Nahversorger hält Dorf lebendig
Die Gemeinde Krimml ist über die Salzburger Landesgrenzen hinaus wegen ihrer imposanten Wasserfälle ein Begriff. Mehrere Hunderttausend Besucher bestaunen jedes Jahr das Naturschauspiel im Nationalpark Hohe Tauern. Trotz der Touristenattraktion kämpft der Ort im Oberpinzgau mit Strukturproblemen: Wenige Geburten, viele Junge ziehen weg. Das Lagerhaus, die Metzgerei und den Bäcker gibt es seit Jahren nicht mehr. Zu wenige der Ausflügler finden den Weg ins Ortszentrum. "Man glaubt nicht, dass ein Dorf am Wasserfall verhungern kann", meint Bürgermeister Erich Czerny (ÖVP).
Jahrelang war auch der Lebensmittelhändler in Gefahr. Für den Ortschef ein Horrorszenario: "Du kannst dir sicher sein, dass das Dorf dann verödet. Ohne Nahversorger fehlt das Rückgrat und rundherum bricht alles weg", meint Czerny. Auf Initiative der örtlichen Bankfiliale ist der kleine Supermarkt in der Gemeinde mit ihren 840 Einwohnern ab 2007 am Leben erhalten worden. Denn auch für die Bank ist es überlebenswichtig, die Kundschaft im Ort zu halten.
Bank als Betreiber
"Die Großkonzerne würden in Krimml keine Filiale führen", ist sich Bankdirektor Peter Hofer sicher. "Ich kann da Baulandsicherungsmodelle machen wie ich will. Aber wenn ich keinen Nahversorger bieten kann, bin ich gleich um einiges unattraktiver", meint Hofer.
Seit die Finanzmarktaufsicht 2013 Einwände hatte, ist die Gemeinde als Hauptgesellschafter (49 Prozent) eingesprungen. Die Bank hält seither wie der Tourismusverband (TVB) 24 Prozent. Die Bergbahn Hochkrimml ist mit drei Prozent an der Gesellschaft beteiligt.
Seit Jahren rote Zahlen
Obwohl das Geschäft bei den Krimmlern hoch im Kurs steht, schreibt der Laden seit dem Bestehen jedes Jahr Verluste – zuletzt rund 20.000 Euro. Die Betreiber suchen daher nach Lösungen, um in die Profitzone zu gelangen. "Wir haben flexible, saisonal angepasste Arbeitszeiten. So versuchen wir das zu optimieren, dass wir einmal schwarze Zahlen machen", sagt Martin Bachmaier, Obmann des Tourismusverbandes.
Trotz beständig roter Zahlen herrscht in der Gemeindepolitik Einigkeit: Der Nahversorger muss um jeden Preis im Ort bleiben, wie auch Vizebürgermeister Hans Leutgeb von der SPÖ bekräftigt. "Wenn ein Dorf keinen Nahversorger mehr hat, stirbt es nach einer gewissen Zeit", argumentiert Bürgermeister Czerny. "Wir betreiben auch ein Schwimmbad, wo keiner nachfragt, wie viel das kostet."
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