Lavamünd: "Das war ein zweites Kamptal"

Lavamünd: "Das war ein zweites Kamptal"
Jetzt werden die Verwüstungen sichtbar. Die Schäden gehen in die Millionen. Und es hagelt Kritik am Krisenmanagement.

„Kaputt, alles kaputt.“ Michael Offner, 46, steht vor den Verwüstungen, die das Hochwasser auf seinem Grundstück zurückgelassen hat. Das Hochwasser ist weg, doch alles ist mit Schlamm verdreckt und Ölgeruch liegt in der Luft. Mechanikermeister Hannes Töfferl, 52: „In den Kellern sind die Öltanks geborsten.“ Einsatzleiter Hannes Kienberger: „In den evakuierten Wohnungen am Drauspitz schwimmen Kühlschränke, Möbel und Blumentröge umher.“ Die Bewohner kamen bei Angehörigen, Freunden oder in Gasthöfen unter. Am Dienstag wurde der Katastrophenzug der Feuerwehr angefordert, um alles wieder begehbar zu machen. Die Arbeiten werden jedoch noch Wochen dauern.
„Das war ein zweites Kamptal“, ist im Ort zu hören. Die Region in NÖ war im August 2002 von einer Riesenflut getroffen worden. Damals war Energieversorger EVN vorgeworfen worden, die Schleusen zu spät geöffnet und damit das Hochwasser mitverursacht zu haben.


Im Fall Lavamünd schoben einander die Verantwortlichen am Dienstag gegenseitig die Schuld in die Schuhe. Denn die Schleusen an der Drau sollen zu spät geöffnet worden sein. Landesrätin Beate Prettner bezichtigt den Verbund, der die Wasserkraftwerke betreibt, „zu spät auf die Krisensituation reagiert zu haben“. Sie fordert Umweltminister Niki Berlakovich auf, „eventuelle Verfehlungen gnadenlos aufzudecken“.

Johannes Moser vom Hydrographischen Dienst des Landes Kärnten erklärt: „Wehrentlastung und Hochwasserwelle haben sich überlagert.“ Bewohner von Lavamünd meinen, die Schleusen seien zu schnell oder zu spät geöffnet worden. Beim Verbund weist man die Vorwürfe scharf zurück und spielt den Ball zurück. „Die Prognose des Landes war völlig falsch. Wir sind daher von einem ein- bis fünfjährigen Hochwasser ausgegangen“, sagt Robert Zechner. Auch in Iselsberg in Osttirol verloren vier Familien ihr Hab und Gut, als Montagabend nach heftigen Regenfällen bei einem Erdrutsch ein etwa 70 Kubikmeter großer Fels gegen ihr Wohnhaus rutschte. Noch in der Nacht wurde es evakuiert, gegen 3 Uhr morgens stürzte dann ein Teil einer Außenmauer ein. Als Dienstagvormittag klar war, dass das zwei Jahre alte Gebäude abzureißen ist, brachten Bewohner auf eigene Verantwortung einige Habseligkeiten ins Freie.

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