„Luchse dürfen kein zweites Mal aussterben“

Charakteristisch für den Luchs sind die dunkeln „Pinsel“ an den Ohren.
Grüne aus drei Bundesländern schließen sich zusammen. Sie fordern eine Bestandsaufstockung der Raubkatze.

Sanft bewegt sich das Tier auf seinen Tatzen durch den Wald. Das Fell ist meist beige, oft mit dunklen Tupfen. Der Schwanz ist kurz und von den Ohren stehen sogenannte Pinsel ab. Obwohl man die Raubkatze in Österreich in der freien Wildbahn kaum noch antrifft, wissen wohl die meisten, welches Tier gemeint ist: der Luchs.

Vor etwa 100 Jahren wurde die Raubkatze in Westeuropa ausgerottet. Die Vertreter der Grünen Oberösterreichs, Niederösterreichs und der Steiermark setzen sich nun gemeinsam für eine Aufstockung des Bestands ein, denn sechs Luchse seien zu wenig: Nur drei weibliche und drei männliche Luchse – ursprünglich aus der Schweiz – streifen derzeit durch den Nationalpark Kalkalpen.

Das Ziel der Ansiedelung war eigentlich, die Population zu erhöhen, doch seit fünf Jahren bleibt der Nachwuchs aus. „Ohne Unterstützung wird das Projekt scheitern“, ist sich Gottfried Hirz, Klubobmann der Grünen OÖ, am Freitag bei einer Pressekonferenz im Besucherzentrum des Nationalparks sicher.

Noch vor dem Sommer stellten die Grünen OÖ dahingehend einen Antrag im Landtag. Dieser wurde aber von Schwarz-Blau abgelehnt. Nun wolle man bundesländerübergreifend Druck auf die regierenden Parteien ausüben, denn auch der Luchs mache vor Grenzen nicht halt. Die Grünen fordern deshalb gemeinsam zweierlei Dinge: Mehr Luchse auszusetzen und Wildtierkorridore gesetzlich zu verankern, etwa in der geplanten Raumordnungsnovelle in OÖ.

Ein Reh pro Woche

Denn derzeit ist es so, dass die Tiere zwar zwischen dem Nationalpark Kalkalpen, dem Nationalpark Gesäuse und dem Wildnisgebiet Dürrenstein – insgesamt eine Fläche von 35.500 Hektar – queren können. Der Auslauf in andere Gebiete, wie etwa in den Böhmerwald und in die Karpaten, müsste jedoch dringend gesetzlich gesichert werden.

„Luchse sind Wandertiere. Wildtierkorridore sind wichtig für den genetischen Austausch“, sagt die grüne Naturschutzsprecherin Maria Buchmayr. Nur so könne die Population langfristig gesteigert werden. Zudem zeige eine Studie, dass die Tiere klug genug seien, existierende Wildtierkorridore zu benutzen.

„Luchse dürfen kein zweites Mal aussterben“

Maria Buchmayr ist Naturschutzsprecherin der Grünen.

Die Bevölkerung sei zumindest kein Gegner des Projekts.: „90 Prozent der Oberösterreicher heißen die Wiederansiedlung gut“, sagt Hirz – habe es doch in der Vergangenheit keine Zwischenfälle gegeben, bei denen Menschen durch das Tier zu Schaden kamen. Denn Luchse sind in der Regel sehr scheu. Auch stellt der Luchs – im Gegensatz zum Wolf – nur wenig Gefahr für Nutztiere dar: Auf seinem Speiseplan stehen pro Woche etwa ein Reh oder eine Gams.

Nahrung
Der Luchs stellt für Nutztiere eine geringe Gefahr dar. Er bevorzugt Rehe und Gämsen

Bewegung
Der Luchs kann in einer Nacht ungefähr 40 bis 50 Kilometer zurücklegen

Charakter
Die Tiere sind sehr scheu. Es gab bis dato in Österreich keinen bekannten Vorfall, bei dem ein Mensch zu Schaden kam

Heimisch
Luchse gibt es etwa noch im Böhmerwald und in den Karpaten

Nicht unfruchtbar

Landeshauptmannstellvertreter Manfred Haimbuchner (FPÖ), der in OÖ für den Naturschutz zuständig ist, zeigt sich zurückhaltend. „Jeder Eingriff des Menschen ins Ökosystem, wie es die Wiederansiedlung des Luchses darstellt, muss wohl bedacht sein“, schrieb er in einer Aussendung. Er wolle zuerst den Grund für das Ausbleiben des Nachwuchses mit Experten erörtern, und danach über weitere Schritte entscheiden. Unfruchtbarkeit könne man bereits ausschließen.

Die Grünen jedoch sind sich einig: „Wo ein Wille, da ein Weg.“ Ganz billig sei die Wiederansiedlung freilich nicht, ein Luchs-Pärchen kostet um die 30.000 Euro, dazu kommen weitere Kosten etwa für den Personalaufwand. Aber: Der Luchs dürfe kein zweites Mal aussterben.

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