Der idyllische Ort Sebern besteht zum Großteil aus Bauernhäusern, alle schön gepflegt, ein Roboterrasenmäher mäht das Gras. Im Anger in der Ortsmitte hängt die Wäsche zum Trocknen zwischen den Bäumen, darunter liegen frische Äpfel.
Aufgeheizte Stimmung trübt Dorfidylle
Vom Kastanienbaum fällt hin und wieder eine Kastanie auf die im Schatten darunter liebevoll platzierte Sitzgelegenheit, eine Hornisse fliegt vorbei.
Die Stimmung der Männer an diesem Tag passt so gar nicht in die Idylle. Gerade erst hat Heinrich, einer der Nachbarn, die Polizei gerufen. Denn die anderen Hunde der Züchterinnen waren am Vormittag im Garten.
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"Wir haben Angst", bringt er die Stimmung auf den Punkt. Die Polizei musste unverrichteter Dinge wieder abziehen, dafür ist Bürgermeister Martin Gaisberger als zuständige Behörde nach Sebern gekommen. Die Hunde sind mittlerweile wieder im Haus.
Gaisberger und sein Amtsleiter versuchen, die Wogen wieder ein wenig zu glätten. Gaisberger erklärt, was die Gemeinde sofort veranlasst hat:
- Die Hunde dürfen das Haus nur mehr mit Leine und Beißkorb verlassen und sich auch im Garten nur noch so bewegen.
- Das Gartentor, das nur knapp mehr als einen Meter hoch ist, wird auf 1,80 Meter erhöht, eine Firma wurde damit bereits beauftragt.
- Spazierengehen mit den Hunden ist derzeit nicht gestattet.
Was die Nachbarn fordern, was aber nicht gelungen ist: Dass die Hunde aus dem Ort verschwinden.
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Derzeit sind vier Hunde in dem Haus am Ortsrand untergebracht, dazu sieben Welpen, sagt der Bürgermeister.
Und im Haus lebt die Ehefrau der schwer verletzten Hundehalterin mit einem Baby. "Wir wollten die Hunde an einem sicheren Ort verwahren, leider hat die Hundehalterin dem nicht zugestimmt", sagt der Bürgermeister.
Das versteht in Sebern an diesem Tag keiner. Die Nachbarn fordern, dass eine sofortige Überprüfung der Hundehalterinnen in die Wege geleitet wird. Und sie fordern, dass die Hunde wegkommen.
"Hunde müssen weg"
Der Bürgermeister verspricht, eine Überprüfung der Halterinnen in die Wege zu leiten. Aber er müsse sich an die Gesetze halten.
Dass die Hunde wegkommen, "das sind wir Gerhard und Hertha schuldig", sagt Nachbar Heinrich. Dabei stocken dem Mann die Worte, Tränen kullern seine Wangen hinunter. Um nachzulegen: "Das muss schnell gehen. Die Tötung ist auch schnell gegangen."
"Die Hundegesetze müssen schärfer werden, als die Kampfhunde." Diese Forderung stellen die Nachbarn in Richtung der Politik. Diese will das Hundehaltergesetz "evaluieren", mit Experten überprüfen und gegebenenfalls auch nachschärfen.
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Am Abend der tödlichen Attacke haben sich die Seberner an der Unglücksstelle getroffen, um für die Verstorbene zu beten.
"Eine junge Frau von der Rettung, die beim Einsatz dabei war, ist extra deshalb gekommen", erzählt einer der Männer, und wieder bricht die Stimme, ein Polizist habe ihm erzählt, so etwas in seiner ganzen Karriere nicht gesehen zu haben.
"Haben Gefahr unterschätzt"
Die Angst im Ort ist riesig. "Wir haben die Gefahr früher offenbar stark unterschätzt", sagen Florian und sein Vater Heinrich, "jetzt haben wir Angst um unsere Kinder." Direkt neben dem Haus, in dem die Hunde gehalten werden, stehen eine Kinderrutsche und ein Trampolin.
Ein anderer Nachbar erzählt, dass die Frau oft mit drei Hunden gleichzeitig an der Leine spazieren gegangen sei: "Die hätte die Hunde ja gar nicht aufhalten können, nicht auszudenken, was da alles passieren hätte können."
Warum niemand das bei der Gemeinde angezeigt hat? "Wir haben auch geglaubt, dass schon nichts passieren wird." Jetzt fragen sich die Männer: "Was muss noch passieren, damit solche Hunde wegkommen. Die sind ja wie eine Waffe."
Und sie sind sich einig: "Wenn jemandem so etwas passiert, darf der doch nie wieder einen solchen Hund halten dürfen. Wenn ich mit einer Waffe jemanden verletzte, habe ich auch sofort ein Waffenverbot."
Manche der Sebener brauchen psychologische Betreuung, die nehmen sie auch gerne in Anspruch ."Der Hund hat eine aus unserer Gruppe getötet. Ich kann aus Angst um mein Kind nicht mehr schlafen", sagt Florian.
Die getötete Frau hinterlässt ihren Ehemann und einen Sohn, der studiert. Sie ist, seit sie in Pension ist, fast jeden Tag dort laufen gegangen, in der idyllischen Landschaft, beim Damm, der das flache Land vor der Aist schützt. In Sebern, Gemeinde Naarn, Bezirk Perg, Oberösterreich.
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