Nach tödlicher Attacke: Hundehaltergesetz in OÖ wird überprüft

Joggerin von Hund getötet
Landesrat Lindner (SPÖ) will Vollzug und Inhalt evaluieren, ebenso die Kriterien für die Vergabe von Hunden.
Tag eins nach der tödlichen Hundeattacke in Sebern im Bezirk Perg in Oberösterreich. Landesrat Michael Lindner (SPÖ) ist, wie so viele in Oberösterreich und weit darüber hinaus, entsetzt und schockiert.
 
Er ist zuständiger Landesrat für Tierschutz und für das Hundehaltergesetz. „Wir können jetzt nicht zur Tagesordnung übergehen“, sagt er am Tag nach der Hundeattacke. Denn diese tödliche Attacke am Montag war die Spitze eines Eisbergs mehrerer Bissattacken in Oberösterreich in den vergangenen Wochen und Monaten. Wobei er festhält: „Die Anzahl der Bissverletzungen ist trotz steigender Anzahl an Hunden stabil geblieben.“
 

Für Lindner ist klar: Der Fall in Sebern muss restlos geklärt werden. „Am Montag ist nach einer Fallkonferenz mit drei Tierärzten schon entschieden worden, dass der Hund eingeschläfert werden muss“, schildert der Tierschutzlandesrat. Jetzt müsse das Tier auch medizinisch untersucht werden, ob eine Erkrankung des Tieres, etwa ein Tumor, Auslöser für die tödliche Attacke gewesen sein könnte: „Das ist auch wichtig für das Strafrechtsverfahren, es wird ja gegen die Hundehalterin wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung ermittelt.“

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Gesetz wird überprüft

Und Lindner wird eine Überprüfung des oö Hundehaltergesetzes veranlassen: „Sowohl das Gesetz inhaltlich als auch der Vollzug der bestehenden Regelung durch die Gemeinden wird überprüft.“

Er will Experten dazu heranziehen und mit diesen nötigenfalls Verbesserungen erreichen. „2021 wurde das Hundehaltergesetz novelliert, da war im Vorfeld die Rede davon, auch in Oberösterreich eine Rasseliste einzuführen“, erinnert sich Lindner, diese sei nach Protesten von vielen Seiten rasch wieder ad acta gelegt worden.
Damals wurde laut Lindner beschlossen, die „sachkundliche Prüfung“ für das Halten von Hunden von drei auf sechs Stunden zu erhöhen. Auf konkrete Forderungen in einer möglichen Novelle will er sich nicht festlegen lassen, „das soll das Ergebnis der Gespräche mit den Experten sein, eine größere Hürde für das Halten von bestimmten Hunden könnte er sich aber durchaus vorstellen.

Auch Landeshauptmann Thomas Stelzer äußerte sich zu der Hundeattacke. „Das ist einfach nur eine unfassbare Tragödie. Mein tiefes Mitgefühl gilt der Familie der Verstorbenen. Vorschläge für ein strengeres Hundehaltegesetz haben in den letzten Jahren stets sehr emotionale Debatten ausgelöst, die zusätzlich noch von uneinheitlichen Expertenmeinungen begleitet waren." Der Schutz des menschlichen Lebens müsse laut Stelzer immer an oberster Stelle stehen und nicht nur dann, wenn sich wieder so ein schrecklicher Vorfall ereignet hat. "Die Menschen brauchen mehr Schutz vor Hundeattacken, das muss über allem stehen.“

Das hätten auch die vielen Gespräche gezeigt, die er über den Sommer in den oö Tierheimen geführt habe: „Dort merken wir verstärkt Hundeabgaben und Hundeabnahmen, weil die Halter mit ihren Tieren überfordert sind.“ Das schaffen mittlerweile auch Platznot in den Tierheimen. Deshalb sei schon die Vergabe von Tieren ein wesentlicher Knackpunkt: „Wenn jemand aus einem Tierheim einen Hund holt, wird dort sehr genau überprüft, ob die Person in der Lage ist, den Hund entsprechend zu versorgen.“
 
Die Erfahrung der Tierheime zeige, dass sich sehr viele Menschen „der Tragweite nicht bewusst sind, was es bedeutet, einen großen, starken und bisskräftigen Hund zu halten“. Ob alle Züchter diese genaue Überprüfung wie die Tierheime vornehmen, sei auch zu hinterfragen, ist Lindner überzeugt – das gelte auch für den Online-Handel mit Welpen aus den Ostblockstaaten.

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