Keine Angst vor der Ersten Hilfe

Keine Angst vor der Ersten Hilfe
Der tragische Todesfall vor dem Spital "Göttlicher Heiland" zeigt einmal mehr, wie wichtig es ist, im Notfall rasch zu reagieren.

Ganz ehrlich: Sie sind mit dem Auto unterwegs, vor Ihnen fährt jemand in den Graben, Sie müssen Erste Hilfe leisten – aber wissen Sie überhaupt (noch), wie das funktioniert? Wie man jemanden in die stabile Seitenlage bringt? Wie die Herz-Druck-Massage richtig angewendet wird?

Der tragische Tod eines Mannes, den – wie berichtet – eine Passantin vor dem Krankenhaus Göttlicher Heiland in Wien-Hernals reglos in einem Auto liegend fand, gibt Anlass, wieder einmal darüber nachzudenken.

Die Ersthelferin suchte den Weg ins gegenüberliegende Spital, weil sie annahm, dort rasch kompetente Erste Hilfe für den Mann zu erhalten. Doch die kam erst mit Verzögerung. Wie reagiert man in Notfall richtig? Der KURIER beantwortet die wichtigsten Fragen zum Thema Erste Hilfe.

Keine Angst vor der Ersten Hilfe

Was kann man bei Erster Hilfe falsch machen?

„Das einzige, das man falsch machen kann, ist nichts zu tun“, sagt Gerry Foitik, Bundesrettungskommandant beim Österreichischen Roten Kreuz. Denn: „Jede Minute, die vergeht, kostet zehn Prozent Überlebenschance.“ Wer bemerkt, dass eine Person Hilfe braucht, sollte zunächst überprüfen, ob die Person noch bei Bewusstsein ist: Dazu nimmt man die Person an der Schulter und rüttelt sie. Dann überprüft man, ob die Person atmet (Hören-sehen-fühlen). Dazu überstreckt man den Kopf und öffnet gegebenenfalls den Mund (ansonsten Erstickungsgefahr). Wenn die Person einige Sekunden lang nicht atmet, beginnt man mit der Herz-Druck-Massage: 100-mal pro Minute, fünf bis sechs Zentimeter tief, rhythmisch, in die Mitte des Brustkorbs (siehe Grafik). Gleichzeitig schreit man um Hilfe und bittet etwa Passanten, die Rettung zu rufen.

Sind verpflichtende Erste-Hilfe-Kurse sinnvoll?

Beim Roten Kreuz hält man von Verpflichtungen wenig. Besser sei es, Erste Hilfe immer wieder zu trainieren. „Wenn Kinder in der Pflichtschule einmal pro Jahr im Unterricht einen Erste-Hilfe-Kurs absolvieren würden, würden sie das Erlernte nicht mehr vergessen, bis sie 50 Jahre alt sind“, sagt Foitik. „Erste Hilfe ist wie Fahrradfahren“: Man muss es üben, aber wenn man es einmal kann, verlernt man es nicht mehr.

Keine Angst vor der Ersten Hilfe

In welchem Umfeld ereignen sich die meisten Situationen, in denen Erste Hilfe nötig ist?

Mit großer Wahrscheinlichkeit ist es das nächste Umfeld – Freunde, Familie, Kollegen – und nicht der Autounfall, zu dem man an einem finsteren Abend allein dazustößt. „Das ist der wesentliche Punkt“, sagt Gerry Foitik. „Es ist wichtig, dass die Menschen wissen, dass es eher vorkommt, dass der Opa am Mittagstisch einfach umfällt oder dem Partner oder Kind etwas passiert.“ Wer das verinnerlicht habe, zögere vielleicht nicht mehr länger, an einem Erste-Hilfe-Kurs teilzunehmen.

Wie und wo finde ich Angebote für Erste-Hilfe-Kurse in meiner Nähe?

Auf www.erstehilfe.at – einer Website des Roten Kreuzes – sind alle Kursangebote aufgelistet. Wer seine Postleitzahl eingibt, erhält das Kursangebot in der Umgebung: Auffrischungskurse, Grundkurse, Führerscheinkurse, Kindernotfallkurse. Plus Information darüber, wo der Kurs stattfindet und wie viel er kostet. Ein 16-stündiger Grundkurs kommt zum Beispiel auf 70 Euro.

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