Landstrom: Kleiner Schritt zu klimafreundlicher Flusskreuzfahrt
Fünf Kreuzfahrtschiffe liegen am Dienstag an der Donau, sie spiegeln sich im ruhigen Wasser zwischen Nibelungenbrücke und Neuer Eisenbahnbrücke in Linz. Ein gewohntes Bild, immerhin legen rund 1.400 Schiffe pro Jahr in Linz an.
Kreuzfahrt und Klimaschutz gehen schwer zusammen. Das ist bekannt. Auch im Tourismus wird das Kreuzfahrtschiff mit den Passagieren, die massenweise bei kurzen Aufenthalten aussteigen, die Stadt (wenn überhaupt) durchwandern und dann wieder am Schiffsdeck landen, ambivalent gesehen.
Und doch gibt es die Schiffe. Und sie sind von der Politik und dem Tourismus durchaus erwünscht. Gegen eine zusätzliche Belastung, nämlich Strom aus Dieselgeneratoren, wird - endlich, muss man anfügen - etwas gemacht.
Landstromanlage heißt das Zauberwort. Es verspricht Ruhe und sauber(er)e Luft.
Für viele Anrainer eine Wohltat, auch die Gruppe von neun jungen Frauen kann das Picknick im saftigen Grün im Donaupark entspannter genießen. Geschweige denn die vielen Läufer auf der Lände. Atemnot kann schon ohne Dieselgestank schwer genug wiegen.
Schön ist der große Verteiler beim Kunstmuseum Lentos nicht, aber das ist der Garageneingang direkt daneben auch nicht. Aber er macht Sinn. Denn seit Dienstag sind in Linz vier Landstromanlagen in Betrieb, insgesamt werden es demnächst zehn in ganz Oberösterreich sein: Sieben in Linz, drei in Engelhartszell.
Erste Projektidee 2015
Landstrom bedeutet: Schiffe, die länger als zwei Stunden in Linz anlegen, beziehen den Strom künftig nicht mehr vom schiffseigenen Dieselgenerator, sondern aus der Steckdose. Was einfach klingt, war ein sehr komplexer Prozess.
2015 wurde das erste Mal darüber geredet, 2019 gingen Linz AG, die Stadt Linz und das Land Oberösterreich in konkrete Planungen. Und jetzt kommt der Strom für die Schiffe endlich aus der Steckdose.
Warum so komplex? Die Lösung in Oberösterreich sollte kompatibel zu den bestehenden Angeboten für Schiffe an der Donau, etwa in Deutschland, sein, und sie soll auch flussabwärts - in Niederösterreich, Wien, Ungarn, idealerweise bis zur Donaumündung ins Schwarze Meer - angewendet werden können.
Investition: 5,8 Millionen Euro
1,9 Millionen Euro steuerte die EU dazu bei
Ersparnis: 900.000 bis 1,6 Millionen Liter Diesel pro Jahr - damit könnte man 11 bis 17 Millionen Kilometer mit dem Auto in der Stadt fahren
2.400 bis 4.200 Tonnen CO2-Emissionen werden eingespart, ebenso 33 Tonnen NOx (Luftschadstoffe) sowie 192 Kilo Feinstaub jährlich
Bis zu 13 Kabinenschiffe können in Linz gleichzeitig mit Strom versorgt werden. Den stellt die Linz AG zur Verfügung. Erich Haider, Geschäftsführer der Linz AG betont: "An sonnigen Tagen kommen bei uns schon 70 Prozent des Stroms aus Photovoltaikanlagen." Auch sonst sei der Strom "sauber", er werde aus Fernwärmeheizwerk und Wasserkraft gewonnen. Gas werde für diesen Bereich nicht eingesetzt.
Alle Schifffahrtsunternehmen sind dabei
Stolz sind Haider und Co. darauf, dass alle Unternehmer, die in Linz mit ihren Schiffen anlegen, beim Landstrom-Projekt angedockt haben. 41 Unternehmen landen derzeit in Linz mit ihren 182 Kabinenschiffen. Sie bringen es auf rund 1.400 Landungen mit knapp 200.000 Touristinnen und Touristen.
Dafür wurde übrigens die "Ländenverordnung" modifiziert, die nun eine Anschlusspflicht an den Landstrom vorsieht. Gültlig ist diese im Prinzip für rund 1.000 der Schiffslandungen, da die Pflicht erst ab zwei Stunden greift. Im Schnitt liegt ein Schiff übrigens etwa 14 Stunden in Linz vor Anker.
Von den Kosten soll es für die Kreuzfahrtsunternehmer etwa gleich bleiben. Wobei Haider schon anmerkt: "Kreuzfahrtschiffe genießen das Dieselprivileg." Sprich: Sie können den - umweltschädlicheren - Treibstoff immer noch sehr günstig einkaufen. Aber wenigsten teurer werde es mit dem Landstrom nicht, so Haider.
Birgit Brandner-Wallner, Chefin der Donauschiffstationen GmbH, die die Landestellen in Linz betreibt, ist über die Investition in den Landstrom glücklich: "Bei den Gästen gibt es ein Umdenken. Sie legen immer mehr Wert darauf, dass ihre Schiffsreise möglichst klimafreundlich ablaufe."
Das war auch die Intention von Stadt, Land und Linz AG, wie SPÖ-Bürgermeister Klaus Luger betonte: "Wir belegen damit, dass ökologisch ausgerichteter Schiffs-Tourismus möglich ist."
Es wird übrigens ausschließlich jener Strom bezogen, der zum dem Zeitpunkt am Schiff verbraucht wird, während das Schiff in Linz liegt. Speicherkapazitäten gibt es auf den Schiffen nicht. Auch der Antrieb wird nicht auf Strom umgestellt werden, weiß Oberösterreichs Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner: "Da geht es eher in Richtung Wasserstoffantrieb."
Um von Linz abzulegen, müssen also noch länger die lauten, stinkenden Dieselmotoren angeworfen werden.
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