Klimawandel und wenige Freiwillige: "Alpine Vereine sind in Bergnot"

Klimawandel und wenige Freiwillige: "Alpine Vereine sind in Bergnot"
Erhalt von Wegen und Hütten wird für alpine Vereine immer schwieriger. Sie fordern 95-Millionen-Euro-Rettungspaket

Mit Micro-Volunteering will der Österreichische Alpenverein (OeAV) Freiwillige, die sich nicht langfristig binden wollen, für die Mitarbeit an der Erhaltung von Berghütten und Wanderwegen gewinnen. Denn die Folgen des Klimawandels würden der alpinen Infrastruktur immer mehr zusetzen.

Ein Rettungspaket von 95 Millionen Euro sei nötig, erneuerte Präsident Wolfgang Schnabl am Freitag die Forderung der alpinen Vereine in der Hoffnung auf offene Ohren bei der nächsten Bundesregierung.

Vereine in Bergnot

"Die alpinen Vereine sind in Bergnot geraten", fasste Schnabl in einer Pressekonferenz anlässlich der Jahreskonferenz des Alpenvereins in Steyr zusammen. Die "Auswirkungen der Klimakrise ziehen unsere Wege in den Bergen häufiger in Mitleidenschaft".

Klimawandel und wenige Freiwillige: "Alpine Vereine sind in Bergnot"

Durch Unwetter verursachte Wegeschäden rund um Matrei im Sommer 2024

Denn immer öfter komme es durch Starkregen, Muren, Lawinen, etc. zu schweren Schäden. Hinzu kämen stark steigende Baukosten - wobei Baustellen am Berg ohnehin drei- bis viermal so viel kosten würden wie im Tal.

Die Instandhaltung eines Kilometers Weg kostet rund 40 Euro, wenn ehrenamtliche Wegwarte dies übernehmen, rechnete Georg Unterberger, Leiter der Abteilung Hütten und Wege im Alpenverein, vor. Aber immer öfter müsse man mangels Freiwilliger auf Professionisten zurückgreifen, dann schlagen sich die Kosten mit 400 Euro pro Kilometer zu Buche.

Grundlage für Tourismus

"Wir erhalten die Hütten und Wege nicht nur für unsere Mitglieder", so Schnabl, auch viele Touristen würde es in die Berge ziehen. "Ohne unsere Ehrenamtlichen wäre die Erhaltung der Wege nicht möglich", im Schnitt kommen 26 Kilometer auf einen Wegewart, viele von ihnen betreuen ihr Gebiet seit Jahrzehnten.

Klimawandel und wenige Freiwillige: "Alpine Vereine sind in Bergnot"

Im Winter 2019 musste die Totalphütte in Vorarlberg nach einer Zerstörung durch eine Lawine wieder aufgebaut werden

Aber es wird zunehmend schwieriger, Freiwillige zu finden. Der Alpenverein setzt daher auf sogenanntes Micro-Volunteering - kurzfristige Einsätze, bei denen man sich nicht auf Jahre binden muss, sondern beispielsweise tageweise unter Anleitung eines erfahrenen Wegwarts arbeite.

Ähnlich ist die Lage bei den Hütten: Nicht nur die Bauwerke sind überaltert, auch die Suche nach Pächtern wird immer schwieriger - zum einen wollen auch diese sich nicht mehr auf Jahre binden, zum anderen wird es immer härter Personal zu finden

Drei bis vier Hütten weniger pro Jahr

"Wir verlieren drei bis vier Hütten pro Jahr", rechnete Schnabl vor. Aber "wenn eine Hütte aus einem Weitwanderweg herausfällt, dann ist die Distanz so groß, dass man die Strecke nicht mehr bewerkstelligen kann", ergänzte Unterberger, dann breche die Besucherlenkung in den Bergen zusammen.

Auf den derzeit 225 Alpenvereinshütten wurden 2023 rund 335.000 Nächtigungen verzeichnet, für heuer gibt es noch keine Zahlen. Die Tendenz sei zuletzt wieder steigend gewesen, das Vor-Corona-Niveau habe man aber noch nicht erreicht, so der Alpenverein.

Der Österreichische Alpenverein fordert ein Rettungspaket für die alpinen Hütten und Wege und verweist dabei auf eine gemeinsame Petition der alpinen Vereine, die insgesamt 272 Schutzhütten und 50.000 Kilometer Wanderwege betreuen. 

Um den Investitionsstau abzuarbeiten und die für die Jahre 2025 bis 2029 notwendigen Maßnahmen zu setzen, seien rund 95 Millionen Euro nötig.

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