Prinzipiell wird aus der Info kein Geheimnis gemacht: Wenn man sich als Körperspender für das Institut für Plastination in Heidelberg registriert und nicht in Deutschland lebt, gelten andere Regeln: Bei Überführungen aus dem Ausland obliegt es den Hinterbliebenen, ein geeignetes Bestattungsunternehmen kostenpflichtig zu beauftragen, heißt es auf der Homepage.
"Das war mir einfach nicht bewusst", sagt Franz Riedl. "Kann sein, dass das bereits vor 25 Jahren irgendwo zu lesen war. Ich hätte mir aber gewünscht, dass diese essenzielle Information proaktiv an mich herangetragen wird, wenn ich mich als Körperspender registriere, der nicht in Deutschland lebt."
Mindestens 3000 Euro an Kosten kämen auf seine Familie zu, wenn er ein Bestattungsunternehmen mit der Überführung der Leiche beauftragen würde. "Dazu jede Menge organisatorischer Aufwand. Man kann ja nicht einfach mit einer Leiche im Kofferraum über die Grenze fahren", analysiert Herr Riedl. Weder die Kosten noch die Formalitäten wollte Herr Riedl seiner Familie antun, also zog er in einer Mail die Bereitschaft zur Körperspende zurück. Das wurde bereits bestätigt.
"Wir gehen transparent mit dieser Information um, in unserer Broschüre und auf der Homepage steht es ganz eindeutig." Angelina Whalley ist Kuratorin der diversen Körperwelten-Ausstellungen, die weltweit touren und zu sehen sind. Sie ist auch die Partnerin von Gunther von Hagens, der die Methode der Plastination erfunden und bekannt gemacht hat. Mehr als 1500 Arbeitsstunden dauert es, bis ein Ganzkörper-Plastinat fertig ist, der Prozess dauert mindestens ein Jahr lang, meist länger.
Spender hauptsächlich aus Deutschland
"Wir sind ein kleines Institut, wir können die Kosten für Überführungen aus dem Ausland nicht übernehmen, deswegen kommen auch die allermeisten unserer Körperspender aus Deutschland." Mehr als 21.000 Menschen sind derzeit im System als Spender registriert.
Die Gründe, warum jemand eine Körperspende zurückziehe, seien verschieden: "Der häufigste ist aber, dass es einen neuen Partner, eine neue Partnerin gibt und diese Person nicht gut mit der Entscheidung leben kann", so Angelina Whalley.
Zu lesen ist in den Unterlagen auch, dass das Institut für Plastination in Heidelberg Präparate an andere Institute und Institutionen weiterverkaufen darf: "Da frage ich mich natürlich schon: Entstehen Kosten für die Überführung und dann wird mit dem Leichnam Geld verdient?", so Franz Riedl. Diesen Vorwurf bestreitet Angelina Whalley vehement: "In Rechnung wird natürlich nur die sehr aufwendige Dienstleistung der Plastination gestellt, nicht die Körperspende an sich."
Franz Riedl bleibt bei seiner Entscheidung. Er hat sich stattdessen entschlossen, seinen Körper nach dem Tod der Medizinischen Universität Wien zur Verfügung zu stellen: "Da entstehen Gesamtkosten von 990 Euro, die Asche wird im Zentralfriedhof beigesetzt und die Wertschöpfung bleibt quasi in Österreich." Die Kosten seien bereits beglichen, seine Familie müsse nach seinem Ableben nur noch einen Anruf tätigen: "Sie haben dann keine Arbeit und keinen Aufwand mehr mit mir."
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