Kriminalstatistik: Wie junge Täter das System sprengen

Die Kriminalstatistik bildet Anzeigen ab. Verurteilungen sind also nicht immer die Folge.
Hunderte eingeschlagene Taxischeiben und geknackte, zu Schrott gefahrene Autos haben die Polizei in Österreich im vergangenen Jahr nahezu täglich beschäftigt. Die Täter, das hat die Präsentation der Kriminalstatistik am Montag nun gezeigt, waren zu einem großen Teil jung und ausländisch. Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) bezeichnete die Jugendkriminalität als „Sorgenkind“. Dieter Csefan, oberster Polizist im Kampf gegen Jugendkriminalität, präzisierte: „Sie wissen, dass ihnen nichts passiert. Wenn die Polizei kommt, schreien sie ,unmündig‘, eine halbe Stunde später schlagen sie die nächste Scheibe ein.“
Tatsächlich ist der Anstieg der Jugendkriminalität, speziell jene der Unmündigen von zehn bis 14 Jahren, alarmierend. Während die Gesamtzahl der Anzeigen in Österreich im Vorjahr um 1,2 Prozent auf 534.000 gestiegen ist, hat sie sich bei den bis 14-Jährigen auf 12.049 angezeigte Delikte verdoppelt. Besonders Wien gilt als Hotspot der Jugendkriminalität.
Syrer bei Kriminalität auf Rang drei
Diese Entwicklung geht nicht zuletzt auf ein deutliches Plus bei den angezeigten syrischen Tatverdächtigen zurück. Diese haben sich von 150 im Jahr 2020 auf rund 1.000 im abgelaufenen Jahr versechsfacht. Karner führte das auf den Familiennachzug zurück. Demnach hätte der Anteil syrischer Staatsbürger unter den Familiennachzüglern 90 Prozent ausgemacht. Mit dem Stopp des Familiennachzugs habe man eine Gegenmaßnahme getroffen.

47 Prozent der ausgeforschten Straftäter stammten im Vorjahr nicht aus Österreich. Syrer nahmen hinter Rumänen und Deutschen bereits den dritten Platz ein. Eine mögliche Erklärung für diese Überrepräsentation: 70 Prozent der in Österreich lebenden Syrer sind Männer unter 30 Jahren – jene Gruppe, die weltweit die Kriminalstatistiken dominiert. Vergleichsweise hoch war in Österreich übrigens die Aufklärungsquote. Sie lag 2024 bei 52,9 Prozent.
„Systemsprenger“
Es bleibt die Frage, was mit Jugendlichen passieren soll, die wiederholt straffällig werden. Bundeskriminalamt-Direktor Andreas Holzer betonte in dem Zusammenhang, dass man die Jugend nicht pauschal verurteilen könne. Ein Großteil der Anzeigen würde sich auf eine kleine Gruppe von Intensivtätern verteilen. Die Rede sei von „Systemsprengern“ – Unmündige bzw. Minderjährige, die es auf mehr als 50 Anzeigen pro Monat bringen. Dass bei diesen Tatverdächtigen eine Unbelehrbarkeit vorliegt, verdeutlicht die Tatsache, dass die drei aktivsten „Systemsprenger“ alle bereits rund 1.000-mal angezeigt wurden. „Die drei sind für 28 Prozent der Straftaten von unter 18-Jährigen verantwortlich“, führte Csefan aus.
Da die Herabsetzung der Strafmündigkeit im neuen Regierungsprogramm keine Rolle spielt, setzt das Innenministerium nun auf ein „Bündel an Maßnahmen“. Dazu zählen neben polizeilichen Regelbelehrungen auch Fallkonferenzen, bei den alle beteiligten Institutionen an einem Tisch zusammenkommen, um über Härtefälle zu beraten. Außerdem sollen Eltern schulpflichtiger Kinder, die dem Unterricht wiederholt fernbleiben, härter in die Pflicht genommen werden. Von Geldstrafen bis zu 2.000 Euro sprach der Innenminister.
In letzter Instanz könnte sich Karner vorstellen, durch eine Novelle des Heimaufenthaltsgesetzes Intensivtäter „gefängnisähnlich“ unterzubringen. Die Wiener Neos hatten zuletzt ebenfalls befristete Zwangsaufenthalte gefordert – allerdings in sozialpädagogische Einrichtungen.
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