Kitzbüheler verklagt die Stadt

KItzbühel ist eines der teuersten Pflaster Österreichs, Wohnraum für Einheimische kaum leistbar
Pleite-Unternehmer will 300.000 Euro, weil Stadtführung Hausverkauf verhinderte.

Kitzbühels Bürgermeister Klaus Winkler ließ sich am Montag entschuldigen. Dabei spielt er eine entscheidende Rolle in einem Zivilprozess, der gestern am Landesgericht Innsbruck startete. Kläger Johann Reiter fühlt sich von Winkler geprellt. Der Unternehmer ist 2013 in die Pleite geschlittert. Mit dem Verkauf seines Hauses im Stadtteil Sonngrub hätte er das verhindern wollen.

Doch letztlich wurde das Haus um 850.000 Euro zwangsversteigert. Und das, obwohl Reiter ein Kaufangebot in Höhe von 1,15 Millionen Euro bekommen hatte. Die Differenz von 300.000 Euro will der Kitzbüheler nun von der Stadt, weil diese ihn in die Irre geführt habe.

Wie so oft im Nobelskiort am Fuße der Streif, geht es auch in diesem Fall um eine Melange aus Macht, Immobilien und Geld. Das Haus, das im Zentrum der Affäre steht, ist ausgerechnet im Rahmen einer Offensive der Stadt errichtet worden, mit der Kitzbühel Einheimischen auf einem der teuersten Pflaster Österreichs den Bau von Eigenheimen ermöglichen will. Kitzbüheler können Stadtgrund unter marktüblichen Preisen erwerben.

Die Auflagen, unter denen Reiter hier gebaut hat, sehen vor, dass der Stadt ein Vorkaufsrecht eingeräumt wird. "Die Gemeinde hat meinem Mandanten signalisiert, dass sie an einem Selbsterwerb nicht interessiert ist, dass der Käufer jedoch ein Einheimischer sein muss", sagt Anwalt Philip Paumgarten. Die Zusage soll Stadtchef Winkler gegenüber Reiter im Frühjahr 2013 gemacht haben. Besonders pikant für den Anwalt: "Der Bürgermeister war damals Steuerberater von Herrn Reiter und hat als solcher sein Vertrauen genossen", sagt Paumgarten.

"Ich habe ihm in dieser Angelegenheit immer gesagt, dass ich als Bürgermeister mit ihm spreche", erklärt Winkler auf Nachfrage. Dass es eine fixe Zusage für den Verzicht auf das Vorverkaufsrecht gegeben hat, stellt er in Abrede. "Ich habe Reiter aber gesagt, er möge sich um einen einheimischen Interessenten bemühen", sagt der Ortschef.

Gescheiterter Verkauf

Reiter fand schließlich einen Kitzbüheler Millionär, der das Haus für 1,15 Millionen Euro kaufen wollte. "Ziel dieses Siedlungsgebiets ist es aber, dass Einheimische zum Zug kommen, die sich auf dem freien Markt keinen Grund leisten können", erklärt der Bürgermeister, warum dieser Käufer vonseiten der Stadt abgelehnt wurde.

"Der hat dann ein anderes Haus gekauft. Ich wollte meinen Betrieb retten", sagt Reiter. Sein Haus wurde letztlich zwangsversteigert. Den Zuschlag erhielt kein Einheimischer, sondern ein reicher Deutscher – für 850.000 Euro. Winkler gesteht ein, dass auch das nicht im "Siedlungsgedanken" sei. "Aber bei Zwangsmaßnahmen können wir nicht mehr gestaltend eingreifen."

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