Familien brauchen keinen Trauschein

Natascha, Christoph und Tochter Mia sind auch ohne Ehering glücklich.
40 Prozent der Kinder werden in Österreich nicht ehelich geboren.

Vater, Mutter, Kind: Das Ideal braucht keinen Trauschein mehr. Laut Statistik Austria gibt es in Österreich bereits 156.000 Lebensgemeinschaften mit Kindern. "Das ist ein Trend, den wir schon seit 15 Jahren beobachten", sagt Ulrike Zartler vom Institut für Soziologie der Uni Wien. "Die Lebensgemeinschaft hat sich als Lebensform für Paare schon lange etabliert. Jetzt eben auch mit Kindern."

Die Wiener Natascha Hofbauer (31) und Christoph Löffler (35) sind bereits seit sieben Jahren ein Paar. Vor zweieinhalb Jahren kam Tochter Mia dazu. "Ich war immer der Meinung, dass man nicht heiraten muss. Man kann ja auch so zusammenleben", sagt Hofbauer. Doch nach Mias Geburt denkt auch sie anders. "Heiraten ist schon ein Thema geworden. Wir lieben uns. Und wir müssen das Kind absichern. Was ist, wenn einem von uns etwas passiert?" Und: "Für meinen Lebensgefährten war Heiraten schon früher Thema. Er denkt traditioneller als ich."

Gemeinsamer Name

Ein weiterer Grund, der dazukommt: "Ich bin die einzige in der Familie, die einen anderen Nachnamen hat. Spätestens im Kindergarten oder in der Schule wird Mia darauf angesprochen. Das könnte sie irritieren", erzählt Natascha Hofbauer.

Es ist vor allem die gesellschaftliche Anerkennung, die unverheiratete Paare mit Kindern erhalten, die die Zahl der Lebensgemeinschaften mit Kind in die Höhe schnellen lassen. "40 Prozent der Kinder in Österreich werden nicht ehelich geboren. Bei Erstgeburten sind es sogar mehr als die Hälfte", sagt Zartler.

Das Modell Ehe ist trotzdem noch aktuell – die Zahlen sind stabil (siehe Grafik). "Oft wird im Nachhinein geheiratet, häufig nach der Geburt des zweiten Kindes."

Sicherungsnetz Ehe

Und das hat viele Gründe. Die romantischen sowieso, aber auch rechtliche und finanzielle. "Paare, die lange zusammen sind, haben auch gemeinsame Investitionen getätigt, zum Beispiel ein Haus gekauft", erklärt die Soziologin. Es ist aber auch eine finanzielle Absicherung – meist für die Frau. "Frauen müssen oft bei der Berufstätigkeit zurückstecken. Bei einer Trennung haben sie die schlechteren Bedingungen. Die Eheschließung ist auch ein Sicherungsnetz."

Aus Kinderperspektive ist es übrigens egal, ob Papa und Mama verheiratet sind oder eine Lebensgemeinschaft führen. Einzig: Die Trennungsrate ist bei Nicht-Verheirateten höher als bei Ehepaaren.

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