Krankenhaus Nord: Ein Problemspital als Publikumsmagnet
Eineinhalb Stunden dürfen die Besucher ausharren und Reden über sich ergehen lassen, ehe um 11.30 Uhr Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) höchstpersönlich die Schiebetür zum Krankenhaus Nord öffnet. Eine Wartezeit, die angesichts einer Bauverzögerung von drei Jahren auch nicht mehr ins Gewicht fällt.
Mit einem Tag der offenen Tür erfolgt am Samstag die offizielle Eröffnung des mittlerweile weit über Wien hinaus bekannten Spitalsbaus, der in den vergangenen Jahren zu einem Synonym für Missmanagement geworden ist. Trotzdem – oder gerade deswegen – wurden rund 22.000 Besucher gezählt. Dicht drängten sich Hunderte vor dem Eingang, um sich bei Führungen die künftigen medizinischen Angebote erklären zu lassen – von der Geburtenstation bis zum Schockraum.
Viele zeigen sich beeindruckt von dem laut Ludwig „modernsten Spital Europas“: „Man hat gar nicht das Gefühl, dass man sich in einem Krankenhaus befindet“, sagt Elisabeth Schweinhammer. „Wenn man das alles sieht, vergisst man die Probleme, die es beim Bau gegeben hat“, betont die Floridsdorferin. Ähnlich auch Chris Helmberger. „Selten habe ich so ein freundliches Spital gesehen.“
Auch Ludwig lässt sich von Station zu Station führen. „Wir können stolz auf diese medizinische Versorgung sein, die es bei uns – im Gegensatz zu anderen Ländern – nicht nur für Privatpatienten gibt“, sagt er. Die Vorgeschichte des Spitals lässt ihn gelassen: „Wir warten das Ergebnis der U-Kommission ab und werden dann die Konsequenzen für künftige Großprojekte ableiten.“
Dicht an Ludwigs Seite eine ehemalige Regierungskollegin, mit der an diesem Tag vielleicht nicht alle gerechnet haben: Sonja Wehsely, von 2007 bis 2017 SPÖ-Gesundheitsstadträtin – in einer Zeit also, in der das Projekt aus dem Ruder lief. Am Freitag musste sie noch vor der U-Kommission aussagen, die Opposition sieht sie als politische Hauptverantwortliche für den Bauskandal (siehe auch Bericht unten). Es sei unmöglich, einen einzelnen Verantwortlichen für die Probleme festzumachen, sagt sie. „Und außerdem, welches Projekt dieser Größenordnung geht gänzlich ohne Probleme vonstatten?“
Aus Fehlern lernen
Die Ansprache auf der Festbühne überlässt sie dann aber doch ihrem Nachnachfolger Peter Hacker (SPÖ). „Wir haben gelernt, wie wir Dinge künftig besser machen können“, räumt er ein. „Dennoch ist heute auch ein Tag, an dem man sich freuen kann.“
Anders sehen das die Aktivisten der Initiative „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“, die die Ansprachen mit Pfiffen und Sprechchören begleiten. Wie berichtet, kämpft die Gruppe, die sich aus dem Pflegepersonal des Krankenanstaltenverbunds rekrutiert, gegen Nachteile, die sich aus der städtischen Gehaltsreform des Vorjahres ergeben. Hacker sagt ihnen für Ende April einen Gesprächstermin zu.
Segen kein Hokuspokus
Gleichsam als Kontrapunkt zur Affäre rund um einen 95.000-Euro-Energiering für das Spital nehmen Christoph Kardinal Schönborn und Superintendent Matthias Geist die Segnung des Spitals vor. „Ein Segen ist kein Hokuspokus“, stellt der Kardinal dabei klar.
Weitere Verzögerungen soll es keine mehr geben. Ab Montag beginnt der klinische Testbetrieb. Die ersten Patienten werden im Juni aufgenommen.
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