Kinder mit Schwermetallen belastet

35 Kinder und Jugendliche wurden auf Schwermetalle getestet.
Noch fehlt eine medizinische Beurteilung der Harn-Tests im Görtschitztal. MedUni Wien am Zug.

Das vom HCB-Umweltskandal gebeutelte Kärntner Görtschitztal kommt nicht zur Ruhe. Eine Bürgerinitiative hat kürzlich auf eigene Faust Harnuntersuchungen durchführen lassen: die Ergebnisse weisen vor allem bei Kindern hohe Belastungen mit Schwermetallen aus.

"Das Land Kärnten erzählt uns stets vom ‚engmaschigen Monitoring‘. Um dieses zu überprüfen, haben wir Harn-Analysen in einem unabhängigen Labor in Auftrag gegeben." Bio-Bäuerin Isa Priebernig ist Sprecherin der "Initiative Görtschitztal" und ihr Vertrauen in die Untersuchungen des Landes ist gering. Dutzende kritische Geister wie sie wollten eruieren, ob in der Region neben Hexachlorbenzol andere Gifte lauern – solche, die beispielsweise im Harn feststellbar sind. 146,15 Euro kostet eine diesbezügliche Analyse in einem akkreditierten Labor in Bremen. "Wir haben 12.000 Euro an Spendengeldern gesammelt, um die Untersuchung an 80 Bürgern durchführen zu können", sagt Priebernig.

Die Ergebnisse waren für Laien nichtssagend. Priebernig: "Uns ist nur aufgefallen, dass zahlreiche Werte mit einem Stern versehen sind. Wir haben am 20. Jänner 2017 die Landessanitätsdirektion kontaktiert, die bis heute nicht reagiert hat." Daher wandte man sich an die Statistiker der Uni Klagenfurt, um die Ergebnisse zumindest mit anderen Studien vergleichen zu können.

Ein Rätsel

"Wir haben eine deutsche Analyse zum Human-Biomonitoring bei Kindern aus dem Jahr 2007 zum Vergleich herangezogen. Dort wurden Referenzwerte ermittelt, die wir mit den 35 getesteten Kindern aus dem Görtschitztal abchecken konnten", sagt Statistiker Gunter Spöck. Bei Quecksilber gebe es keine großen Ausreißer. Bei Cadmium lagen jedoch zehn beprobte Kinder über dem Referenzwert, bei Nickel sechs und bei Arsen vier. Spöck: "Wir stehen vor einem Rätsel, weil die Zahlen die erlaubten Werte aus Deutschland in vielen Fällen um mehr als des Doppelte überschreiten; und Kinder sind stärker mit Schwermetallen belastet als Erwachsene."

Umweltanwalt Wolfgang List stellt nicht nur eine Schadenersatzklage in den Raum, sondern äußert einen Verdacht, wer als Emittent infrage kommen könnte. "Ein Zementwerk natürlich", verweist List auf "w&p" in Klein St. Paul. "Wir weisen diese haltlosen Unterstellungen auf das Schärfste zurück. Vielmehr zeigen Messungen, dass Emissionswerte von Nickel und Cadmium deutlich unter den Grenzwerten liegen", teilt "w&p" mit.

Gesundheitslandesrätin Beate Prettner (SPÖ) betont indes, sie kenne erst seit Mittwoch Ergebnisse der Harnuntersuchungen und habe diese zur Beurteilung an die MedUni Wien weitergeleitet.

"Keine Befunde"

Den Vorwurf der Bürgerinitiative, dass die Landessanitätsdirektion untätig geblieben sei, schmettert deren Leiterin, Ilse Oberleitner, ab. "Die Bürgerinitiative hat strikt die Herausgabe der Befunde verweigert. Ohne Befunddaten und ohne Angaben zu zusätzlichen Einflussfaktoren wie Ernährungsverhalten, Wohnumfeld, Arbeitsplatzsituation gibt es keine seriöse Erklärung."

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