Kardiologie-Chef wird Klinikleitung entzogen

An der Uni-Klinik Innsbruck wurder erstmals ein Vorstand abberufen.
Uni-Professor will sich mit allen Mitteln gegen Abberufung wehren. Landesrat zeigt sich zufrieden.

Zwei Wochen hat es gedauert, bis sich das Rektorat der Medizinischen Universität (Med Uni) Innsbruck zu einer Entscheidung durchringen konnte. Am Dienstag wurde nun bekannt gegeben, wie es mit der Kardiologie weitergehen soll. Deren Chef, Wolfgang-Michael Franz, war durch einen am 7. Dezember veröffentlichten Bericht einer Expertenkommission massiv unter Druck geraten. Ihm wurden Defizite in der Personalführung und zu Unrecht verrechnete Privathonorare angelastet.

Das Rektorat hat dem Kardiologie-Vorstand, der alle Vorwürfe bestreitet, nun die Klinikleitung entzogen – ein bisher einmaliger Fall in Innsbruck. "Das Dienstverhältnis mit der Med Uni Innsbruck ist aber nach wie vor aufrecht", hieß es auf Nachfrage von Rektorin Helga Fritsch.

Kardiologie-Chef wird Klinikleitung entzogen
BILD zu OTS - Im Rahmen eines Pressegespräches am Donnerstag, 5. März, informierten Univ.-Prof. Dr. Wolfgang-Michael Franz, Dir. der Univ.-Klinik für Innere Medizin III, Kardiologie und Angiologie, Innsbruck, Prof. Dr. Dr. h.c. Vera Regitz-Zagrosek, Institut für Geschlechterforschung in der Medizin (GIM), Charité Universitätsmedizin Berlin, Univ. Doz. Dr. Andrea Podczeck-Schweighofer, 5. Medizinische Abteilung mit Kardiologie, Sozialmedizinisches Zentrum Süd - Kaiser-Franz-Josef-Spital, Wien, Univ. Prof. Dr. Margarethe Hochleitner, Innsbruck und Univ. Prof. Dr. Guy Friedrich, Kardiologie, Univ. Klinik für Innere Medizin III, Innsbruck über dieses hochinteressante Thema in der Medizin.
"Ich werde alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen, um diese ungerechte Abberufung zu bekämpfen", teilte der degradierte Uni-Professor mit. Sein Wiener Anwalt Gerald Ganzger sieht "sehr gute Chancen", dass das gelingt. Ganzger erhebt schwerwiegende Vorwürfe gegen die Med Uni: "Das schaut nach einer Vendetta aus. So geht man mit einem Klinikvorstand nicht um."

Ganzger kritisiert, dass seinem Mandanten keine Möglichkeit zur Stellungnahme gegeben wurde. Der Abberufungsbescheid beinhalte nur schwammige, aber keinen konkreten Vorwürfe. "Und die sind nicht geeignet, eine Abberufung zu tragen", sagt der Jurist.

Tatsächlich scheinen die Vorwürfe jedenfalls nicht schwer genug zu wiegen, als dass sich die Med Uni über eine Kündigung getraut hätte. Ein langer Rechtsstreit droht nun aber wohl ohnedies. Ganzger hat als ersten Schritt eine Beschwerde gegen die Med Uni beim Bundesverwaltungsgericht eingebracht. Bekämpfen will er auch die Auflösung des Wirtschaftsvertrages durch den landeseigenen Krankenhausverwalter Tirol Kliniken. Franz verliert dadurch die Möglichkeit, Privatpatienten zu behandeln, und einen Großteil seines Honorars.

Stellvertreter-Lösung

Die Klinikleitung wird vorerst der Stellvertreter von Franz übernehmen. "Wir arbeiten jetzt mit den Tirol Kliniken an einer tragfähigen Lösung für die Kardiologie", erklärte Fritsch. Vom Tisch ist die von Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg (ÖVP) angedrohte Einrichtung eines eigenen Landes-Primariats. Er meint: "Ich bin mit der Entscheidung der Med Uni Innsbruck im Sinne einer gedeihlichen Entwicklung der Kardiologie in Innsbruck zufrieden." Das Land hatte zuletzt massiv auf eine Ablöse des Uni-Professors gedrängt und der Med Uni sogar ein Ultimatum für eine "Lösung" in der Causa gesetzt.

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