Für die Entwicklung der Klimastrategie wurde ein Klimarat per Zufallsgenerator ausgewählt – 17 Frauen und Männer aus Gmunden im Alter von 17 bis 84 Jahren. In moderierten Prozessen kristallisierten sich vier große Themenfelder – CO2-neutrale Energie (1), Bewusstseinsbildung, Beschaffung, Ernährung und Kreislaufwirtschaft (2), klimafreundliche Mobilität (3) und Boden, Raumplanung und Natur (4) – heraus, die mit 16 Handlungsfeldern samt ergänzenden operativen Punkten dem Gemeinderat vorgelegt wurden. Große wie kleine Punkte, auf Machbarkeit und Wirksamkeit geprüft.
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Vollzeit für das Klima
Ein wesentlicher Punkt: Eine Klimakoordinatorin wurde eingestellt – als neu geschaffene Stelle, in Vollzeit: Verena Pühringer-Sturmayr.
Ihre Themen sind vielfältig und nicht enden wollend. Neben der Einbindung der Schülerinnen und Schüler gibt es große Veranstaltungen zur Bewusstseinsbildung. Den Auftakt machte die Doyenne der österreichischen Klimawissenschaft Helga Kromp-Kolb. Um die Hemmschwelle zum Besuch derartiger Veranstaltungen zu verringern, wurde die Idee eines niederschwelligen „Umweltfestes“ geboren, um noch breiter mit den Themen durchzudringen. Die Umsetzung ist in Arbeit.
Auch der in der Klimastrategie geforderte Jugendrat ist in Gründung. Arved Müllner (16) und Greta Gattol aus dem Kernteam betonen: „Es ist wichtig, sich in der eigenen Stadt einzubringen.“ Etwa gegen Bodenversiegelung oder in Verkehrsfragen.
Thema Energie: Im Zuge einer „Hausparty“ war ein Energieberater bei einer jungen Familie in deren Einfamilienhaus. Freunde, Nachbarn und Bekannte waren dazu eingeladen. Daraus entstand der Wunsch von Wohnungseigentümern und Mietern, in ihrem Umfeld ebenfalls eine „Party“ zu bekommen – das entspricht der Intention der Klimastrategie, möglichst allen einen niederschwelligen Zugang zu Beratungsangeboten zu ermöglichen.
Geothermie-Projekt
Auf der anderen Seite arbeitet die Stadt an einem Geothermie-Forschungsprojekt mit. Dazu werden Gespräche mit Großabnehmern geführt – etwa der Gmundner Molkerei. Der in der Strategie definierte Ausstieg aus Öl- und Gasheizungen wird mit einem kommunalen Wärmeplan begleitet. Und 2030 will Gmunden – bilanziell – so viel Photovoltaikanlagen haben, dass theoretisch der gesamte Strombedarf der Stadt damit gedeckt werden könnte.
Beim Thema Raumplanung hat sich Gmunden auf die „Schwammstadt“ verständigt: neue Wege der Untergrundgestaltung von Straßenzügen und Plätzen, die Bäumen besseres Wachstum ermöglichen und mehr Wasser bei Starkregen aufnehmen – zwei wichtige Klimawandelanpassungsfaktoren.
Klimafitte Mobilität
Tempo 40 auf allen Vorrangstraßen ist verordnet, die Begegnungszone bleibt bestehen. Sie wird auch besser.
Nur eines kann sich Bürgermeister Stefan Krapf nicht vorstellen: ein autofreies Zentrum. Wobei er ein zehn Millionen Euro teures Parkdeck in der Innenstadt nicht braucht. Parkplätze entlang der Tram sieht die Strategie vor, vereinbart ist eine bessere Aufteilung des öffentlichen Raums – also etwa keine „Parkplätze mit Seeblick“ mehr. Radfahren und zu Fuß gehen werden forciert.
Die Straßenbahn ist seit dem Zusammenschluss der Gmundner Straßenbahn und der ehemaligen Traunseebahn als Traunsee-Tram „die Wirbelsäule für den öffentlichen Verkehr“. Feichtinger ist überzeugt: „Die Strategie muss auch unabhängig von Wahlergebnissen weiter funktionieren.“ Denn, und da sind sich Feichtinger und Krapf einig, „das Klimabewusstsein steigt und färbt auf alle ab“.
Erstmals ist in Gmunden heuer ein Klimapreis ausgelobt, dotiert aus dem Preisgeld von 2.500 Euro für die Klimastrategie. Einreichungen sind bis Ende des Jahres möglich.
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