"Klagenfurter Gang": Der größte Betrugsprozess des Landes startet

Hohe Gewinnversprechen von mehr als zehn Prozent sind meist unseriös, oft sogar kriminell. Eine Gruppe von Kärntner, Deutschen und Schweizern soll zigtausende Menschen vor allem in Mitteleuropa so um Millionenwerte geprellt haben. Über 20 Personen dürften dieser mutmaßlichen kriminellen Vereinigung angehören, manche sind noch auf der Flucht.
Zunächst steht ab Mittwoch der erste große Fall im Klagenfurter Landesgericht vor Richterin Bandion Ortner auf dem Programm. Acht Personen stehen zunächst vor Gericht, gegen 14 weitere Verdächtige wird noch ermittelt. Laut Anklage sollen sie Gelder von 40.000 Anlegern statt in die Kryptowährungsbörse "exw" lieber in Luxusfahrzeuge in Thailand investiert haben. Einige Beteiligte flüchteten offenbar auch nach Mexiko.
Jedenfalls sind 150 Zeugen vorgeladen, der Schaden beträgt um die 14 Millionen Euro. Es drohen maximal zehn Jahre Haft - und außerdem noch weitere Prozesse. Allein dieser rund um exw wird bis ins Frühjahr dauern - mindestens. Angeklagt sind die Verbrechen des gewerbsmäßig schweren Betruges und der Geldwäscherei sowie das Vergehen des Ketten- und Pyramidenspiels und kriminelle Vereinigung.
Nachdem nur der Hauptverdächtige in U-Haft kam, konnten die Beteiligten mehrere weitere dubiose Finanzformate einführen, zu denen aktuell wegen ähnlicher Delikte ermittelt wird. Sowohl in einer großen österreichischen Tageszeitungen erschienen zahlreiche Werbeberichte als auch konnte sich ein einschlägig Verurteilter Betrüger und Gang-Mitglied in einer bekannten ORF-Nachrichtenmagazin reinwaschen.
Der langjährige Betrugshäftling mit teilweisem Aufenthaltsverbot in der Schweiz wurde sogar plötzlichen zum angeblichen "Opfervertreter". Fazit: Alles wäre doch gut gelaufen.
Im zweiten großen Fall der "Klagenfurter Gang" geht es um mutmaßlichen Betrug mit legalen Cannabis-Pflanzen, den der KURIER im Frühjahr aufgedeckt hat. Dabei wurden über 100.000 CBD-Blumen an Anleger verkauft, aber auch hier fuhren die Beteiligten Luxus-Karossen. Über eine weitere Anklage wird noch beraten, auch in Deutschland laufen aktuell Ermittlungen.
Der Schaden ist dabei jedenfalls ähnlich hoch wie bei "exw". Es dürfte wohl nicht der letzte Monsterprozess in dieser Angelegenheit bleiben.
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