Lebenszeichen der Kulturszene

Dieses Foto ist derzeit am Boden des Linzer Hauptplatzes zu sehen. Es handelt sich dabei um das Projekt „Meter machen“ von der Kunstuniversität Linz.
Während in Linz das Ars Electronica Festival stattfindet, eröffnet in Graz ein neues Museum.

Lange musste sie schlummern, nun erwacht sie langsam: die Kulturszene. Graz eröffnete etwa ein neues historisches Museum, der Hauptplatz in Linz verwandelte sich derweil im Zuge des Ars Electronica Festivals 2020 in „The wild state“ (zu Deutsch: Der wilde Zustand). Ganz in Ruhe lässt Corona die Kultur jedoch nicht, musste doch einiges maßnahmenbedingt adaptiert werden – die Kulturschaffenden sich jedoch wild entschlossen, sich nicht unterkriegen zu lassen.

So hat sich der Campus der Kunstuniversität Linz etwa kurzerhand dazu entschlossen, Corona und dessen Auswirkungen als Ausgangspunkt für ihre Kunstinstallationen am Linzer Hauptplatz zu nehmen. Bilder des Projekts „Meter machen“ (Bild rechts) schmücken etwa den Boden des Linzer Hauptplatzes. Auf ihnen zu sehen sind „schräge“ Situationen, die sich durch das Distanzhalten in der Krise ergeben haben.

Ein anderes Projekt „verwandelt“ Passanten des Hauptplatzes mithilfe von Computerprogrammen in Ameisen, die dann auf eine Leinwand an die Häuserfassade des Brückenkopfgebäudes West projiziert werden.

Ein Sesselkreis aus 120 abgewetzten Samtstühlen soll wiederum die sonst internationale Gästeschar künstlerisch repräsentieren, die dieses Jahr aufgrund Corona wohl ausbleiben wird.

Linz
Das Ars Electronica Festival 2020 „In Kepler's Gardens - eine globale Reise zur Vermessung der 'neuen' Welt“ findet von 9. bis 13. September statt. Corona-bedingt umfasst das Festival heuer Kunstinstallationen an 120 verschiedenen Orten, teils auch international. Alle Informationen zu Orten, Öffnungszeiten und Programmen sind hier abrufbar.

Graz
Das Museum am Schlossberg wird am Samstag eröffnet. Es ist barrierefrei zugänglich. Der Eintrittspreis wurde auf 2 Euro pro Person  festgelegt. Weitere Informationen sind hier nachzulesen.

120 Orte international

Dies sind nur drei kreative Ideen von vielen, die das Ars Electronica Festival unter dem Motto „In Kepler’s Garden – eine globale Reise zur Vermessung der ‚neuen’ Welt“ bietet. Los ging es am Mittwoch. Über 160 Projektpartner zeigen an fünf Tagen die Welt von Kunst, Technologie und Innovationen.

Laut Ars-Electronica-Direktor Gerfried Stocker gehe es darum, zu analysieren und zu untersuchen, wie neue Technologien die Welt formen und prägen und wie Künstler und Kreative darauf Einfluss haben können.

Aufgrund von Corona gäbe es im Vergleich zum Vorjahr jedoch einige Änderungen: „120 Orte international bilden heuer den Schauplatz des Festivals. Ich denke, es ist an der Zeit, wieder zu gesellschaftlicher Normalität und kultureller Aktivität zurückzukehren“, betont Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ).

Thematisch findet sich neben Corona auch die Klimakrise, aber auch Demokratie und Autonomie in den digitalen Technologien.

Geschichte in Graz

Während in Linz nun das Festival dominiert, hat Graz einen Teil seines Wahrzeichens herausgeputzt: In, um und unter der Kanonenbastei auf dem Schlossberg entstand in den vergangenen Monaten ein neues Museum: In mehreren Bereichen zeigt es die Geschichte des 474 Meter hohen Dolomits mitten in der Stadt ebenso wie dessen Bedeutung als Festung. Der Bau kostete rund drei Millionen Euro, wovon ein Drittel aus dem dafür zweckgebundenen Nachlass einer Grazerin kam.

Die Eröffnung des neuen Museums findet am Wochenende statt. Die Besucheranzahl beziffert die Stadt vorerst mit 80.000 jährlich, doch das Potenzial ist größer: Geschätzt wird, dass pro Jahr 1,5 Millionen Besucher auf den Schlossberg gehen.

Lebenszeichen der Kulturszene

Ein Modell im Inneren zeigt die Geschichte der Bastei in Graz.

Überreste einer Festung

Wer die alte Kanonenbastei kennt, dürfte über die neue Version staunen. Wo die vier Kanonen meist hinter einem versperrten, selten zugänglichen Raum standen, gibt es nun eine Aussichtsterrasse mit Blick über die Stadt. Dank eines schwenkbaren Monitors können auch historische Stadtansichten quasi zeitgleich betrachtet werden.

Im alten Kanonierhaus wurde ein Geschichtsparcours eingerichtet, auf der Freifläche davor der „Garten der Wunder“ gepflanzt. Tief im Inneren des Berges und direkt unter Stallbastei verbindet ein 3-D-Modell eine moderne, multimediale Schau mit den historischen Überresten der Festung.

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