Lawinengefahr durch große Fußstapfen

Lawinengefahr durch große Fußstapfen
Schneeschuhwandern erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Auch sie sollten alpine Regeln beachten

Schuhe anschnallen, Stöcke in die Hände nehmen und einen Schritt nach dem anderen in den Schnee setzen, bis man den Gipfel des Berges erreicht hat und die wunderschöne Aussicht genießen darf.

So in etwa haben sich wohl auch die fünf Schneeschuhwanderer ihre Tour am Sonntag vorgestellt, bei der sie unter dem Hohen Dachstein eine Lawine erfasste und verschüttete. Die drei Frauen und zwei Männer aus Tschechien konnten nur noch tot geborgen werden.

Trend Schneeschuhwandern

Die fünf Schneeschuhwanderer bringen nun die Statistik aus dem Gleichgewicht, denn erst vergangenen Mittwoch hatte das Kuratorium für alpine Sicherheit verlautbart, dass in dieser Saison verhältnismäßig wenig Menschen Lawinen zum Opfer fielen – bis dahin waren es nur sechs.

Ist man auf den Bergen unterwegs, sieht man immer häufiger Menschen mit großen Schuhen durch den Schnee stapfen. Michael Larcher, Leiter der Abteilung Bergsport des österreichischen Alpenvereins bestätigt das: „Selbst auf Tirols Bergen, wo sonst nur Skitourengeher unterwegs sind, sieht man vermehrt Schneeschuhwanderer.“ Erhebungen dazu gebe es aber noch nicht.

Dennoch belegen verschiedenste Zahlen den Trend: „Wir sehen bei Schneeschuhen heuer eine verstärkte Nachfrage“, sagt Thorsten Schmitz, Geschäftsführer von Intersport Österreich.

Zudem sei der Sport kostengünstig: Um die 100 Euro kosten Einstiegsmodelle. Laut der Tirol Werbung GmbH betreiben 40 Prozent der Tiroler Wintergäste „Ski plus“-Angebote, gemeint sind andere Wintersportarten, wie etwa Schneeschuhwandern.

Fehlendes Bewusstsein

In Salzburg seien es laut Salzburger Land zwar nur zwei Prozent, die sich die Schneeschuhe anschnallen, die Angebote abseits der Piste würden jedoch zunehmen. Auch Tourismus- und Hotelbetriebe bieten bundesweit vermehrt Touren für Schneeschuhe an.

Lachner sieht deshalb auch im Alpenverein mehr Bedarf, die Gruppe der Schneeschuhwanderer zu fokussieren – gelte es doch auch, ihnen die Lawinengefahr und das Verhalten im Ernstfall näherzubringen.

100 Euro kosten in etwa die günstigsten Paar Schneeschuhe

30 Prozent ist in etwa die maximale Steigung, die Wanderer mit Schneeschuhen bewältigen können

40 Prozent der Tiroler Urlaubsgäste betreiben mittlerweile Wintersportarten, die nicht das Skifahren betreffen

13 Lawinentote gibt es bis dato in der Wintersaison 2019/2020. Bei fünf davon handelt es sich um Wanderer mit Schneeschuhen

2 Drittel aller tödlichen Lawinenunglücke passieren bei der Lawinenwarnstufe „3 – erheblich“. Diese war auch zum Zeitpunkt der Dachstein-Lawine für das Gebiet ausgewiesen

„Man kann es nicht verallgemeinern, aber gefühlt ist das Wissen um die alpine Gefahr bei Schneeschuhwanderern weniger ausgebildet“, sagt Larcher. Denn Schneeschuhwandern sei vor allem bei jenen beliebt, die nicht Skifahren können oder wollen. „Es fehlt ihnen deshalb im alpinen Bereich das Vorwissen, die Erfahrung und das Bewusstsein.“

Alpine Ausrüstung

Sind Schneeschuhwanderer im Gebirge unterwegs, benötigen auch sie – wie Skitourengeher – die entsprechende Ausrüstung: Dazu gehören Schaufel, Lawinensonde und das „Lawinenpiepserl“ – ein solches hatten die fünf Tschechen nicht dabei.

Wichtig sei aber auch der Abstand: „Im Gegenteil zu Skitourengehern, die ihre Skier als Abstandhalter haben, gehen Schneeschuhwanderer viel enger beieinander“, sagt Larcher. Dies würde eine stärkere punktuelle Belastung auf den Hang auslösen und könnte selbst im flacherem Gelände zu Lawinen führen.

Denn Lawinen können auch vom Hangfuß ausgelöst werden: Durch die Belastung bricht eine Schneeschicht, der Bruch weitet sich nach oben aus. Kann sich das Schneebrett nicht mehr halten, löst es sich. Ähnlich dürfte es bei der Dachstein-Lawine gewesen sein: Laut Bergrettung lösten die Opfer die Lawine vermutlich selbst aus.

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