Im kommenden Jahr soll es aber auch eine neue Therapieform für Kinder und Jugendliche zwischen fünf und 18 Jahren abseits des stationären Aufenthalts geben: Die jungen Betroffenen sollen engmaschig zu Hause bereut werden, ein Modell, das als "integriertes Home-Treatment" bezeichnet wird und seit 2011 in Deutschland etabliert ist.
Hilfe zu Hause
Aufgebaut hat es dort Primaria Isabel Böge, mittlerweile nach Graz übersiedelte Leiterin der Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie am LKH Graz II. "Man kann das Zuhause, die Familien und die Schule einbeziehen. Das sind ja die Stellen, wo die Probleme passieren“, beschreibt Böge die Vorteile dieses Modells. "Die Eltern werden stark einbezogen, das kann kein stationärer Aufenthalt leisten. Und die Kinder und Jugendlichen werden nicht von den Freunden getrennt, es gibt auch keinen schulischen Leistungsverlust."
Weg von der Station
1,7 Millionen Euro sind für das "Home-Treatment" reserviert, vorerst startet es im Großraum Graz. Böge will es aber flächendeckend ausrollen, denn ländlichere Regionen erreiche die Kinder- und Jugendpsychiatrie mit stationären Angeboten ohnedies schwer. Ziel ist generell, die Aufenthalte von Kindern und Jugendlichen wegen psychischer Probleme im Spital zu verkürzen, wenn nicht gar völlig zu verhindern.
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Sechs bis sieben Betroffene könnten zeitgleich behandelt werden. Insgesamt geht es um 40 ambulante Betreuungsplätze zusätzlich zu den 53 Betten im LKH Graz II. Die durchschnittliche Behandlungsdauer setzt Böge mit neun Monaten an, wobei die Familie in den ersten sechs davon vier oder fünf Mal von Fachkräften betreut wird, die aus der Klinik stammen, danach übernimmt der psychosoziale Dienst den Großteil. Ein Spitalsarzt besucht die Familien aber weiterhin einmal monatlich.
Wann der Umbruch kam
Ambulante Betreuung für Menschen, die psychiatrische Unterstützung brauchen, ist erst seit rund 20 Jahren Thema, erinnert sich Susanna Krainz vom Gesundheitsfonds Steiermark. "Psychiatrie wurde bis 2005 stationär gedacht, danach gab es einen Paradigmenwechsel und einen Umbruch." Zu den ambulanten Grundstrukturen, die vom Land mitfinanziert werden, gehören unter anderem Suizidprävention und das Schulprojekt "Seelisch fit".
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