Küken spazierten nach 50-Meter-Sprung vom Glockenturm durch Schwaz

Küken spazierten nach 50-Meter-Sprung vom Glockenturm durch Schwaz
Acht Gänsesäger-Küken haben das Nest verlassen. Und dabei jede Menge Spektakel verursacht, Straßensperre inklusive.

Seit einigen Jahren brütet ein Gänsesäger-Paar, welche zur Familie der Entenvögel gehören, im Bereich der Schwazer Pfarrkirche. Gänsesägerküken sind dafür bekannt, gleich nach dem Schlüpfen teils aus schwindelerregenden Höhen zu springen, um zum Wasser zu gelangen.

Am Sonntag war es dann soweit. Pünktlich zum Muttertag sei "die Entenmama mit ihren acht Küken zuerst aus dem Glockenturm gesprungen und nach der Wanderung über die Tannenbergasse glücklich im Inn angekommen", berichtete die Stadt Schwaz auf ihrer Facebook-Seite und veröffentlichte ein Video von Caterina Kotia Marchese von der hastigen Straßenüberquerung.

Dank einer eigens von der Polizei eingerichteten Verkehrssperre auf der Bundesstraße erreichten die Tiere nach einem heil überstandenen Sprung in 50 Meter Tiefe unbeschadet den nahen Inn. Um den Auszug der Tiere nicht zu verpassen und ihnen einen sicheren Weg zu gewährleisten, hatten mehrere Tierfreunde sich zusammengetan.

Nachdem mit Hilfe der ehemaligen Mesnerin Christine Amrainer Ende April das Nest lokalisiert werden konnte, übernahmen sie, Christoph Walder vom WWF und Reinhard Hölzl, Fotograf und Naturschutzreferent des ÖAV, die Überwachung der Gänsesäger-Familie, um den entscheidenden Moment nicht zu verpassen.

Mit Kamera überwacht

"Wir haben das Nest erst vor drei Wochen entdeckt und wussten nicht, wie lange die Mutter schon brütet", erzählt Hölzl. Die Tierfreunde installierten eine Infrarot-Kamera bei dem Nest. "Am Samstag ist es dann mit dem Schlüpfen losgegangen", so Hölzl. Die Polizei wurde schon mal vorgewarnt, am Sonntag ab sechs Uhr Wache beim Kirchturm geschoben.

Küken spazierten nach 50-Meter-Sprung vom Glockenturm durch Schwaz

Sonntagmittag ging dann alles ganz schnell. "Die Mutter ist im Gleitflug vom Nest gestartet. Sie war noch gar nicht gelandet, da haben sich die Küken schon runtergestürzt. Die haben wie kleine Federbälle ausgeschaut", erzählt der Naturfreund begeistert.

Die Gänsesäger-Küken sind eigentlich noch nicht flugfähig. "Sie können nur mit den Füßen ein bisschen steuern. Die waren total unerschrocken. Die Höhe, aus der sie gesprungen sind, ist beeindruckend."

Küken spazierten nach 50-Meter-Sprung vom Glockenturm durch Schwaz
Küken spazierten nach 50-Meter-Sprung vom Glockenturm durch Schwaz

Nach der sicheren Landung habe man die Tiere noch durch die Stadt dirigiert. "Zwei Küken sind in einen Kanal gekugelt. Die haben wir gleich wieder rausgeholt." An der Bundesstraße neben dem Inn hatte die Polizei inzwischen die Straße gesperrt.

Bereits die fünfte Brut

Es ist bereits das fünfte Jahr, dass die Gänsesäger in Schwaz gebrütet haben. In den vergangenen Jahren wurden aber die Kcken immer wieder von gutmeinenden Passanten aufgesammelt und so von ihren Eltern getrennt. Mehrere Bruten wurden im Alpenzoo von Hand aufgezogen.

Hölzl und die anderen Tierfreunde wollten das heuer verhindern - Mission gelungen. Eltern und Küken schwammen gemeinsam im Inn davon.

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