gleich mehrere Locations – kirchlich in der Kapelle und standesamtlich im Park oder in historischen Gebäuden wie etwa im Grünen Lusthaus – anbieten kann und in den kommenden Monaten an nahezu jedem Wochenende Austragungsort einer Eheschließung ist. Auch im historischen Ambiente von Schloss Hof in Engelhartstetten, östlich von Wien, ist man auf elegante Feiern spezialisiert; heuer gab es hier bereits 38 Hochzeiten. Zwischen 1500 bis 5000 Euro zahlen Heiratswillige für die Location.

Österreichweit ist die Zahl der Eheschließungen seit einigen Jahren mit knapp 40.000 jährlich zwar relativ konstant, "Hochzeitshochburgen" mit interessanten Outdoor-Locations verzeichnen jedoch starken Zustrom. Laut Hans Wimmer, Standesbeamter in Mödling, gab es heuer bis dato 529 Eheschließungen allein in Mödling – das sind 100 mehr als im Vergleichszeitraum 2013.

Hochzeit als Erlebnis

Brautpaare sind auf der einen Seite zwar bereit, sich ihren großen Tag etwas kosten zu lassen – aber dafür muss er perfekt ablaufen. Eineinhalb Jahre hat die Organisation der Rath’schen Hochzeit Planerin Lehrner in Anspruch genommen. Mittlerweile kein ungewöhnlicher Zeitumfang mehr.

Luxus in guten wie in schlechten Zeiten
Bianca Lehrner, Hochzeitsplanerin
Ein Probeessen beim Caterer ist oft nicht mehr genug. Manchmal werden mehrere Hundert eMails mit der Planerin ausgetauscht. Denn die Wunschlisten der Brautpaare sind lang. Oft gewünscht wird derzeit etwa der Weiße Teppich (um 250 Euro pro Stück), sogenannte "Candy Bars" (Süßigkeitentheken) und Feuerwerke. Besonders beliebt seien auch Vintage- Hochzeiten, sagt Planerin Susanne Hummel. "Wichtig ist dabei immer, dass am großen Tag alles stimmt – vom Porzellan aus Großmutters Zeiten bis zum Spitzentaschentuch."

Doch weshalb der Trend zum Luxus? Doris Wallner, Vorsitzende des Vereins ausgebildeter österreichischer Hochzeitsplaner dazu: "Hochzeiten sind zu einem Erlebnis geworden." Die Gäste wollen unterhalten und beeindruckt werden; was Paare bei vorangegangenen Hochzeiten erlebt haben, wollen sie auch für ihre eigene.

Das Geld kommt mittlerweile großteils vom Brautpaar selbst. Auch Daniela und Daniel Rath haben es sich zusammengespart. Ein bisschen haben die Brauteltern finanziell doch unter die Arme gegriffen. Und mit dem Geld, das ihnen zur Hochzeit geschenkt worden ist, fahren sie nun in die Flitterwochen auf die Malediven.

Luxuriöse Hochzeiten

  • 20.000 Euro nehmen Brautpaare für außergewöhnliche Hochzeiten in die Hand.
  • Die Zahl der Eheschließungen ist in Österreich etwa konstant bei 40.000. Aber: Es wird öfter an außergewöhnlichen Orten geheiratet.
  • 50 Planer gibt es derzeit in Österreich, die etwa 35 Events pro Jahr organisieren.

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