Immer wieder ist in Sebern, einem Ortsteil von Naarn im Bezirk Perg in Oberösterreich, am Nachmittag Hundegebell zu hören. Auf einem Schotterweg sind noch die Spuren der grausamen Hundeattacke zu sehen.
Eine Frau, sie dürfte dort joggen gewesen sein, wurde von einem American Stafford am Montag in der Früh regelrecht zerfleischt. Auf dem blutgetränkten Weg legt eine Nachbarin unter Tränen gerade Blumen nieder, eine Kerze brennt.
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In der Nähe, vor der Einfahrt eines der wenigen Bauernhöfe in dem kleinen Ortsteil, tauschen sich Nachbarn und Passanten aus. "Was da noch alles passieren hätte können", sagt eine Frau. "Da kommen so viele Familien mit ihren Kindern vorbei. Es ist gespenstisch."
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Zunächst war nicht klar, um welche Person es sich bei dem Opfer handelt. Denn die Identität der Frau konnte aufgrund des Zustands nach den tödlichen Bissen nicht sofort geklärt werden.
Erst war von einer 20 bis 40 Jahre alten Frau die Rede, am Nachmittag machte dann die Nachricht die Runde, es könnte sich um eine rund 60-jährige Frau aus dem Ort handeln.
Joggerin in OÖ von Hund tot gebissen - Halterin schwer verletzt
Später dann die Gewissheit: Bei der Toten handelt es sich um jene 60-jährige Frau aus der Nachbarschaft der Hundebesitzerin, die den ganzen Tag schon nicht auffindbar war. Getötet vom Hund, der Elmo heißen soll. Das bestätigte die Polizei am frühen Abend.
Was die Polizei am Montagabend noch wusste:
- Die Attacke passierte um 9.15 Uhr.
- Die Hundehalterin – zu ihr machte die Polizei bisher noch keine näheren Angaben – soll mit dem Hund spazieren gewesen sein.
- Ob angeleint oder nicht, ist Gegenstand der Ermittlungen.
- Beißkorb hatte der Hund jedenfalls keinen.
Derzeit wird gegen die verletzte Hundehalterin wegen fahrlässiger Tötung ermittelt, sagt die Polizei.
Sie hatte fünf Hunde im Haus
Vor etwa vier Jahren war die Hundehalterin mit einer zweiten Frau in den Ort gezogen. In dem Haus sollen die beiden Frauen Hunde gezüchtet haben. Fünf an der Zahl sollen sich aktuell dort befinden.
Der Hund, der die Frau getötet haben soll, wird eingeschläfert, bestätigte die zweite Hundehalterin gegenüber dem KURIER.
Zuvor hat es geheißen, dass seitens der Gemeinde ein Bescheid erlassen werde, der der Frau das Halten des Hundes untersage. Eine tierärztliche Untersuchung wurde - wie immer bei Bissattacken - bereits durchgeführt.
Die Tiere sollen noch nie auffällig gewesen sein, sagen Polizei und der Naarner Bürgermeister Martin Gaisberger. Er war bald nach dem tödlichen Hundeangriff am Tatort und zeigte sich am Nachmittag noch geschockt: "Der Aist-Damm ist ein beliebtes Gebiet für Jogger. Der Anblick der getöteten Frau war schrecklich, der Vorfall ist ein massiver Schock für uns alle."
Der Schotterweg führt entlang eines Maisfeldes zum Damm, der das flache Land vor der Aist schützt. Ein Ort, der von Läufern und Radfahrern sehr gerne aufgesucht wird.
Am Nachmittag ist der Schotterweg, auf dem die Frau von dem Hund angefallen und getötet wurde, nicht mehr abgesperrt. Das Blut ist gut zu sehen, ein Radfahrer fährt vorbei, schaut an der Stelle, an der auch die Kerze steht, kurz auf.
Hundehalterin ist ebenfalls schwer verletzt
Schwer verletzt ist auch die Hundehalterin. Sie hatte versucht, das Tier von der Frau abzubringen, wurde dabei selbst gebissen. Ihr Zustand sei sehr schlecht, hieß es am Nachmittag, es gehe ihr aufgrund der Verletzungen nicht gut, auch psychisch sei sie wegen des Vorfalls sehr belastet, wurde dem KURIER bestätigt.
Die Einfahrt des Hauses, in dem die Hunde gehalten werden, ist mit einem großen Tor geschützt. Hinter dem Haus, im Garten, befindet sich der Zwinger. Von dort ist immer wieder Hundegebell zu hören. Aber auch von den wenigen anderen Höfen in der Umgebung hört man Hunde bellen.
Eine Einvernahme der Halterin war bislang nicht möglich. Die Hundehalterin habe den wütenden Hund trotz ihrer Verletzungen noch die rund 150 Meter vom Ort der Attacke zurück in ihr Haus gebracht, bestätigt die Polizei.
Nachbarn hatten Angst
"Wir haben immer wieder Angst gehabt, weil die Hunde so wild zum Zaun hingelaufen sind und gebellt haben", schildert eine Passantin. Diesen Eindruck teilen auch die Nachbarn. Eines haben alle gemein: Das Reden über den Vorfall fällt allen schwer.
Hundeexperte sieht Schuld nicht beim Tier
Ein vom KURIER interviewter Hundeexperte kann sich nur schwer vorstellen, dass die Schuld beim Hund liegt: "American Staffordshire Terrier sind die menschenfreundlichsten Hunde."
Er könne sich auch nicht vorstellen, dass der Hund vorher nicht auffällig gewesen sein soll. "So ein Angriff kommt nicht aus dem Nichts. Ich glaube nicht, dass der Hund vorher unauffällig war, das gibt es gar nicht. Es muss einen Fehler des Halters, also in der Erziehung des Hundes, oder ein Problem mit der Zucht geben."
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