Österreich als Insel der Seligen

Happy couple in love laying on the floor outdoors
Am zufriedensten sind Menschen über 55 Jahren – die Jugend leidet unter viel Druck.

Geld alleine macht nicht glücklich, eine Familie und Gesundheit tragen hingegen viel mehr zu einem glücklichen Leben bei, zeigt eine Umfrage des Marktforschungsinstituts Nielsen im Auftrag der Allianz Gruppe. Materielle Güter wie ein schickes Auto haben in der Prioritätenliste der Österreicher stark abgenommen. Viel wichtiger für die Lebensqualität sind die Liebe, gutes Essen und schönes Wetter. Außerdem hat das Internet das Fernsehen im Stellenwert weit überholt.

Am zufriedensten sind die Österreicher im Alter zwischen 56 und 65 Jahren. Interessant: Der Lebenswert steigt mit der Anzahl der im Haushalt lebenden Personen. Das ist laut dem Lebensqualitätsforscher Bernhard Riederer vom Institut für Soziologie an der Uni-Wien für Österreich nicht ungewöhnlich: „Mit der Zunahme der Personen, die es zu versorgen gibt, gibt es aber irgendwann einen Einbruch, da die Belastungen größer werden.“

Den meisten Stress spürt die Altersgruppe der 26- bis 35-Jährigen. „In dieser Zeit entscheidet sich viel in Bezug auf die Familiengründung und die Karriere. Der Grundstein für die Zukunft wird gelegt – das erzeugt Stress“, sagt Rieder. Das Internet und die ständige Verfügbarkeit über Smartphones und Co. tragen ihr Übriges dazu bei. „Mit dem Alter spielen sich Job und Familie ein und der Stress lässt nach.“

Der Beruf wird den Österreichern generell immer weniger wichtig. Nur drei Prozent beschreiben ihn als wichtigsten Lebensbereich. Nur acht Prozent streben nach einer Karriere.

Einkommen

Die Nielsen-Umfrage zeigt außerdem, ab wann die finanzielle Situation als lebenswert empfunden wird. Die Zufriedenheit steigt ab einem Netto-Haushaltseinkommen von 1500 Euro und ist im Bereich von 3001 bis 3500 Euro am höchsten. Riederer: „Der wichtigste Schritt ist, eine gewisse Schwelle zu überschreiten, um sich einen gewissen Lebensstandard leisten zu können. Danach gibt es keine großen Unterschiede mehr in der Lebenszufriedenheit.“

Im Ländervergleich des OECD-„Better Life“-Länderindex steht Österreich an 14. Stelle (von 36). Angeführt wird die Liste von Australien, Schweden, Kanada und Norwegen. In Bezug auf Faktoren wie Arbeit und Einkommen, sozialen Zusammenhalt und Lebenszufriedenheit bewegt sich Österreich unter den Top 10.

So arbeitet der durchschnittliche Österreicher mit 1600 Stunden pro Jahr weniger als der OECD-Durchschnitt (1776 Stunden), aber verdient dafür mehr (22.276 Euro im Vergleich zu 17 794 Euro im OECD-Durchschnitt). Kritik gibt es jedoch für die große Einkommensschere in Österreich: Die oberen 20 Prozent verdienen vier Mal so viel wie die unteren 20 Prozent.

Schwächen

Schlecht abgeschnitten hat Österreich im OECD-Vergleich vor allem in Bezug auf Wohnmöglichkeiten, Bildung, Gesundheit und Work-Life-Balance. Jeder fünfte Österreicher gibt den Großteil seines Einkommens für ein Dach über dem Kopf aus – durchschnittlich hat jeder 1,7 Räume zur Verfügung.

In puncto Bildung fällt Österreich vor allem durch eines auf: Je besser der sozioökonomische Status, desto besser ist jemand ausgebildet. Im Ländervergleich gibt es außerdem großen Aufholbedarf in der Förderung von Studienabschlüssen. „Das akademische Niveau der Studenten bleibt im Vergleich zu den Bemühungen im Bildungssystem hinter den Erwartungen – auch in Anbetracht der aufgewandten Ressourcen pro Student“, heißt es im Bericht.

Alle Daten des OECD-Index zu Österreich und Vergleichsstaaten finden Sie hier.

Österreich als Insel der Seligen

Also, was ist Glück?

Glaubt man der neuen „Lebenswert-Studie“, dann bedeutet Glück für die Österreicher Liebe, gefolgt von gutem Essen und gesunder Umwelt. (Erstere macht leider oft auch unglücklich, weil man zu wenig davon hat – dafür gibt es von Zweiterem oft zu viel. Und zur gesunden Umwelt muss man meist mit dem Auto fahren.)

Im Glücksranking folgen: Kein Verkehrslärm (niemand will Verkehrslärm, obwohl fast alle irgendwann selbst der Verkehrslärm sind), schönes Wetter (oft gut, aber aus) und das Internet (im Internet kann man all das suchen, was einem zum Glück fehlt). Weniger wichtig sind uns Österreichern Fernsehen, Autos (wieso gibt es dann so viel Verkehrslärm?), Religion und Alkohol (nicht ganz glaubwürdig, wenn man am Samstagabend ein Beisl aufsucht und sich umschaut). Der größte Glückskiller laut Umfrage: Stress.

Dazu passt, was unlängst eine Dame in der Wiener U-Bahn zu ihrer Sitznachbarin sagte: „Glück? Glück ist, wenn der Schmerz nachlasst.“

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