Kickl kauft neue "mannstoppende" Munition

A gun owner displays a Glock 20, 10 mm Auto pistol in Vienna
Innenminister stattet Polizei mit Geschossen aus, die ihr Ziel nicht durchdringen.

Mit gestiegener Gewaltbereitschaft gegen Polizisten erklärt Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) die Maßnahmen, die 2018 bei der Polizei gesetzt wurden. So wurden u. a. 24.000 Schutzwesten angeschafft, die sowohl gegen Schüsse als auch Messerstiche schützen sollen. Solche Westen finanzierten sich viele Beamte bisher aus der eigenen Tasche.

Außerdem sind bis dato 3.400 Streifenpolizisten mit Sturmgewehren ausgestattet worden. Diese Langwaffen haben eine Beleuchtungseinheit und Zieloptik. Derzeit werden die Beamten im Umgang mit der Waffe geschult. So soll die Zahl der Verletzen im Dienst sinken. Im Vorjahr wurden immerhin 1.054 Polizisten verletzt, 62 sogar schwer.

Verspätung

Die nächste Anschaffung zum Schutz der Beamten kommt jetzt mit großer Verspätung: Bereits im Jahr 2017 war die Rede davon, dass die Polizei mit neuer Munition ausgestattet werden soll.

Bisher steckte in den Magazinen der Polizeipistolen Vollmantelgeschoße. Diese sind aber kaum „mannstoppend“ (siehe Grafik). Die Projektile dringen oftmals durch den Körper des Angeschossenen und stellen somit eine Gefahr für Personen in der Umgebung dar.

Teilmantelgeschoße sollen die Lösung sein. Die sogenannten Deformationsgeschoße platzen beim Eindringen in den Körper an der Spitze teilweise kontrolliert auf. Im militärischen Bereich sind diese Geschoße deshalb verboten. Umstritten ist, ob die Munition schwerere Verletzungen zur Folge hat.

Umstrittene Wirkung

Während das Innenministerium seit Jahren betont, dass die Auswirkungen für den Getroffenen geringer wären, weil es keine Austrittswunde gibt, sagen Jäger, dass Deformationsgeschoße weitaus großflächigere Verletzungen verursachen.

Innenminister Herbert Kickl erklärt, dass der Schusswaffengebrauch ohnehin auf ein absolutes Mindestmaß reduziert werden solle. Dies werde bei den Einsatztrainings speziell geschult: „Der Gebrauch der Schusswaffe ist die letzte mögliche Konsequenz eines polizeilichen Einsatzes. Aus diesem Grund kann dies auch nur unter den strengsten rechtlichen Voraussetzungen gerechtfertigt sein“, sagt Kickl. Weil die mannstoppende Munition eine bessere Wirkung zeigt, sollen im Umkehrschluss weniger Schüsse abgegeben werden müssen als bisher.

VOLLMANTELGESCHOSS

Kickl kauft neue "mannstoppende" Munition

Bei der österreichischen Polizei wird aktuell diese Projektilart
verwendet. Sie ist kaum „mannstoppend“, bei einem Treffer
werden nur rund 20 Prozent der Energie abgefangen – der
Rest „fliegt“ nach dem Durchschuss in irgendeine abgelenkte
Richtung weiter. Deshalb müssen oft mehrere Schüsse
abgegeben werden, Unbeteiligte sind außerdem in hoher
Gefahr. Bei einem Treffer in den Autoreifen hinterlassen
die Projektile so kleine Löcher, dass ein Fahrzeug noch
kilometerweit fahren kann.

Bei der österreichischen Polizei wird aktuell diese Projektilart
verwendet. Sie ist kaum „mannstoppend“, bei einem Treffer
werden nur rund 20 Prozent der Energie abgefangen – der
Rest „fliegt“ nach dem Durchschuss in irgendeine abgelenkte
Richtung weiter. Deshalb müssen oft mehrere Schüsse
abgegeben werden, Unbeteiligte sind außerdem in hoher
Gefahr. Bei einem Treffer in den Autoreifen hinterlassen
die Projektile so kleine Löcher, dass ein Fahrzeug noch
kilometerweit fahren kann.

TEILMANTELGESCHOSS

Kickl kauft neue "mannstoppende" Munition

(Deformationsgeschoß): An der Projektilspitze sind Hohlbruchstellen
und Hohlräume, damit das Geschoß bei einem Treffer
im Körper (vor allem an Knochen) aufpilzt. Fast die gesamte
abgegeben Energie wird vom Körper abgefangen. Dadurch
gibt es eine größere Verletzung - um das bis zu 1,3-fache –
und die „mannstoppende“ Wirkung wird massiv erhöht.
Das Projektil durchschlägt wenige Ziele und vermindert
die Gefahren für Unbeteiligte. Im militärischen Bereich
ist sie verboten.

(Deformationsgeschoß): An der Projektilspitze sind Hohlbruchstellen
und Hohlräume, damit das Geschoß bei einem Treffer
im Körper (vor allem an Knochen) aufpilzt. Fast die gesamte
abgegeben Energie wird vom Körper abgefangen. Dadurch
gibt es eine größere Verletzung - um das bis zu 1,3-fache –
und die „mannstoppende“ Wirkung wird massiv erhöht.
Das Projektil durchschlägt wenige Ziele und vermindert
die Gefahren für Unbeteiligte. Im militärischen Bereich
ist sie verboten.

Ausschreibung

Als nächster Schritt des Beschaffungsvorgangs muss nun eine europaweite Ausschreibung für den Auftrag erfolgen. Das wird noch im zweiten Quartal 2019 passieren. Wer den Zuschlag bekommt, soll Ende des Jahres entschieden. Die Kosten für die Munition für vier Jahre liegen laut Innenministerium bei rund 800.000 Euro für knapp 1,6 Millionen Stück.

In den Magazinen der Dienstwaffenmodelle Glock 17 und Steyr MP 88 sollen die Geschoße spätestens im Sommer 2020 landen.

Die schwarze Polizeigewerkschaft FCG begrüßt die Neuanschaffungen. Der oberste Gewerkschafter, Reinhard Zimmermann, hat diesen Deal bereits mit dem Ex-Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP) ausgehandelt: „Die Anschaffung der Schutzwesten wurde bereits 2016 in Angriff genommen. Mit der Auslieferung an die Polizisten wurde aber eben erst im Jahr 2018 begonnen. Es geht auf jeden Fall in die richtige Richtung, wenn die Polizei zeitgemäß ausgerüstet wird“, sagt Zimmermann.

Laut Innenministerium sei die neue Munition im Falle von Einsätzen gegen Terroristen wichtig.

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