Kampagne: "Ohne Kondom kein Sex"

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Kampagne für Safer Sex: In Discos verteilt die Aids-Hilfe 5000 Gratis-Kondome.

„Viele Frauen nehmen die Antibabypille und glauben, dadurch ausreichend geschützt zu sein. Dabei vergessen sie, dass sie sich beim Sex auch mit Krankheiten anstecken können“, sagt die 25-jährige Denise, als ihr im Wiener Nachtclub Praterdome von der Aids Hilfe ein Kondom angeboten wird.

Die Jugendlichen sind oft nachlässig, wenn es um Safer Sex geht. Das ist leichtsinnig, denn laut Schätzungen sind zwischen 12.000 und 15.000 Österreichern HIV-infiziert – etwa die Hälfte davon in Wien. Die Dunkelziffer dürfte weit höher sein. Auf diese Gefahr möchte die Aids Hilfe Wien gemeinsam mit wienXtra-jugendinfo durch die Kampagne „Cool drauf“ aufmerksam machen. Mit Hilfe von Plakaten und Gratis-Kondomen wollen sie die jungen Menschen dazu motivieren, das Kondom zur rechten Zeit am rechten Ort zu haben.

5000 Kondome

Bei der Verteilaktion werden im März und April insgesamt 5000 Kondome in den Wiener Nachtclubs U4 und Praterdome unters Publikum gebracht. Der KURIER war bei der Verteilaktion Samstagnacht im Praterdome dabei. Anfangs reagieren die Jugendlichen irritiert auf das angebotene Präservativ. Dann stecken sie es willig ein. Manche kommen auch noch einmal und holen sich ein zweites.

Bernhard Panholzer aus Mistelbach findet die Aktion toll: „Junge Menschen, die in den Clubs Kondome verteilen, so etwas sollte es öfters geben. Auch gerne gegen Bezahlung.“ Laut Aids Hilfe sei die mangelnde Verfügbarkeit von Kondomen häufig Grund für ungeschützten Sex. An diesem Punkt setzt die Kampagne an. „Ich finde es immer peinlich, bei uns im Supermarkt Kondome zu kaufen. Ich habe immer das Gefühl, die Kassierer halten mich für einen Vergewaltiger“, sagt der 20-jährige Panholzer.

Auch der Grundwehrdiener Robin Fölserl , 22, stellt klar: „Gerade bei One-Night-Stands bin ich streng. Ohne Kondom, kein Sex. Selbst wenn sie die Pille nimmt.“

Sexualpädagoge Wolfgang Kostenwein bescheinigt den österreichische Jugendlichen ein hohes theoretisches Wissen über Verhüttung. „Aber das Verhütungsverhalten wird nicht besser, wenn man nur auf theoretischer Ebene mit ihnen darüber spricht.“ Für die Jugendlichen müsse die Verhütung mit Lust gekoppelt sein, erklärt der Experte.

Nachholbedarf

„Bei der praktischen Umsetzung des theoretischen Wissens besteht eindeutig noch Nachholbedarf“, sagt Johannes Pürstinger. Der Zivildiener verteilt die Präservative an die jugendlichen Nachtschwärmer. Man müsse den Burschen klar machen, dass „Kondome das einzige Verhütungsmittel sind, das sie selbst in der Hand haben“, erklärt Kostenwein. „Und es kommt gut an, wenn Burschen an Kondome denken.“

Das findet auch Tamara Wondraschek, die das Verhalten der jungen Männer kritisiert: „Vor allem wenn sie betrunken sind, vergessen sie oft darauf.“ Das angebotene Präservativ lehnt die 19-Jährige dankend ab. Sie hat bereits drei in der Tasche.

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