Listenhunde: Die Tierheime sind voll mit Staffordshire Terriern

Lautes Gebell begleitet die Besucher des Tierschutzhauses in Vösendorf, NÖ, als sie durch den sanierungsbedürftigen Gang gehen. 200 bis 220 Hunde werden im größten Tierheim des Landes betreut. Bei 20 bis 30 Prozent davon handelt es sich um sogenannte Listenhunde.
Das Vorurteil, dass diese Hunde besonders gefährlich sind, ist durch die tödliche Hundeattacke in der breiten Öffentlichkeit bestärkt worden.
➤ Mehr zum Thema: Alle Tiere abgenommen - "Elmo" wurde als Schutzhund abgerichtet
„Das wird auf alle derartigen Hunde Auswirkungen haben. Und auf ihre Besitzer. Es wird Anfeindungen geben“, sind sich zwei Hundetrainerinnen einig.
Hunde werden für Kämpfe missbraucht
„Natürlich gibt es auch bei uns ein großes Entsetzen und eine Betroffenheit“, erklärt Madeleine Petrovic, Präsidentin von Tierschutz Austria. „Und es wird Zeit, dieses Zucht-Unwesen zu beenden. Die Tierheime sind voll mit Staffordshire Terriern.“
Dem schließt sich auch Doris Hofner, Leiterin des Tierparadies Schabenreith, an. Hier wurden sieben jener 44 Hunde aus Ansfelden (OÖ) untergebracht, die für Hundekämpfe missbraucht worden waren – der KURIER berichtete. „Ich fordere ein absolutes Zuchtverbot für diese Rassen. Man sollte sie einfach aussterben lassen.“
Zum Schutz der Menschen, wie sie erklärt, aber auch zum Schutz der Tiere, „die ja nie ein schönes Leben haben.“
➤ Mehr zum Thema: Der Gesetzgeber tut sich schwer mit Gegenmaßnahmen
Wobei man im Tierheim Vösendorf kein schlechtes Wort über die Rasse verliert. Im Gegenteil. Ein Großteil der geretteten Hunde aus Ansfelden sei trotz ihrer Vergangenheit freundlich. Aber vor allem eines: ängstlich. Punto (Bild) ist einer von ihnen. Der etwa dreijährige Rüde beginnt erst langsam, sich an die neue Umgebung zu gewöhnen. Er war, wie auch die anderen Hunde, in Zwingern in einem dunklen Keller gehalten worden.
Doch es gibt auch solche, bei denen die Vergangenheit zu tiefe Spuren hinterlassen hat. „Wir haben einen Hund dabei, der anscheinend darauf trainiert worden ist, Menschen an den Armen zu attackieren“, schildert Petrovic.

Petrovic ist Präsidentin von Tierschutz Austria
Hunde, die zugebissen haben, werden in einem eigenen, abgetrennten Bereich gehalten. „Wir haben derzeit acht Hunde, die wir nur mit großer Vorsicht aus dem Zwinger lassen. Auch kein anderes Tier darf in der Nähe sein“, schildert die Präsidentin. Der „gefährlichste“ ist einer, dem man es auf den ersten Blick nicht zutrauen würde. Ein kuschelig-weißer Akita Inu. „Der hatte schon vier bis fünf Besitzer, hat alle gebissen.“
➤ Mehr lesen: Dorfbewohner nach tödlichem Angriff in Angst: "Hunde müssen weg"
Ob diese Hunde jemals wieder vergeben werden können, ist unklar. Interessenten gibt es. „Aber solche Hunde brauchen Erfahrung. Und ein Großteil der Interessierten lässt sich zum Glück beraten.“
Für jene Hunde, die ob ihrer Gefährlichkeit im Tierheim bleiben, fehlt es an Platz. „Wir bräuchten dringend ein Refugium für die schwer vermittelbaren Tiere. Einen aufgelassenen Bauernhof oder eine Fabrik“, hofft Petrovic auf ein kleines (leistbares) Wunder.
Für die Zukunft wünscht sich Petrovic strengere Strafen. „Wenn Tier oder Halter auffällig sind, braucht es ein Tierhalteverbot. Unsere Behörden reagieren da viel zu zaghaft.“
Kommentare