Liechtenstein will Gewissheit
Im Liechtensteiner Parlament war der Mord an Bankier Jürgen Frick "nicht mehr Thema Nummer 1. Es ist heute ein bisschen ruhiger", erzählt Landtagssekretär Josef Hilti am Donnerstag. Die 25 Abgeordneten debattierten am zweiten Sitzungstag trotzdem erneut unter Polizeischutz.
So lange der mutmaßliche Todesschütze Jürgen Hermann nicht gefunden wird – tot oder lebendig – bleibt ein Restrisiko, dass der "Robin Hood von Liechtenstein" weitere Anschläge geplant hat.
Die Polizei geht aufgrund der Indizien von einem Suizid des Verdächtigen aus. Doch Gerichtspsychiaterin Heidi Kastner hat im KURIER gemeint: "Ich glaube, dass der Suizid inszeniert ist."
Hermanns Zorn richtete sich gegen eine ganze Reihe von Politikern. Ehemalige Geschäftspartner – auch in Vorarlberg – machte der 58-jährige Fondsmanager ebenfalls für seinen Ruin mitverantwortlich. Sie wollen zu der Causa ebenso nichts sagen wie das Fürstenhaus, das ebenfalls angefeindet wurde.
Quälende Frage
"Ganz Liechtenstein wäre froh, wenn endlich Gewissheit herrschte: Lebt der Mörder noch, oder ist er tot? Das wäre auch für die Familie Frick eine große Entlastung", ist Sigvard Wohlwend, Pressesprecher der Bank Frick, überzeugt.
Das Geldinstitut hatte Hermann bereits vor drei Jahren wegen Erpressung angezeigt. Eine Verurteilung hätte die Bluttat vielleicht verhindern können. "Natürlich ist es tragisch, wenn man denkt, dass 2011 Anzeige erhoben wurde und die Staatsanwaltschaft darauf rasch reagiert hat. Die Sache ist aber immer noch gerichtsanhängig", übt Wohlwend Kritik an der langen Verfahrensdauer. Die Frage, ob es ausreichend Grundlage für eine Anklage gab, sei bis heute noch nicht geklärt.
"Dieses Strafverfahren ist infolge zahlreicher Beschwerden des Jürgen Hermann immer noch anhängig", bestätigt Frank Haun von der Staatsanwaltschaft Liechtenstein. Derzeit stehe eine Entscheidung des Staatsgerichtshofes über eine bereits im Vorjahr eingebrachte Beschwerde des Jürgen Hermann aus.
Am Samstag wird Bankier Jürgen Frick in Balzers beerdigt. Der 48-Jährige hinterlasst seine Frau Nora und drei Kinder. Wohlwend rechnet mit großer Anteilnahme: "Es werden sehr viele Leute kommen." Für die Liechtensteiner Polizei dürfte die Feierlichkeit eine weitere Herausforderung darstellen. Über konkrete Sicherheitsmaßnahmen will sie keine Auskunft geben. "Die Landespolizei ist informiert und wird sich der Sache annehmen", sagt Sprecherin Tina Enz.
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