Land Salzburg pumpt Millionen in die Pflege

Symbolbild
Bis 2027 fließen 220 Millionen Euro in Maßnahmen, die die Krise abfedern sollen.

Der Pflegeskandal um ein Heim in Salzburg-Lehen brachte schockierende Missstände an die Öffentlichkeit. Alarmglocken schrillen in der Pflege schon seit Langem. Die Personalnot spitzt sich in allen Bereichen zu und der Ruf nach attraktiveren Rahmenbedingungen ist spätestens seit Ausbruch der Corona-Pandemie unüberhörbar. Experten tagten im Auftrag des Landes von November 2021 bis Juni 2022 schon in der zweiten Pflegeplattform. Am Dienstag stellte die Landesregierung das Paket vor.

Bis 2027 fließen pro Jahr rund 50 Millionen Euro von Land und Gemeinden in die Maßnahmen. „Es ist kein Schnellschuss. Es geht uns darum, die Rahmenbedingungen langfristig zu verbessern“, so Landeshauptmann Wilfried Haslauer.

Kernpunkt: mehr Geld für die Mitarbeiter und ein zusätzlicher Nachtdienst in den Einrichtungen. Es soll nie wieder vorkommen, dass Pflegekräfte in der Nacht alleine verantwortlich sind, wie betont wird. 85 Millionen Euro fließen in diese Verbesserung. Außerdem sind finanzielle Mittel für zusätzliches administratives Personal in den Einrichtungen vorgesehen. Pflegeträger stöhnen unter dem steigenden Dokumentationsaufwand.

Zulage für mobile Dienste kommt

Auch die mobilen Dienste bekommen künftig eine Schmutz- und Erschwerniszulage. „Eine Vollzeitangestellte hat dann 150 Euro mehr im Monat am Gehaltszettel“, so Noch-Soziallandesrat Heinrich Schellhorn. Psychiatrische und psychologische Unterstützung in den Senioreneinrichtungen soll weiter ausgebaut werden.

Weitere Maßnahmen: 1,6 Millionen Euro sind im Landesbudget für betreutes Wohnen reserviert. Die Wohnform ermöglicht es, lange zu Hause bleiben zu können. Künftig soll nicht nur der Bau barrierefreier Wohnungen, sondern auch die Betreuung unterstützt werden.

„Wir haben einen Schulterschluss für die Pflege zwischen Land, Gemeinden und der Stadt geschafft“, spricht auch Gesundheitsreferent Christian Stöckl (ÖVP) von einem großen Wurf.

Es gibt Lücken im Paket

Offen bleibt der dringende Bedarf einer Übergangspflege zwischen Krankenhaus und Rückkehr nach Hause, um in den Spitälern nicht langfristig Betten zu blockieren. In der Stadt liegen bereits fertige Konzepte in der Schublade: Das vor Kurzem wegen der Personalengpässe geschlossene städtische Seniorenheim Bolaring steht derzeit leer und würde sich hervorragend eigenen, so Sozialstadträtin Anja Hagenauer (SPÖ). Das sei aufgrund der allgemeinen Personalnot aktuell nicht leistbar, heißt es beim Land. Insgesamt vermisst Hagenauer in dem Paket „ein klares Zukunftsbild“. Nur Geld in die Hand zu nehmen, sei zu wenig. Der bürokratische Aufwand sollte insgesamt reduziert werden, bevor Personal gesucht wird, das ebenso schwer zu finden sein werde. Die Pflegezukunft sei ohne Zuzug aus Drittländern nicht vorstellbar.

Änderungen im Gesetz noch offen

Offen sind auch dringend notwendige Anpassungen im Pflegegesetz. Ein partizipativer Prozess mit allen Trägern sei gestartet worden, so Schellhorn. Hagenauer fordert eine Reform des Überprüfungskatalogs der Heimaufsicht und mehr Transparenz bei Prüfungen.

Die Übersiedelung von 13 Bewohnern aus dem betroffenen Heim ist derzeit im Gange. Für 9 Insassen konnte bereits ein neuer Platz in einem privaten oder städtischen Haus gefunden werden.

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