KURIER-Jubiläum: Was Hansi Hinterseer, John Travolta und Angela Merkel gemeinsam haben
Im Jahr 1954 erschien nicht nur der erste Neue KURIER. Auch zahlreiche bekannte Persönlichkeiten und Menschen, deren Leben vom KURIER geprägt wurde, erblickten das Licht der Welt. Biografische Einblicke in das Leben von sechs bemerkenswerten Menschen.
Hansi Hinterseer
Für die einen ist er die Schablone des kitschigen Alpenträllerers. Für die anderen der hellste Stern am Schlager-Firmament. Aber außer Frage steht: Hansi Hinterseer hat einen einzigartigen Werdegang hingelegt.
Aufgewachsen ist der am 2. Februar 1954 Geborene direkt auf der Seidlalm. Ohne elektrisches Licht ging es im Winter mit den Skiern talwärts. Die Lebensmittel wurden mit dem Pferd auf die Alm gebracht. So überliefert es jedenfalls die Legende, oder besser gesagt die Biografie auf seiner Website. „Für mich war es das Natürlichste auf der Welt, Skirennläufer zu werden“, wird er dort zitiert. 1978 kehrte Johann Ernst Hinterseer, wie er mit vollem Namen heißt, der Weltcup-Welt den Rücken und startete fortan für die US Pro-Ski-Tour.
Mitte der 80er war dann auch damit Schluss. Seine größten Erfolge sollten aber noch kommen. Nämlich dann, als Musikproduzent Jack White auf ihn aufmerksam wurde. 1994 absolvierte er seinen ersten Auftritt im „Musikantenstadl“ mit seiner Debüt-Single „Du hast mich heut noch nicht geküsst“. Ab dann ging es steil bergauf.
Seither hat der volkstümliche Sänger jedes Jahr – bis auf 2018 – ein neues Album veröffentlicht, gewann 34 Mal Gold, 13 Mal Platin und 1 Mal Doppelplatin. Er ist der Schlagerstar vom alten Schlag, der mit der Tsching-Bumm-Mainstreamunterhaltung einer Helene Fischer wenig zu tun hat. Auch sein Privatleben hat Hinterseer nie in die Öffentlichkeit getragen. Skandale sucht man vergebens. Hansi eben.
Angela Merkel
Angela Merkel hatte in den vielen Jahren ihrer politischen Laufbahn schon viele Beinamen. „Kohls Mädchen“, „Klimakanzlerin“ oder „Mutti Merkel“. Aber keines der Kognomen ist treffender als jenes der „Krisenkanzlerin“. Davon hat die am 17. Juli 1954 geborene Merkel, damals noch Kasner, zu Genüge erlebt. Und vor allem auch gemanagt.
Ihre erste große Bewährungsprobe war die Finanzkrise 2007, zwei Jahre nach ihrem Amtsantritt. Sie gab eine Garantieerklärung für Spareinlagen ab und richtete einen Fonds zur Unterstützung der deutschen Banken ein. Es folgte die Staatsschuldenkrise in Griechenland, die sich 2009 aufgrund der Finanzkrise zuspitzte. Merkel setzte sich für die finanzielle Unterstützung ein, die Euro-Länder richteten den Euro-Rettungsschirm ein. Bei einer Rede vor dem Bundestag formulierte sie den viel zitierten Satz: „Scheitert der Euro, dann scheitert Europa“.
Doch ihre größte politische Herausforderung war wohl die Flüchtlingskrise 2015. Die sogenannte Willkommenskultur wurde scharf kritisiert und bescherte ihr ein Zustimmungstief. Doch Merkel blieb dabei.
In keiner anderen Zeit wurde ihr Profil als Politikerin des Mitgefühls und der Vernunft mehr geschärft. Sie gilt als Vertreterin des Antipopulismus, die Macho-Politikern wie Donald Trump, Wladimir Putin und Recep Tayyip Erdoğan die Stirn bietet. Später erholten sich die Umfragewerte wieder, und erreichten nicht zuletzt aufgrund der Corona-Krise neue Höhen.
John Travolta
66 Jahre geprägt von Erfolgen und tragischen Verlusten. Das beschreibt das Leben von John Travolta wohl am besten. Geboren am 18. Februar 1954 gelang dem italo-irischen US-Amerikaner mit seinem Hüftschwung in „Saturday Night Fever“ 1977 der große Durchbruch. Doch genau zu dieser Zeit erschütterten ihn bereits die ersten Schicksalsschläge.
Seine damalige Freundin Diana Hyland starb 1977 an Brustkrebs. Ein Jahr später verlor seine Mutter den Kampf gegen Krebs. In den 70er Jahren schloss sich Travolta Scientology an und ist bis heute eines der bekanntesten Mitglieder der umstrittenen Organisation. Erst in den 90er Jahren kam der private und berufliche Aufschwung. 1991 heiratete er die „Liebe seines Lebens“, Schauspielerin Kelly Preston. Mit ihr bekam er drei Kinder.
„Nur wenn ich sie in meiner Nähe habe, fühle ich mich ruhig und sicher“, sagte er 2018. 1994 gelang dem Hobbypiloten auch das filmische Comeback. Regisseur Quentin Tarantino besetzte ihn in „Pulp Fiction“. Ein Jahr später erhielt er für seine Rolle in „Get Shorty“ den Golden Globe.
Doch die Wonne währte nicht lange. 2009 kam sein ältester Sohn Jett bei einem Familienurlaub auf den Bahamas durch einen Krampfanfall ums Leben. Nach dessen Tod wollte John Travolta eigentlich keine Rollen mehr annehmen. Er tat es dann doch, etwa im Oliver-Stone-Film „Savages“. Doch das nächste Unglück ließ nicht lange auf sich warten. Im Juli dieses Jahres starb seine Ehefrau an Brustkrebs.
Josef Vötsch
25 Jahre lang war Josef Vötsch beim KURIER beschäftigt. Und das in einer Zeit, in der sich der Journalismus so drastisch gewandelt hat wie in keiner anderen Epoche. Seinen ersten Arbeitstag hatte Vötsch 1988. Das war lange, bevor sich Mobiltelefone oder das Internet etabliert hatten. Seinen letzten im Jänner 2014, als das alles längst Normalität war.
Die Schicht begann um 16 Uhr. Seine Hauptaufgabe: wichtige Ereignisse der Abendstunden in die Zeitung zu bringen. Besonders in Erinnerung ist ihm der 9. November 1989, der Tag, als die Berliner Mauer fiel. Josef Vötsch war gerade erst kurz beim KURIER und einziger Redakteur ihm Haus. „Um 19.30 Uhr war klar, dass die Mauer fallen wird. Also rief ich den Chefredakteur an und bat um das Okay, die Titelseite zu ändern“, erinnert sich der Wiener. Doch der glaubte ihm nicht. Das Problem: „Die einzigen Bilder, die es an dem Abend gab, waren vom Checkpoint Charlie. Und dort ist nichts passiert.“
Agenturmeldungen kamen per Fax, telefoniert wurde mit dem Festnetz. Die größte Verbesserung zu damals sei also die Geschwindigkeit: schnellere Kommunikation, schnellere Recherche. Mit ihr aber auch Nachteile: „Tiefgründige Recherchen können im Wettkampf gegen die sozialen Medien auf der Strecke bleiben“, meint er.
Es seien die glorreichen Zeiten des Journalismus gewesen. Viele Leser und Anzeigenkunden, hohe Gehälter. Seine Frau Theresia ergänzt: „Er hat sich nach jedem Urlaub auf die Arbeit gefreut, wer macht so was?“
Elisabeth Scheucher-Pichler
Elisabeth Scheucher-Pichler hat ihn noch gut in Erinnerung: den Regenschirm über dem Gitterbett ihres Bruders. Das Dach war undicht, ihr Elternhaus in Klagenfurt zur Hälfte zerbombt. Das war Ende der 1950er Jahre. Es sei dieser krasse Unterschied, die rasante Entwicklung, die die Generation von Scheucher-Pichler präge, sagt die 66-Jährige. Heute sitzt sie als Abgeordnete für die ÖVP im Nationalrat. Dort ist sie die einzige Jahrgang 1954.
Der Zweite Weltkrieg hat diese Generation mitgeformt, auch wenn sie ihn nicht mehr erlebt hat. Der Vater wurde eingezogen, kam in Gefangenschaft. „Dann ist er zurückgekommen, hat eine Familie gegründet und das Geschäft übernommen. Sie haben das alles geschafft.“ Vielleicht ist sie heute deshalb die Abgeordnete mit den meisten Nebentätigkeiten.
Mit 24 Jahren war sie seiner Zeit die jüngste Gemeinderätin einer Landeshauptstadt. „Ich war so jung und eine Frau, das war damals exotisch.“ Ermöglicht habe ihr das die Familie. Und dies sei auch einer der größten Unterschiede zu heute. „Ich habe zwei Töchter und es war immer jemand da“, sagt sie. Heutzutage sei das Modell der Großfamilie nur noch die Ausnahme. Andererseits gab es viele Errungenschaften. Das Wirtschaftswunder hob die Lebensqualität an.
Auch die Politik habe sich über die Jahre verändert. Besonders in ihrer Anfangszeit habe es mehr Diskurs und Willen zum Konsens gegeben. „Das wurde dann immer schwieriger. Aber ich hoffe, dass wir jetzt dazu zurückkehren.“
Werner Amon
Für Werner Amon und den KURIER ist der 18. Oktober 1954 ein Datum von grundlegender Bedeutung. Amon wurde an diesem Tag geboren, der Neue KURIER das erste Mal gedruckt. Aber nicht nur das: Die Zeitung hat Amon auch lebenslang begleitet.
Als er noch ein kleiner Bub war, lag er auf dem Küchentisch seines Elternhauses im niederösterreichischen Wildendürnbach. Einer kleinen Ortschaft an der tschechischen Grenze, dessen Kellergasse 2013 zur schönsten des Bundeslandes gewählt wurde und von wo aus man die Kühltürme des AKW Dukovany am Horizont erblicken kann. Und auch heute liegt der KURIER im Stüberl seines Hauses in ebendieser Gemeinde vor ihm auf dem Tisch. „Mein Vater hatte ihn seit der Gründung abonniert“, erzählt Werner Amon.
Nach all den Jahren hat sich beim Zeitunglesen schon eine Routine eingestellt. Zuerst die Schlagzeilen, dann der Sport. Den Kulturteil lässt er aus. „Das ist nicht meins, ich bin Techniker.“ Denn Amon leitete ein Bauunternehmen, das zuvor sein Vater geführt hatte und von seinem Großvater gegründet wurde. Sein Traumberuf? „Diese Frage stellte sich damals nicht.“ Nun ist er in Pension. Man merkt, dass der Beruf seine Sicht auf die Entwicklung Österreichs geprägt hat. Wie froh er war, als die Grenze zu Tschechien geöffnet wurde und qualifizierte Arbeiter kamen.
Vom KURIER wünscht er sich übrigens noch mehr regionale Berichterstattung. Denn derzeit liegt bei ihm daneben noch eine Lokalzeitung auf.
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