Karikaturen in 3D: Großer Erfolg mit kleinen Detektiven
Der Mantel ist zerknittert, die rechte Hand samt Zigarre erhoben, als wollte er "Eine Frage hätte ich da noch, Sir ..." sagen. Daneben sitzt sein Basset namens "Hund" mit charakteristisch-traurigem Blick. So kennt man Inspektor Columbo – und auch wieder nicht. Denn dieser Columbo ist elf Zentimeter klein und aus Modelliermasse. Seine Schöpferin ist Birgit Vlk, deren Werke – nämlich Karikaturen in 3D – in Österreich und den USA bereits mehrere Preise gewannen. Jüngst erreichte sie im November den ersten Platz bei einer Karikatur-Convention in Orlando in Florida.
Ihren ersten großen Erfolg bescherten ihr Miss Marple, Hercule Poirot, Sherlock Holmes, Jessica Fletcher, Magnum und Columbo samt Hund: Ihr "Club der Detektive" landete beim Wettbewerb der ISCA (International Society of Caricaturist Artists) 2016 in Phoenix in Arizona auf Platz eins.
"Dass meine 3D-Figuren vor den gezeichneten Karikaturen gewonnen haben, war für mich eine unglaubliche Sensation", erzählt Vlk. Und die Reaktionen der Besucher auf die kleinen Detektive erfreuten sie mindestens so sehr wie der Preis selbst: "Einer bezeichnete sie gar als herzergreifend."
Wieder erster Platz
Kürzlich, im November 2017, stellte Vlk sich in Orlando in Florida erneut einem ISCA-Wettbewerb. Und wieder landete eine Figur von ihr auf Platz eins: Diesmal nicht eine mitgebrachte, sondern eine, die sie im Lauf von drei Tagen und zwei Nächten live vor Publikum formte. "Mein Kollege, der Karikaturist Bernd Weidenauer, stand mir Modell – ich habe ihm eine Wrestling-Figur nachempfunden", erzählt sie. In Österreich ergatterte sie zudem bei Bewerben mehrere zweite Plätze.
Viele Jahre hatte sich Vlk bereits mit Porträt-Malerei und gezeichneten Karikaturen befasst, 2014 formte sie schließlich ihre erste Figur. Modell stand damals ein Kollege: "Während der Entstehung meinte er angesichts der Figur, er brauche einen Therapeuten", sagt Vlk und lacht. Mittlerweile liebe er die Karikatur seiner selbst jedoch – sie hat einen Ehrenplatz in seinem Büro.
40 Stunden Arbeit
Zu Übungszwecken gestaltete sie anfangs Karikaturen von Bruder, Mutter und Nichten. Die Figuren sind aus Modelliermasse – Fimo oder Pro Sculpt –, die im Ofen härtet. Anschließend werden sie geschliffen, geglättet und mit Acrylfarben, Rouge oder Lidschatten bemalt.
"Anfangs brauchte ich zirka 23 Stunden pro Figur", erklärt Vlk. Mittlerweile, mit ausgefeilterer Technik, dauere es 30 bis 40 Stunden.
Derzeit arbeitet sie in ihrem Atelier in Wien-Leopoldstadt an einer kleinen Frauenfigur: "Das ist eine Freundin von mir, die in London lebt", erklärt Vlk. Die kleine Dame sitzt mit übereinander geschlagenen Beinen auf einem Miniatur-Koffer. "Weil sie gerne und viel reist", erklärt die Künstlerin. Als Vorlage dienen Vlk Fotos ihrer Freundin aus allen Perspektiven. Die Figur – wiewohl eine liebevolle Karikatur – gleicht dem Original in vielen Details: Selbst die schwarzen Sandalen sehen aus wie die Originale am Foto.
Sie empfindet ihre Figuren Charakteren aus Film und Fernsehen sowie Freunden nach. Ebenso nimmt sie Auftragsarbeiten an. "Ein Viertel sind Celebrities, drei Viertel Privatpersonen", schätzt Vlk. Ihre Werke sind auch beliebte Geschenke. "Kürzlich wollte ein Brautpaar ein Karikaturen-Pärchen von sich für ihre Hochzeitstorte." Bestellen muss man aber rechtzeitig, etwa auf ihrer Website (birgitvlk.com): "Ich bin jetzt schon bis Februar ausgebucht."
Ihre Pläne für die Zukunft? Beim nächsten Bewerb in den USA, nämlich kommenden November in San Diego in Kalifornien, möchte sie jedenfalls erneut antreten.
Und wer ist persönlicher Liebling? "Eh der Columbo. Natürlich samt Hund. Deshalb ist er auch unverkäuflich", erwidert Vlk und lacht.
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