Kleiner Ort zieht große Firmen an

GuteAussichten: Das Jufa bringt Neutal Touristen.
Jobs und eine gute Infrastruktur halten die Bewohner im burgenländischen Dorf.

"Früher", erinnert sich der Neutaler Hans Godowitsch, "ist bei uns in drei Viertel aller Haushalte zumindest einer zum Arbeiten ausgependelt." Die Einwohner der mittelburgenländischen Gemeinde hatten sich in aller Welt als (Ofen- und Kamin-)Maurer einen Namen gemacht. Das Museum für Baukultur – kurz MUBA genannt – gibt Zeugnis davon. In jahrelanger Arbeit hat sich der Verein "Stein auf Stein" , dessen Obmann Godowitsch ist, im Dorf der geschichtlichen Aufarbeitung der handwerklichen Tradition angenommen. Mehr als 40 Vereinsmitglieder schupfen das MUBA.

Stehen geblieben ist die Zeit in Neutal aber keineswegs. Im Gegenteil. Mittlerweile gibt es mehr Einpendler als Auspendler, verkündet Bürgermeister Erich Trummer (SPÖ) stolz. "Und wir haben in Neutal in etwa so viele Arbeitsplätze wie Einwohner", erklärt der Ortschef der 1100-Seelen-Gemeinde.

Von der Entwicklung profitieren auch die Dorfbewohner: Rund ein Viertel der Neutaler haben ihren Job quasi vor der Haustür.

Familie Wessely ist ein Paradebeispiel. Manuela Wessely arbeitet als Betreuerin in der Kinderkrippe, auch ihr Ehemann Roman kann zu Fuß zur Arbeit gehen. "Ich bin früher täglich nach Wien gependelt. Was kann einem besseres passieren, als im Heimatdorf einen Job zu bekommen?" Seit Jahren ist er für die Interne Logistik bei Swarco Futurit tätig.

Ampelmännchen

Deren Produkte sind international bekannt: Durch seine Verkehrssignalsystemen ist der Betrieb in 60 Ländern weltweit vertreten, auch die berühmten "Ampelmännchen" werden hier produziert. Es ist aber nicht der einzige Betrieb im Ort, der über die Landesgrenzen hinaus bekannt ist. "Das höchste Holzhochhaus Österreichs, das in der Wiener Seestadt Aspern errichtet wird, wird von der Firma Handler aus Neutal gefertigt", sagt Trummer. Ein weiteres Produkt, das man nicht mit dem Burgenland assoziieren würde, wird ebenfalls in Neutal gemacht: Für den Einsatz auf Meeren hat die FT-TEC GmbH ein mobiles, batteriebetriebenes Sicherheitsgerät entwickelt und dafür Auszeichnungen erhalten.

Rund 50 Betriebe sind in Neutal angesiedelt, einige haben ihren Sitz im 2002 eröffneten Technologiezentrum.

Warum der kleine Ort auch bei großen Firmen so gefragt ist? Darauf weiß Hans Godowitsch – er war Baudirektor des Landes sowie Vizebürgermeister der Gemeinde – eine Antwort: "Wir haben unsere Vision – von Neutal bis Hamburg über Autobahnen und Schnellstraßen – realisiert." Eine gute Verkehrsanbindung sei für Firmen wichtiges Kriterium zur Ansiedelung.

Tourimusgemeinde

"Wir sind eine Gemeinde, die wächst. Dafür brauchen wir aber auch ein Gesamtpaket", sagt Trummer. Leistbare Wohnungen, verschiedene Betreuungsformen für die Kleinsten sowie die Versorgung der Senioren in betreuten Wohngemeinschaften – all das wurde in den Vorjahren umgesetzt.

Was Trummer besonders freut: Seit Kurzem ist Neutal auch ein aufstrebender Tourismusort. "Dank dem Jufa (Jugend- und Familiengästehaus, Anm.) hatten wir im Vorjahr 16.000 Nächtigungen. Die Tendenz ist steigend."

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