Wetter in der zweiten Maiwoche: Klimawandel zähmt Eisheilige
Der Mai und die Eisheiligen haben ihre ganz eigenen Regeln. Doch das Wetter hält sich nicht immer daran. Und so stellen sich Hobbygärtner und Bauern heute wie schon früher im Mai die Frage: Schlagen die Eisheiligen wieder zu?
Den Ursprung der Eisheiligen nimmt man im Mittelalter an, als die vorwiegend bäuerliche Bevölkerung von spätem Frost und den dadurch entstandenen Ernteeinbußen betroffen war. Die Ehrfurcht vor diesem Witterungsphänomen hat die Menschen dazu veranlasst, die Gedenktage Heiligen vom 12. bis zum 15. Mai zuzuordnen.
Rückgang der Temperaturen
Aufgrund der gregorianischen Kalenderreform finden die Eisheiligen genau genommen aber erst 10 Tage später statt, weil diese Bauernregel noch aus der Zeit des julianischen Kalenders stammt.
„Tatsächlich weist die durchschnittliche Tagesmitteltemperatur in Österreich erst zwischen dem 19. und dem 24. Mai einen vorübergehenden Rückgang auf, also gibt es zu dieser Jahreszeit eine Häufung an Kaltlufteinbrüchen,“ erklärt Ubimet-Meteorologe Nikolas Zimmermann. „Jahrhundertelange Wetterbeobachtungen haben gezeigt, dass Kaltlufteinbrüche bis etwa Mitte Mai im Flachland noch für Frost sorgen können.“
Die Eisheiligen sind also meteorologisch begründbar.
Kühler im April
Früher waren die Eisheiligen besonders gefürchtet, da die Pflanzen erst zu dieser Zeit soweit entwickelt waren, um frostgefährdet zu sein. Aus diesem Grund stellten damals auch Kaltlufteinbrüche im April im Gegensatz zu heute kaum ein Problem dar.
Das Wetter und die davon abhängige Blüte der Vegetation schwankten freilich heute wie früher.
Was sich allerdings verändert hat: Mittlerweile sorgen die milden Winter und die rasch steigenden Temperaturen im März und April regelmäßig für einen früheren Start der Vegetationsperiode.
Die Temperaturen steigen außerdem im Mai zumeist sehr schnell an. So erhöht sich die durchschnittliche Tagesmitteltemperatur etwa in Wien im Lauf des Monats von 13 auf 17 Grad. „Was immer häufiger vorkommt, ist genau diese Verschiebung der Durchschnittswerte. Das ist genau das, was der Klimawandel macht“, so Zimmermann. Auf diese Art kommt die paradox anmutende Situation zustande, dass bei wärmerem Klima die Frostgefahr sogar zunimmt: Die milden Temperaturen in März, April und Mai sorgen zwar für volle Blüte – ein plötzlicher Kälteeinbruch kann dieser aber empfindlich schaden.
Meist schließen die Eisheiligen also die Periode mit Frostgefahr im Frühjahr ab. Und daher sind sie für Gärtner wie Landwirte oft ein Problem. Richtig beliebt waren sie noch nie, die Eisheiligen Mamertus, Pankratius, Servatius, Bonifatius und die „kalte Sophie“. Und das werden sie wohl auch nie sein.
Tipps für Gärtner
Wenn März und April so schön sind wie heuer, warten Hobby- und Balkongärtner die Eisheiligen kaum ab. Daher gedeihen schon jetzt überall Paradeiserpflanzen und andere einjährige Nutzgewächse, die man erst demnächst ins Freiland setzen sollte. Denn auch wenn heuer die Eisheiligen zahm daherkommen, könnte es in exponierten Lagen noch frisch werden. Wer Angst um seine grünen Lieblinge hat, sorgt so für Schutz:
An die Hauswand: Bei der Mauer gleicht die Wärmestrahlung kalte Nächte aus. Außerdem sind Pflanzen dort vor Wind geschätzt.
Dosiert abhärten: Bei vielen Gewächsen wie Paradeisern fördert ein Kälteeinbruch das Wachstum sogar, die Haupttriebe werden dicker und wachsen buschiger, die Pflanzen neigen weniger zu langen, fruchtlosen Ausläufern. Wenn sie aber tagsüber in voller Sonne stehen, und nachts wird es kalt, kommen sie in Temperaturstress. Also: anfangs schattig stellen.
Zudecken und einwickeln: Im Beet helfen gegen Kälte ein Vlies oder Schutzdecken. Die müssen aber Luftaustausch zulassen, sonst schimmelt das Grün schnell.
Reinstellen: Besonders heikle Jungpflanzen kann man zur Not über Nacht hineinstellen. Dann aber nur in den ungeheizten Gang oder z. B. in die Garage. Trockene Heizungsluft ist noch schlimmer als ein bisserl Brrrrrr.
Aktuelles Wetter
In den kommenden Tagen ziehen oft Regenschauer durch und die Schneefallgrenze sinkt. Laut Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) gibt es lebhaften Wind. Es bleibt wechselhaft. Am Montag stauen sich an der Alpensüdseite bis nach Oberkärnten dichte Wolken und zeitweise regnet es. Die Sonne zeigt sich nur zwischendurch. Erst ab dem späten Nachmittag treffen im Westen und Norden Regenschauer der Kaltfront ein.
Am Dienstag ziehen Regenschauer durch, tagsüber zeigt sich im Norden und Osten die Sonne. Am Mittwoch ist mit Wolken und Regen zu rechnen. Insgesamt ist es schwach windig. Am Donnerstag bleibt es stark, im Norden und Osten veränderlich bewölkt. Tageshöchstwerte zwischen acht und 16 Grad. Am Freitag gibt es Gewitter. Im Osten zeigt sich aber die Sonne.
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